𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 7

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Den restlichen Tag hatten Joris und Bente weitestgehend ungenutzt verbracht. Mit dem gestohlenen Geld hatten sie sich später noch Kuchen gekauft, auf der Wiese gefaulenzt, sich an Abenteuer aus dem Kloster erinnert und dem Treiben des Dorfes zugesehen. Dann hatten sie eine weitere Nacht unter ihrem Baum in dem kleinen Park verbracht. Im Gegensatz zum vorigen Tag wachte Joris am nächsten Morgen schon früh auf. Er weckte Bente und kurze Zeit später machten sie sich Richtung Dorfmitte auf. Sie begonnen, sich bei den Bewohnern nach freien Arbeitsstellen umzuhören und fragten, als ihnen keiner von ihnen weiterhelfen konnte, schließlich auch in den Betrieben selbst nach Arbeit. Jedoch ohne Erfolg. Am späten Nachmittag gaben sie es schließlich auf und begaben sich niedergeschlagen an einem Tisch der örtlichen Gastschänke.
„Kein Einziger im gesamten Dorf! Wie kann das nur sein?", begann Bente.
„Wir hatten einfach Pech", meinte Joris, doch Bente begann gerade erst, sich aufzuregen.
„Die vertrauen wahrscheinlich uns Fremden nicht. Typisch Dorfdeppen...", auf einmal stoppte sie in ihrer Rage und seufzte auf „Ach hör nicht auf mich. Ich bin einfach nur sauer, dass es nicht klappt."
„Wir kommen schon über die Runden", versuchte Joris sie zu beruhigen. „Ein bisschen was haben wir ja noch." Er hielt das Säckchen hoch, in dem sie ihr Geld aufbewahrten. „Ich werde uns jetzt erstmal etwas zu essen und trinken bestellen, dazu reicht es allemal, und morgen sehen wir weiter." Er klang zuversichtlicher als er war, aber es schien Bente dennoch zu beruhigen und sie stimmte zu.
Als die Bestellung aufgegeben war, fingen sie an zu reden und ihre Stimmung hob sich wieder.
Die beiden unterhielten sich über Verschiedenes, lachten und  überlegten viel. Ein Schweigen trat nach einiger Zeit ein und Joris hing seinen Gedanken nach. Irgendwie war Bente wie eine Schwester für ihn. Sie würde ihn nie allein lassen, selbst nicht, wenn alles völlig aussichtslos wäre. Dieser Gedanke ließ ein Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen.
„Ja, Joris", unterbrach Bente plötzlich das Schweigen. „Ähm...Was meinst du?", fragte Joris etwas verwirrt durch die scheinbar zusammenhangslose Aussage. „Ich meine, dass ich dich nie allein lassen werde. Du bist für mich alles. Du bist meine Familie, mein Bruder."
Joris war erstaunt. Ihn berührten die Worte, sie ließen ihm warm ums Herz werden und bedeuteten ihm mehr als Bente wahrscheinlich klar war, aber... Wie kam sie plötzlich darauf? Hatte er etwa laut gedacht? Konnte sie Gedanken lesen? Nein, er musste laut gedacht haben, aber das tat er doch sonst nie... Naja, Fragen kosteten ja schließlich nichts. „Wie kommst du..."
Er wurde unterbrochen, als die Kellnerin sich vor ihren Tisch stellte.
„So, dann hätten wir hier die Getränke für die jungen Herrschaften. Ein Wasser für die Dame und das Bier für den Herren. Guten Durst!"
Bente bedankte sich und die Kellnerin verließ den Tisch. Ironisch feierlich hob Bente ihr Glas und sie stießen mit einem lauten Prost an. Joris beschloss, Bente nun doch noch zu fragen, denn es beschäftigte ihn weiterhin, wie sie urplötzlich praktisch auf seinen Gedanken geantwortet hatte. Er räusperte sich, und wusste mit einem Mal nicht mehr wie er es ansprechen sollte. Es war doch eigentlich Unsinn, aber er hatte irgendwie das Gefühl, nicht laut gedacht zu haben...
„Also Bente...", krächzte er und Bente sah ihn erwartungsvoll an. Joris räusperte sich nochmal, nahm einen Schluck von seinem Bier und fuhr fort: „Woher...?" Er wurde erneut unterbrochen, als zwei Männer sich von dem naheliegenden Tisch erhoben und direkt auf sie zukamen.

𝓕𝓮𝓮𝓷𝓫𝓵𝓾𝓽Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt