Laute Musik dröhnte durch meine Kopfhörer, während ich auf das Bild des Wasserfalles auf meinem Handy starrte. Ich hatte bereits schon 5 mal angefangen diesen Dreck abzuzeichnen, aber irgendwie gelang es mir nicht. Mr Benett hatte uns schon wieder eine Aufgabe gestellt, die am Anfang simple erscheint und dann doch zur Herausforderung wird.
Ich wippte mit meinem Bleistift zum Takt der Musik und schaute abwechselnd vom Wasserfall auf mein leeres Papier. Diesmal begann ich nicht mit dem Wasserfall, sondern mit den Umrissen der Felsen und Büsche um ihn herum. Schon wieder wurde es krumm und schief. Wütend zerriss ich das Blatt und warf es in meinem Papierkorb unter meinem Schreibtisch.
„So ne scheiße.", fluchte ich.
Zoe war Gott sei Dank nicht da, sonst hätte sie sich mal wieder über meine deutlichen Worte beschwert. Ich legte den Stift ab und nahm mein Handy in die Hand. Eigentlich wollte ich mich auf Instagram ein bisschen ablenken, aber in meiner Galerie sah ich dann noch das Bild von Ethan im Schnee. In meinem Bauch kribbelte es verdächtig und ich musste lächeln. Die Wut von eben war auf einmal verschwunden. Fast automatisch nahm ich meinen Stift wieder in die Hand und fing an dieses Bild abzuzeichnen. Es fiel mir auf einmal viel leichter gute Umrisse zu zeichnen. Endlich war ich wieder in meinem Flow drin.
Ethan sah so verdammt gut aus, es war einfach nicht fair. Ich war mir zu 100% sicher, dass es von ihm kein einziges hässliches Bild gab. Wer konnte das schon von sich behaupten? Also ich nicht. Ich konnte nicht glauben, dass er sich mit mir abgeben wollte. Er könnte wirklich jede haben. Ich kannte kein Mädchen aus meinen Kursen, die ihn nicht total heiß fand und sich schon Gott weiß was mit ihm gedanklich ausgemalt hat. Wer könnte es ihnen verübeln? Ethan war wie von Gott geformt, er war einfach perfekt. Und das schlimmste war, er war auch innerlich wunderschön. Immer witzig, zuvorkommend und hilfsbereit.Während ich so über Ethan nachdachte, merkte ich gar nicht wie ich die ganze Zeit lächelte und das Foto schon fast abgezeichnet hatte. 2 Stunden waren bereits vergangen und ich war komplett in Gedanken an ihn versunken gewesen. Ich dachte daran wie sich seine Lippen auf meinen anfühlten und sofort begannen sie zu brennen. Oder wie er mich beim campen umarmt hatte bis ich eingeschlafen bin weil es so kalt war. Diese Nähe vermisste ich auf einmal schrecklich. Brooke, reiß dich zusammen! Ihr seid nicht zusammen!
Außerdem wurde ich den Gedanken nicht los, dass Ethan nichts ernsthaftes von mir wollte. Schließlich flirtet er bestimmt nicht nur mit mir. Vielleicht hatte er ja mit den beiden aus dem Gemeinschaftsraum gestern geflirtet, ich hatte es ja leider unterbrochen. Ich merkte wie sich in mir ein ganz ekliges Gefühl breit machte. Ich war eifersüchtig. Damit war endgültig klar, dass ich Ethan zu sehr verfallen war. Eigentlich müsste ich jetzt in Panik verfallen und ihn komplett von meinem Leben abschneiden um mich davor zu schützen enttäuscht zu werden, aber ich hatte einen Funken Hoffnung, dass ich für ihn vielleicht doch wichtiger war.
Am nächsten Morgen hatte ich wieder eine Vorlesung bei Mr Benett. Da ich sonst kein Bild abzeichnen konnte, reichte ich die Zeichnung von Ethan ein. Irgendwie fühlte ich mich komisch, weil Ethan nicht mal wusste, dass ich ihn für eine Hausaufgabe missbraucht habe, aber ihn zu zeichnen ging mir viel leichter von der Hand.
„Vielen Dank, Brooke.", nahm Mr Benett mir die Zeichnung aus der Hand.
„Wow, die ist wirklich gut geworden.", schaute er kurz darauf.
„Danke.", lächelte ich. Dann ging ich zurück auf meinen Platz.
Nach der Vorlesung lief ich über den Campus, weil ich die nächste Vorlesung in einem anderen Gebäude hatte. Auf dem Weg dorthin lief mir Kyle grinsend entgegen.
„Heyyy.", umarmte er mich fest zur Begrüßung.
„Heyyy.", umarmte ich ihn zurück.
„Wie geht's?", fragte er.
„Gut und dir?", entfernte ich mich aus der Umarmung.
„Supi, ich hab meine erste Hausarbeit fertig und das sogar zum Abgabetermin.", lachte er.
„Oh wow! Dass ich das noch erleben darf.", legte ich mir grinsend die Hand aufs Herz.
Kyle hielt mir seinen Mittelfinger entgegen und ich griff ihn mit meiner Hand. Lachend nahm er mich leicht in den Schwitzkasten bis ich nachgeben musste und seinen Finger losließ.
„Aber ey", wurde er danach plötzlich ernst, „wieso hast du mir eigentlich nicht erzählt, dass Ethan und du auf second base seid?"
„Was?", fragte ich und versuchte meine Aufregung zu unterdrücken, „Wer sagt denn so was?"
„Er hat deine Zeichnungen gesehen, ich weiß, dass du die nicht jedem zeigst.", wackelte er mit den Augenbrauen.
„Ich durfte mir dafür auch seine Bilder anschauen."
„Ich mach doch nur Spaß, Brooke.", dann lief er einfach weiter, „Aber gut zu wissen, dass du dich direkt rechtfertigen willst!"
Ich stöhnte genervt: „Halt die Klappe, Kyle!"
Ich hörte wie er lachte, als ich ihm den Rücken zugedreht hatte und zu meinem Gebäude lief. Wieso nannte ich sowas meinen besten Freund?
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Hier ein neues Kapitel für euch :)
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L E T M E I N [E.D]
RomanceNicht auffallen. Das war Brooke's größter Wunsch, als sie begann in Stirling zu studieren. Aber die Freunde von ihrem besten Freund Kyle und ganz besonders Ethan machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Doch der Wunsch unsichtbar zu sein und nie...