23 - Samu

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Ich hatte im Backstagebereich noch einen Kollegen aus der The Voice-Zeit getroffen und mich einen Moment mit ihm unterhalten. Als ich mich anschliessend wieder auf die Suche nach Riku und Mikko machte war ich leider nicht sehr erfolgreich, auch von Abbey und Dan fehlte jede Spur. Ich irrte etwas verloren umher bevor ich schliesslich jemanden mit einem Staff-Shirt ansprach. „Hm, die Jungs habe ich vorher dort hinten gesehen, vermutlich sind sie zu ihrer Garderobe gegangen." Ich bedankte mich und ging dann in die gezeigte Richtung. Innerlich ärgerte es mich noch immer, dass ich nicht selbst gesehen hatte, was für ein Talent in Abbey stecken musste. Riku hatte recht gehabt, sie verstand definitiv etwas von Musik, ich war bloss zu stur und zu eitel gewesen, als dass ich das hatte sehen wollen. Sie hatte also den Sound der Band, den ich so mochte, massgeblich mitgeprägt wenn ich Dan glauben durfte - und weshalb sollte er diesbezüglich auch lügen? Sobald sich eine Gelegenheit ergab musste ich mich unbedingt bei Abbey entschuldigen. Als ich um die Ecke der letzten Künstlergarderobe bog bot sich mir ein ungewöhnliches Bild. Riku, Mikko und die Jungs von Imagine Dragons sassen auf einer provisorischen Sitzecke im Freien und Abbey sass mit Dan auf zwei Hocker. Dan hatte eine Gitarre in der Hand, Abbey hatte die Augen geschlossen und atmete gerade noch einmal tief durch bevor sie zu singen begann. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ihre Stimme löste etwas in mir aus, das ich mir selber nicht richtig erklären konnte. Hatte ich diese Stimme schon einmal gehört? Es war eine unglaublich schöne Singstimme, samtig weich, jeder Ton sass perfekt und war dennoch voller Gefühl. Abbey sang aus tiefstem Herzen und schien jedes Wort so zu meinen, was mich sehr überraschte. Der Text traf mich tiefer als ich erwartet hätte, erinnerte mich zu sehr an mein eigenes Liebesleben und ich schluckte.
~~~
Oh, hush, my dear, it's been a difficult year
And terrors don't prey on innocent victims
Trust me, darlin', trust me darlin'
It's been a loveless year
I'm a man of three fears
Integrity, faith and crocodile tears
Trust me, darlin', trust me, darlin'
.
So look me in the eyes, tell me what you see
Perfect paradise, tearin' at the seams
I wish I could escape, I don't wanna fake it
Wish I could erase it, make your heart believe
.
But I'm a bad liar, bad liar...
~~~

Wie gebannt lauschte ich den Worten, den sanften Klängen der Gitarre, begleitet von den Stimmen der Beiden. Es harmonierte einfach alles perfekt und ich erkannte sofort, dass dieser Song das Potenzial hatte, ganz gross zu werden! Als die letzten Töne verklungen waren ging ich langsam auf die Gruppe zu. „Damit lässt sich definitiv arbeiten!" sagte einer der Jungs euphorisch zu Dan und er nickte begeistert „Auf jeden Fall! Ich hab schon eine Idee, wie wir diese akustische Version umsetzen könnten.." Während die Band weiter diskutierte ging ich direkt zu Abbey. Riku und Mikko standen bei ihr „Das war toll! Und das habt ihr mal eben schnell letzte Woche aus dem Ärmel geschüttelt?" Abbey lachte herzlich auf „So ähnlich. Ich hab während der letzten Tage noch etwas am Text gefeilt aber ja, wenn es läuft dann läuft es, das kennt ihr doch bestimmt auch?" Riku hatte mich hinter Abbey entdeckt „Da hast du recht, aber das ist dennoch bemerkenswert, nicht wahr Grosser? So einfach geht es bei uns nicht immer vorwärts." Abbey drehte sich etwas überrascht zu mir und ich sagte rasch „Das war unglaublich, du hast eine sehr schöne Stimme!" Einen kurzen Moment leuchteten ihre blauen Augen und ich sah für eine Sekunde, was alle anderen wohl ausschliesslich in ihr sahen. Diese Warmherzigkeit, diese Offenheit, das Leuchten - doch dann schien ihr einzufallen, dass ich es war, der vor ihr stand und ihr Blick wurde sofort wieder kühl und abweisend „Samu.. du hast zugehört?" Ich nickte und fühlte mich fast ein wenig schuldig „Sollte ich nicht?" Sie zögerte einen Moment, bevor sie antwortete „Ähm doch, weshalb auch nicht..." Ich atmete tief durch, irgendetwas hatte sie eindeutig gegen mich, aber was? „Könnten wir vielleicht kurz reden? Nur wir zwei?" Abbey zögerte erneut, schien innerlich die Pro und Contras abzuwägen bevor sie langsam nickte und mir folgte.

You can never be ready - Teil IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt