14. Kapitel

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Müde öffnete Hope die Augen. Ihr ganzer Körper fühlte sich an, als habe sie ein Zug überrollt und trotz ihres Schlafes fühlte sie sich kein Stückchen ausgeruht.
Sie wollte sich einfach auf die anderen Seite drehen um weiter zu schlafen. Doch sie konnte einfach nicht mehr einschlafen.
Ihre Knochen knackten als sie sich erhob und sie schlürfte aus dem Zimmer.
Sie zog gerade ihre Zimmertür hinter sich zu, als sie Nibs sah, der aus dem Zimmer gegenüber trat. Dieser grinste sie an: "Gut geschlafen Dornröschen?" Hope zwang sich ein Lächeln auf: "Ja, wie ein Stein." "Super. Sag, willst du nachher mit zum Angeln kommen? Die Zwillinge haben da eine neue Methode entwickelt und ich bin gespannt, ob es diesmal funktioniert." "Warum nicht. Sag mir Bescheid wenn ihr los geht", sagte Hope. Angeln war für den heutigen Tag genau das Richtige. Nibs grinste erfreut: "Super, wird gemacht." Dann lief er davon.
Hope sah ihm noch nach, wie er die Treppe hinauf hechtete.
Sie dagegen entschied sich, erst einmal in die Küche zu gehen und etwas zu essen.

In der Küche saßen bereits Slightly und ein Junge, der sich ihr als Curly vorgestellt hatte.
"Morgen", brummte Hope, als sie sich zu ihnen an den Tisch setzte und sich eine Scheibe Brot nahm. Sie erhielt von Slightly nur ein gemurmeltes 'Morgen', mit vollem Mund und von Curly ein Nicken.
"Muss schwer für dich sein, ich meine das mit Nibs." Hope, die gerade von ihrem Brot abgebissen hatte, sah fragend zu Slightly. Dieser sah sie neugierig an. "Was muss schwer für mich sein?", fragte Hope. Sie dachte an dass, was er ihr gestern erzählt hatte.
"Naja, da hast du jemanden gefunden und dann wird er einem wieder genommen", sagte Slightly, während er mit seinem Teelöffel herumfuchtelte.
Jetzt verstand sie gar nichts mehr. Was wollte ihr der Junge sagen.
Dieser schien ihren verwirrten Blick bemerkt zu haben, denn er sprach weiter: "Er hat dir doch erzählt, das er bald exekutiert wird oder? Wie lange hat er noch, bis er erwachsen wird?"
"Wie exekutiert?"
Slightly schien dies richtig Spaß zu machen, denn er fuhr fort: "Was denkst du, passiert mit uns wenn wir älter werden. Es gibt nur einen Jungen, der nicht altert und das ist Peter Pan. Wir werden eines Tages sterben, wenn nicht durch die Piraten, dann durch Pans Hand!"
"Hör auf! Es reicht! Siehst du nicht, dass sie das fertig macht?", mischte Curly sich ein.
Hope wusste nicht was sie sagen sollte. Sie sprang auf und rannte hinaus.

Vor dem Quartier ließ sie sich auf dem umgekipptem Baumstamm nieder und ließ ihren Tränen freien Lauf.
In was für einer Welt war sie nur gelandet?
Schluchzer durchführen ihren Körper und die Tränen raubten ihr die Sicht.
"Hope, wir wollen los-", eine Hand auf ihrer Schulter ließ sie aufsehen. Nibs stand hinter ihr und hielt sofort inne, als er ihr verhehltes Gesicht sah. "I-ich will nicht das er dich umbringt!", schluchzte sie. Nibs seufzte und setzte sich neben sie: "Wer hat es dir erzählt? Slightly?" Hope nickte kraftlos.
Der große Junge zog sie in seine Arme und tätschelte sanft ihren Kopf: "Oh Hope. Die Sache ist viel zu komplex."
Sie wollte fragen was er meinte, wurde jedoch von einem Schluchzer unterbrochen. "W-was ist denn daran Komplex? Pan ist ein Monster! Wie konntest du, nein ihr, wuch auf sowas einlassen? Du bist bald Tod", stotterte sie. Nibs seufzte und erzählte: "Das ist alles anders als du denkst. Ja, ich bin schon sehr alt. Doch hier vergeht die Zeit anders, als bei euch. Für mich kann das noch hundert Jahre bedeuten. Peter ist kein Monster, er hat mich gerettet." "Und doch wird er dich töten!"
Nibs nickte: "Das ist der Preis, den wir leisten müssen. Doch ohne ihn wäre ich verhungert oder schlimmeres. Er hat mich aus der Gosse geholt und er ist mein Freund. Ich muss ihm eher dankbar sein. Wir dürfen länger Leben, als normal."
Hope hatte aufgehört zu weinen und sah ihn durch glasige Augen an.
Ihr fiel nicht ein, was sie darauf erwidern sollte.
Er hatte ja recht. Pan hatte ihn aus der Gosse geholt. Er hatte den verlorenen Jungs das Leben gerettet und ihnen eine lange Kindheit geschenkt. Und doch würde sie es niemals verstehen.
"Wir sollten los. Die Zwillinge warten bereits am Fluss auf uns", erklärte er und stand auf. Er zog sie hoch und mit sich in den Wald.
Jedem Schritt spürte sie in ihren Gliedern und die Müdigkeit kehrte zurück. Sie freute sich schon darauf, am Fluss zu sitzen und über all dies nachzudenken.

"Das hatte ich mir anders vorgestellt!", schrie sie über das Rauschen des Flusses hinweg. Wasser peitschte ihr ins Gesicht, während sie ihr Paddel fest umklammert. Nibs, der hinter ihr im Kanu saß lachte. Immer wieder musste er verhindern, dass sie von den Stromschnellen an die nassen Felsen gedrückt wurden. Die Zwillinge sausten an ihnen vorbei und brachen lachend durch die Wellen. Einer der Zwillinge rief zurück: "Das ist angeln im Neverland Stil!" "Ja, ich wollte dabei aber nicht drauf gehen!", schrie Hope ihnen hinterher. Vor ihnen flohen die Fische den Fluss Abwärts, wo die Zwillinge Fangnetze gespannt hatten.
"Entspann dich. Du sitzt mit dem Besten der Besten im Boot!", rief ihr der andere Zwilling zu. Dieser nickte und drehte sich zu Hope: "Du bist sicher bei mir." Hope murmelte: "Kann hier nicht einmal etwas normal sein?"
Das Angeln, oder eher die Wildwasserfahrt, fand spontan ihr Ende. Vor ihnen tauchten die Netze auf.
"Hey, was wird das denn?", rief eine Stimme vom Rand. Pan stand dort und sah in ihre Richtung. Nibs sah zu Pan und veriss das Steuer. Sie rammten einen Stein und das Kanu kippte. Der Junge schaffte es noch sich mit einem Sprung sich auf einen Felsen zu retten. Doch Hope hatte nicht so viel Glück. Sie fiel ins Wasser und sank.
Mit kräftigen Zügen versuchte sie sich zurück an die Oberfläche zu kämpfen, doch die Wassermassen drückten sie nach unten.
Panik keimte in ihr auf. Mit ganzer Kraft schwamm sie gegen die Strömung. Doch langsam ging ihr die Luft aus.

Dann sah sie Sillouetten auf sie zu schwimmen. Zwei Hände packten sie am den Armen und zogen sie ans Flussufer. Sie prustete das Flusswasser aus und schnappte erleichtert nach Luft.
Vor ihr am Ufer standen, in tropftenden Klamotten, Nibs und Pan. "Du bist echt 'ne Wasserratte was?", lachte Pan. Hope schnaubte und sprang auf. Pan war jetzt der letzte, mit dem sie reden wollte. Nach allem was sie erfahren hatte, wollte sie ihn nicht sehen.
Sie mied es ihn anzusehen, während sie zitternd am Ufer stand.
Die Zwillinge legten neben ihnen an und holten die Netze aus dem Wasser. Zu Hopes Überraschung waren die Netze voll mit Fischen.
"Hier", Pan wollte ihr seine Jacke geben, doch sie wich ihn aus. Verwirrt sah er sie an: "Was habe ich getan? Außer dir das Leben zu retten, mal wieder!" Doch sie dachte garnicht daran ihm zu antworten. Sie war ihm keine Rechenschaft schuldig und so wand sie sich ab und stapfte in den Wald.
Die Blicke der Jungs ignorierte sie dabei.

Sie lief eine Weile planlos durch den Wald, bis sie sich irgendwann auf einen Baumstumpf sinken ließ. Ihre Zähne klapperten und sie fror.
Vielleicht hätte sie seine Jacke doch annehmen sollen.
Hinterher war man immer schlauer.
Doch bei allem, was sie heute erfahren hatte, viel es ihr schwer ihm in die Augen zu sehen.
"Das hättest du nicht tun müssen", eine Stimme ließ sie herumfahren. Es war Nibs, der auf sie zu kam und eine Decke in der Hand hielt. Diese legte er ihr um die Schulter. "Ich hab Peter erzählt, dass du Bescheid weißt", sagte er, als er sich neben sie quetschte. "Okay", war das einzige was Hope dazu sagen konnte. Der Blonde nickte: "Und er hätte mich fast erwürgt. Er wollte nicht das du ihn noch mehr hasst." "Aber ich hasse ihn doch nicht!", rief sie aus, "Ich verstehe nur nicht, warum er tut was er tut." Nibs seufzte: "Er tut uns damit doch nur einen Gefallen. Was sollen wir denn sonst machen. Auf der Erde währen wir alleine und zu den Piraten würde nie jemand freiwillig gehen." Sie wollte etwas erwidern, doch ihr fiel nichts mehr ein. Also ließ sie sich einfach gegen ihn fallen und legte ihren Kopf auf seiner Schulter ab.
Nibs legte einen Arm um sie und zog sie an sich. Sanft strich er ihren Rücken auf und ab, während sie da saßen.
"Nibs...", zum zweiten mal an diesem Tag rollten Tränen ihre Wange hinab. "Ich will nach Hause."

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