Hilf mir! - Sequel

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Unsicher stand Harry, eine Stunde später wieder vor der Tür des Lehrers. Er besaß, außer seines Festumhangs, keine Sachen, die zu einem eleganten Abendessen passten. So hatte er sich also für den festlichen Umhang entschieden. Seine Fliege hielt er in der Hand. Es war ihm peinlich, aber er konnte sie nicht binden. Hermine hatte ihm damals geholfen und seitdem hatte er den Umhang nicht mehr angehabt. Noch ehe er klopfen konnte, öffnete sich die Tür und Snape stand vor ihm. Harry war froh, dass dieser auch einen eleganten Umhang trug und er sich so nicht overdressed vorkam.
„Sieht doch gut aus. Also von wegen nichts anzuziehen", sagte Severus spöttisch und ließ Harry eintreten.
„Ähm...ja etwas anderes habe ich nicht und ich wollte nicht in Schuluniform kommen", Severus nickte. Er ahnte, dass es Harry an einigem fehlte, was das Materielle anging. Er war zwar reich, aber sein Vermögen lag in Gringotts und seine Verwandten würden ihn sicher nicht auf einem Einkaufsbummel in den Ferien begleiten.
„Was ist mit der Fliege?", wollte er nun wissen.
„I-ich also...ich kann sie nicht binden. Hermine hat das damals gemacht", sagte Harry verlegen.
„Na dann, heute mal Nachhilfe im Binden einer Fliege, anstatt in Zaubertränken", sagte Snape und nahm ihm das Stück Stoff ab. Er führte ihn vor einen großen Standspiegel, stellte sich hinter ihn und band die Fliege.
„Du siehst, es ist ziemlich simpel, erfordert aber etwas Übung."
„Danke. Sir...ich meine Severus bist du sicher, dass ich mitkommen soll? Ich meine nur, die Malfoys und ich als..."
„Harry, lass das! Ich sagte dir bereits, dass Lucius Bescheid weiß und ganz sicher nichts dagegen hat, wenn du mich begleitest. Die Malfoys sind wirklich anders, als du denkst, aber wenn du gerne den Abend deinen anderen Lehrern verbringen willst...", sagte Snape, griff nun nach seinem Zauberstab und verstaute ihn in seiner Umhangtasche.
„Nein, nein...ich möchte wirklich mit, aber Draco ich weiß nicht...", sagte Harry und sah zu Boden. Plötzlich spürte er Severus' Hand auf der Schulter und blickte auf.
„Ich kann dir, was dann angeht nicht wirklich einen Rat geben, aber vielleicht solltest du einfach so sein, wie du eben bist. Ich weiß, dass Draco dich mag, auch wenn das oft nicht den Anschein hat. Sprich mit ihm, mehr kannst du nicht tun", Severus sah Harry an, bis dieser schließlich nickte.
„Gut, dann komm jetzt. Es ist schon spät und wir müssen noch nach Hogsmeade laufen", sagte Snape und schob Harry aus dem Raum.

Noch immer hatte der Schneefall nicht nachgelassen, als sie das Schloss hinter sich ließen und in Richtung des Dorfes wanderten. Sie schwiegen, aber Harry lächelte.
„Was amüsiert dich?", wollte Severus wissen.
„Nichts, es ist nur so seltsam. Vor kaum 24 Stunden, da haben wir uns noch, na ja quasi gehasst und nun gehen wir zusammen zu einem Weihnachtsessen bei den Malfoys. Absurder kann der Tag nicht werden", sagte Harry und vergrub die Hände in den Hosentaschen. Severus sagte nichts, sondern betrachtete den jungen Mann von der Seite.
„Wie waren deine Weihnachten, bevor du nach Hogwarts kamst?", fragte er. Harry blieb stehen und auch Severus stoppte.
„Mhm...Weihnachten hieß für mich immer mehr Arbeit, als das gesamte Jahr. Ich habe gekocht, geputzt und...und verbrachte den Rest der Zeit im Schrank. Manchmal kamen Freunde oder Geschäftspartner meines Onkels. Ich habe die Lieder gehört und auch gesehen, dass Dudley Unmengen Geschenke bekam, aber die Tage waren eigentlich wie alle anderen. Vielleicht ist es wie bei dir, ich habe auch erst in Hogwarts gelernt, dass Weihnachten etwas Magisches sein kann", sagte Harry und lächelte. Severus nickte und legte einen Arm um seinen Schüler.
„Ja, das ist es! Festhalten", sagte er noch und im selben Moment spürte Harry den Sog des Apparierens.

Keuchend hielt sich Harry immer noch an Severus fest, als er bereits wieder Boden unter sich spürte. Er hatte sich bisher noch nicht an diese Art des Reisens gewöhnt.
„Geht es?", hörte er die Stimme des Lehrers. Langsam löste Harry seine Hand vom Umhang des Mannes und richtete sich auf.
„G-geht schon", sagte er und blickte sich um. Vor ihnen lag ein imposantes Gebäude. Noch nie hatte Harry so etwas gesehen. Das dreistöckige Anwesen wirkte im stetigen Schneefall wie ein verzaubertes Schloss.
„Beeindruckt?", wollte Severus lächelnd wissen, als er Harrys Blick sah.
„Äh...ja, kann man so sagen. Sie wohnen hier allein?"
„Ja, mehr oder weniger. Ich verbringe viele meine Ferien hier. Das Anwesen ist sehr schön, das wirst du morgen früh sehen", sagte der Lehrer. Überrascht sah Harry ihn an.
„Wir bleiben hier?"
„Ja, wie du schon feststelltest, ist das Haus sehr groß. Ich verbringe die Weihnachtstage bis zum neuen Jahr immer hier und ich habe Dumbledore heute gebeten, dich meiner Verantwortung zu übergeben, solange die Ferien dauern. Das heißt, ich bin für diese Zeit dein Vormund und da ich nun hierbleibe, musst du es auch. Ich hoffe nicht, dass dies ein Problem darstellt?"
„V-Vormund?"
„Ja, Vormund. Ich hoffe, das ist auch in deinem Sinne?", Harry nickte zögernd. Snape war jetzt quasi sein Vater, auch wenn nur für die Ferien und es war das Beste, was Harry sich in diesem Moment vorstellen konnte.
„Gut, dann gehen wir, ehe wir noch völlig eingeschneit werden", sagte Snape und stapfte den langen Weg entlang, dicht gefolgt von Harry.

„Sev! Frohe Weihnachten, schön das ihr da seid!", Lucius Malfoy trug einen eleganten Anzug, aber sein Blick, sein ganzes Wesen, unterschied sich deutlich von dem Lucius Malfoy, den Harry kennengelernt hatte. Der Mann umarmte Severus herzlich und sah dann zu Harry, der etwas hinter dem Lehrer stand. Er streckte seine Hand aus.
„Danke für die Einladung Mr. Malfoy", sagte Harry, da ihm nichts Besseres einfiel. Der Mann griff nach der gereichten Hand und nickte.
„Sehr gerne. Ich kann mir vorstellen, dass es im Moment alles etwas verwirrend für sie ist", sagte Lucius und trat auf die Seite um die Besucher einzulassen. Harry konnte nicht verhindern, dass ihm der Mund offenstand. In der ohnehin beeindruckenden Eingangshalle des Manors, stand ein so prachtvoller und riesiger Weihnachtsbaum, dass der, der in Hogwarts stand, wie eine billige Attrappe wirkte. Lucius sah irritiert zu Severus, der kaum merklich den Kopf schüttelte. Natürlich war auch der Malfoy davon ausgegangen, dass Harry Potter bisher ähnlichen Luxus gewohnt war. Severus hatte in seinem Brief lediglich geschrieben, dass er den Jungen mitbringen würde, nicht aber unter welchen Umständen. Nun räusperte sich Lucius.
„Harry, darf ich ihnen meine Frau vorstellen?", Harry riss sich vom Anblick des Baumes los und sah zu Lucius, der seinen Arm um eine große blonde Frau gelegt hatte. Harry kannte Dracos Mutter nicht weiter, er hatte sie lediglich einmal auf dem Bahnhof gesehen. Sie wirkte hier nun aber weitaus weniger distanziert, als noch damals. Sie trug ein langes, silbernes Abendkleid und lächelte ihm freundlich zu.
„Nett sie kennenzulernen Mrs. Malfoy", sagte Harry und reichte der Frau die Hand.
„Ja, ganz meinerseits, aber warum denn so förmlich. Sag einfach Narzissa, in Ordnung?"
„Ähm...ja danke, Narzissa", sagte Harry und sah verlegen zu Severus, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
„Ja, das finde ich gut. Also ich bin Lucius, aber du kannst auch einfach Luc sagen", kam es nun von dem malfoyschen Familienoberhaupt.
„Sicher, dann also, ich bin Harry!", sagte der junge Mann und kam sich wieder mal reichlich dämlich vor.

In diesem Moment kam Draco die Treppe hinunter. Er sah nicht auf, sondern band sich routiniert im Herunterlaufen die Fliege seines Smokings. Harry konnte den Blick nicht von ihm wenden. Der Slytherin sah in den Sachen noch attraktiver aus, als sonst. Belustigt beobachtete Severus, Harrys Reaktion, während die beiden Malfoys, fragende Blicke tauschten.

„Tut mir leid, ich habe meine Fliege nicht gef...", sagte Draco, sah lächelnd auf und stockte, als er Harry sah.
„Potter?", war alles, was er herausbekam.
„Draco Malfoy, wo sind denn deine Manieren?", kam es streng von seiner Mutter.
„Entschuldige. Hallo Harry, Severus, frohe Weihnachten, was...also...", stotterte Draco und stand noch immer auf der vorletzten Stufe der großen Freitreppe.
„Harry ist auf meine Einladung hin hier, ich hoffe, du hast damit kein Problem?!", sagte Severus.
„Nein, warum sollte ich? Mum, Dad, warum habt ihr das nicht gesagt?", Draco bemühte sich, deutlich locker zu klingen, aber ein leicht panischer, bis vorwurfsvoller Unterton war doch zu hören.
„Nun es war doch recht spontan und ich war nicht sicher, ob es auch dabeibleibt", versuchte Lucius eine Erklärung. Dann blieb es still.
„Nun aber Schluss, das war genug Verkrampftheit für einen Abend. Lasst uns ins Esszimmer gehen", sagte Narzissa und wandte sich um. Lucius und Severus folgten ihr. Harry rührte sich nicht. Draco schüttelte belustigt den Kopf. Er nahm die letzten Stufen hinunter, griff nach Harrys Hand und zog ihn mit sich.
Harry gesamter Körper prickelte unter der Berührung, auch wenn sie schnell wieder endete, als sie einen ebenso beeindruckenden Raum betraten. Das Esszimmer war kein Zimmer, sondern eher ein Speisesaal. An dem riesigen Tisch konnten locker 20 Personen sitzen. Der Kamin, in dem ein Feuer brannte, war weihnachtlich geschmückt und in der Luft schwebten, ähnlich wie in Hogwarts Kerzen.
Draco schob Harry auf seinen Platz direkt neben Severus und setzte sich selber gegenüber neben seine Mutter.

Harry musste zugeben, dass er selten so gut gegessen hatte. So sehr er auch das Essen in Hogwarts und bei den Weasleys mochte, mit dem Weihnachtsessen der Malfoys konnte keiner mithalten. Lucius, Narzissa und Severus hatten sich die gesamte Zeit über unterhalten. Auch Draco beteiligte sich an den Gesprächen er Erwachsenen. Harry blieb meistens stumm und antwortete nur, wenn ihn direkt jemand etwas fragte. Draco sah immer wieder besorgt zu ihm. Auch Narzissa fielen die Blicke ihres Sohnes und das Schweigen des jungen Gryffindors auf. Als der Nachtisch beendet war, legte sie ihre Serviette beiseite und sah zu Draco.
„Draco, wie wäre es, wenn du Harry mal ein wenig das Anwesen zeigst. Der Schneefall hat aufgehört und die Laternen im Park spenden noch reichlich Licht", Draco sah seine Mutter kurz an, er ahnte, was sie vorhatte, aber er war nicht traurig drum.
„Klar, komm Po...komm Harry, ich zeige dir alles", sagte er und stand auf. Zögernd tat es Harry ihm nach.
„Aber nicht ohne warmen Umhang!", sagte Severus ermahnend, was bei Draco zu hochgezogenen Augenbrauen führte. Harry aber nickte nur schnell, ehe er Draco aus dem Raum folgte.
„Was war das?", wollte Lucius belustigt wissen.
„Was?", fragte der Tränkemeister.
„Ich weiß nicht, aber eben hast du dich angehört wie ein besorgter Vater. Ist alles in Ordnung, oder muss ich mir Sorgen machen?", feixte Lucius. Severus warf seine Serviette nach ihm.
„Solange er hier ist, habe ich die Verantwortung und wenn schon Dumbledore, was das Wohlergehen des Jungen angeht, versagt hat, dann muss ich es wenigstens besser machen."
„Was meinst du damit, Dumbledore hat versagt?", wollte Narzissa nun wissen.

Schweigend folgte Harry, Draco bis sie wieder in der großen Eingangshalle standen. Harry war sich sicher, dass er einen Lageplan brauchen würde, um sich in diesem Haus irgendwie zurechtzufinden. Ehe er wusste, was geschehen war, hatte ihm ein Hauself, der zu Harrys großer Überraschung keinen dreckigen Kissenbezug trug, sondern eine Art Hemd mit passender Hose, seinen Umhang in die Hand gedrückt. Verwirrt sah Harry auf die Stelle, an der das Wesen eben noch gestanden hatte.
„Was ist los?", wollte Draco wissen und warf sich seinen Umhang um.
„Nichts, nur der Hauself, er trug gar keine Lumpen."
„Ach so, ja das ist, weil er hier kein Sklave ist. Trinket arbeitet freiwillig hier als Diener. Mein Dad und meine Mutter lehnen die Sklaverei von Hauselfen ab. Alle die hier arbeiten, tun dies aus freien Stücken. Daher tragen sie auch normale Kleidung. Wenn andere hierherkommen, also beispielsweise Dads Kollegen oder...oder Todesser, dann tragen sie Lumpen. Niemand darf das wissen, verstehst du? Wir sind reinblütig und es konnte Dads Tarnung gefährden!", sagte Draco eindringlich. Harry verstand nur die Hälfte, nickte aber.
„Also war Dobby nie ein Sklave?"
„Mhm...nein, aber das ist eine längere Geschichte. Ein anderes Mal, okay?"
„Ja, klar. Das glaubt mir Hermine eh nicht", sagte Harry und Draco nickte lächelnd.
„Und nun komm", er ging voran nach draußen.

Tatsächlich hatte es aufgehört zu schneien und am wolkenlosen Himmel glitzerten unzählige Sterne und der Mond ließ das Anwesen in weichem Licht erstrahlen.
„Lumos!", sagte Draco und beleuchtete die Stufen.
„Vorsichtig, könnte glatt sein! Äh...Harry, ist alles okay?", Draco sah im Schein seines Zauberstabes, Harry ihn fassungslos anstarren.
„D-Du hast gezaubert!"
„Ähm...ja, ach so. Na ja es hat Vorteile, wenn der Vater ein hohes Tier im Ministerium ist. Hier zu Hause kann ich zaubern, ohne dass ich dafür irgendwie belangt werden kann, aber außerhalb des Grundstücks, ist es für mich ebenso verboten und nun komm, wir gehen zum Park", sagte er und zog den immer noch fassungslosen Harry mit sich.

Eine Weile stampften sie schweigend durch den Schnee. Im fahlen Licht er Laternen und Dracos Zauberstab, konnte Harry Hecken und Buxbäume erkennen, auch Rosensträucher gab es. Hinter dem Haus erstreckte sich ein Park, dessen Ende er nicht ausmachen konnte.
„Hier lang", sagte Draco und bog um eine mannshohe Hecke.
„Das ist Mums und Onkel Sevs Kräutergarten. Ich darf mir im Sommer immer unzählige Vorträge anhören", sagte Draco und rollte mit den Augen, während er auf mehrere Hochbeete wies, auf denen der Schnee glitzerte.
„Onkel?", fragte Harry überrascht.
„Ja, Severus ist mein Patenonkel. Mein Vater und er kennen sich schon ein halbes Leben lang. Aber sag mal, was ist das eigentlich zwischen dir und Onkel Sev? Ich meine, versteh mich nicht falsch, ich weiß, dass er nicht so ist, wie er manchmal rüberkommt, aber na ja dir gegenüber war er immer besonders..."
„Zynisch?", beendete Harry, Dracos Satz.
„Mhm...ja schon."
„Ist eine längere Geschichte, auch wenn das alles kaum 24 Stunden her ist", erklärte der Gryffindor.
„Komm, wir setzen uns", sagte Draco und wies auf eine Bank, die unter einer Laterne stand. Mit einem Wärmezauber ließ er den Schnee schmelzen und trocknete anschließend das Holz.
„Kein Wunder, dass du so ein guter Schüler bist, du kannst üben!", sagte Harry lachend und setzte sich.
„Ja, aber mein Talent solltest du auch nicht unterschätzen!", sagte Draco gespielt arrogant und ließ sich neben Harry nieder.
„Alles klar, entschuldige bitte", sagte Harry und lachte.
„Nun mach schon erzähl, was passiert ist, ehe wir hier festfrieren", sagte Draco und steckte den Zauberstab weg.

„Unglaublich, wie konnte Dumbledore, den Jungen nur so im Stich lassen?", Narzissa stand am Fenster des Kaminzimmers, von welchem sie die Jungen auf der Bank im Kräutergarten sitzen sehen konnte. Severus hatte soeben seine Erzählung beendet.
„Wie schlecht geht es ihm bei diesen Muggeln?", wollte Lucius nüchtern wissen. Severus zuckte etwas hilflos mit den Schultern.
„Schwer zu sagen. Er kennt es ja kaum anders, also sieht er bestimmte Dinge als nicht so ernst an, aber ich denke ziemlich schlecht. Seine Trauer um Black, verstehe ich auf jeden Fall jetzt erst wirklich. Er war seine Hoffnung auf ein anderes Leben...", Severus trat zu Narzissa und sah nun ebenfalls hinab zu den Jungen.
„Das ist noch mehr, oder?", wollte sie wissen, aber Severus lächelte nur und schwieg.

Auch Draco schwieg und sah in die Ferne. Harry hatte seine Erzählung beendet und sah hinauf in den Sternenhimmel.
„Wissen Weasley und Granger, wie es dir bei deinen Verwandten geht?", wollte Draco nach einer Weile wissen. Harry schüttelte den Kopf.
„Sie wissen, dass sie mich nicht gerade auf Händen tragen, aber mehr nicht. Es ist auch nicht wichtig..."
„Ich finde schon. Warum hast du mit niemanden darüber gesprochen?"
„Warum sagst du niemandem, dass dein Vater ein Spion ist? Aus demselben Grund wie ich, Angst davor, was dann geschieht. Draco ich kann nirgends hin. Wenn das Ministerium beschließt, dass ich bei den Dursleys nicht bleiben kann, dann stecken sie mich in ein Heim oder ach was weiß ich..."
„Es gäbe die Weasleys", warf Draco ein.
„Die würde das Ministerium nicht akzeptieren und Dumbledore auch nicht. Er ist der Meinung,, ich muss geschützt werden und die Weasleys wären nicht stark genug. Nein, so wie es ist, so ist es in Ordnung", Draco betrachtete Harry von oben bis unten. Er konnte nicht glauben, wie dieser bisher gelebt hatte. Er fragte sich, wie Harry es schaffte, nie zu verzweifeln. Plötzlich blieb sein Blick an Harrys Hand hängen, ohne weiter darüber nachzudenken, zog er die Hand zu sich.
„Was ist das?", wollte er geschockt wissen. Die feinen Narben, die sich über den Harrys Handrücken zogen, waren im Licht der Laterne gut zu entziffern. Schnell zog Harry seine Hand zurück und bedeckte sie mit der anderen.
„Wer war das? Umbridge?", Harry nickte zögernd.
„W-warum weiß das niemand. Die hat dich gefoltert!"
„Das war eine Sache zwischen ihr und mir. Sie ist weg und das reicht doch."
„Harry, warum bei Salazar willst du immer alles alleine machen?", Harry legte den Kopf schief. Draco schien ehrlich besorgt, aber das war Harry auch.
„Und was ist mit dir?", wollte er wissen und Draco blickte ihn irritiert an.
„Du wolltest springen, damals auf dem Turm, nicht wahr?", Draco fuhr sich durch das blonde Haar, was er seit den Sommerferien etwas länger trug. Harry mochte das, es sah dadurch nicht mehr so aalglatt aus, sondern hatte etwas Lockereres.
„Ja, kann schon sein. Woher weißt du das?"
„Mhm...ich stand auch da, so wie du, kurz nach Sirius' Tod."
„Was hat dich abgehalten?"
„Freundschaft und Liebe, auch wenn sich das jetzt sehr rührselig anhört, aber so war es. Als ich dort oben stand, da wollte ich einfach nicht mehr. Ich wollte kein Held mehr sein, kein Auserwählter. Ich wollte einfach nur weg sein, aber dann...es kam mir plötzlich falsch vor. Ich dachte an meine Freunde, die mit mir im Ministerium waren, mit mir gekämpft haben. Das hätten sie nicht gemusst, aber sie taten es für mich. Wäre es nicht sehr egoistisch, dann einfach aufzugeben?"

„Das ist nicht rührselig, das ist schön", sagte Draco nach einer ganzen Weile des Schweigens.
„W-was hat dich abgehalten?", wollte Harry wissen, er musste es von Draco selber hören. Dieser sah auf und schluckte schwer.
„Du warst es!", sagte er und mied den Blick des anderen. Stattdessen stand er auf und ging einige Schritte in eine Richtung, ehe er sich umdrehte und wieder neben Harry Platz nahm.
„Du warst da, das hat gereicht. Wäre ich dir gleichgültig gewesen, dann wärst du einfach gegangen, aber du bist geblieben. Das hat geholfen und du hast mich um etwas gebeten..."
„Ja, und du hast dich darangehalten", sagte Harry und lächelte.
„Als du weg warst, da bin ich zu Onkel Sev, hab geweint, geflucht und geschrien, aber er war da, fing mich auf. Half mir, mich so zu akzeptieren wie ich bin", sagte Draco und sah Harry in die smaragdgrünen Augen. Harry nickte.
„Ja, ich weiß. Er hat für mich dasselbe getan!", fragend sah Draco ihn an.
„Er hat mir geholfen, zu akzeptieren, dass man nicht verhindern kann, in wen man sich verliebt und dass es okay ist...", Harrys Blick wanderte über Dracos Gesicht, der ihn erst ungläubig ansah, aber sich dann lächelnd nach vorne beugte und seine Lippen auf die des Gryffindor senkte. Plötzlich waren sie nicht mehr hier auf der Bank im verschneiten Park des Manors, sie waren beide weit weg.

Am Fenster des Kaminzimmers standen noch immer Severus und Narzissa und beobachteten die beiden lächelnd.
„Und was wirst du tun? Nimmst du ihn zu dir?", wollte Narzissa wissen und wandte den Blick von der Szene um Severus anzusehen. Auch dieser löste sich nun von Harry und Draco und sah zu Narzissa und Lucius, der etwas verwirrt auf dem Sofa saß.
„Ja, ich denke doch. Ich bin ihm noch ein Weihnachtsgeschenk schuldig", sagte er lächelnd. Narzissa nickte.
„Sehr gut, denn sonst hätte ich es getan!"
„Ähm...was ist da unten los? Was habe ich nicht mitbekommen? Was hättest du getan?", wollte Lucius nun wissen. Narzissa ging auf ihn zu und küsste ihn.
„Nichts, nichts Schatz, das erkläre ich dir ein anderes Mal. Die Liebe....hach...", sagte sie träumerisch und lehnte ihren Kopf an die Schulter, ihres immer noch deutlich verwirrten Mannes.

Severus drehte sich wieder lächelnd zum Fenster und sah über das Anwesen hinweg zum Waldrand, gerade noch entdeckte er die weiße Hirschkuh, die im hellen Mondlicht im Wald verschwand.

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