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„Du hast doch mal gesagt, du redest nur mit Menschen, die du magst.“

Mr Tomas hatte sich den Stuhl gegenüber von mir genommen. Seine braunen Haare lagen flach auf seinen Kopf und die Sonne schien hinter ihm. Einige Mädchen beschrieben ihn als sexy. Mit seinen Muskeln, die aber nicht wirklich trainiert waren, eher angedeutet. Mit der lockeren Art, wie er den Unterricht hielt. Er kam sympathisch rüber.

Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. „So hab ich das nie gesagt.“

„Aber so verhältst du dich. Du redest nur mit Ashton und den kennst du doch erste seit ein paar Tagen.“ Ich schmunzelte kurz und nahm ein Löffel Eis.

„Das stimmt ebenfalls nicht.“ Mr Thomas zog fragend eine Augenbraue hoch und stützte sein Gesicht auf seinen Armen. Er war recht jung, gerade erst fertig mit dem Studium und Referendariat, wahrscheinlich war er deshalb anziehend. „Erzähl.“, forderte er, aber ich winkte ab.

„Kann es sein das sie mich gern haben. Also als Schülerin.“ Mr Thomas lächelte kurz.

„Ja. Du machst keine Probleme. Außer das du so ruhig bist und das macht mir zu schaffen. Du bist gut im schriftlichen Teil, aber im Unterricht sagst du fast nie etwas, obwohl du alles weißt. Das macht mir zu schaffen. Weißt du, als Lehrer möchte man natürlich, dass jeder Schüler den Unterricht versteht und dementsprechend gute Noten hat. Wenn dann allerdings solch Aufmerksamkeit bezogende Mädchen im Klassenraum sitzen, die einen förmlich mit den Blicken ausziehen, dann ist das ein harter Job.“

Ein kurzes Lachen überkam meine Stimmbänder und ich leckte weiter an dem Eis.

„Das war das erste Lachen, was ich von dir bekommen habe, dass nicht gestellt war.“ Mr Thomas verschränkte die Arme auf dem Tisch und lächelte einsam vor sich hin, während ich weiter stumm da saß. Stumm da sitzen war meine Spezialität und Mr Thomas hatte recht. Ich war gut in der Schule und ich verstand auch alles. Aber ich traute mich nicht im Unterricht etwas zu sagen. Am Ende würde man mich so oder so dafür beleidigen.

„Jela, ich sehe, dass du, nennen wir es mal, Problem in deinem sozialen Umfeld hast. Das Tiffany und ihre Mädels dich dominieren und verärgern. Ich kann dir dabei helfen, du musst nur was sagen.“ Mr Thomas versuchte Augenkontakt mit meinen blauen Augen zu bekommen, doch mein Blick rutschte auf mein Eis. Ich mochte es nicht Augenkontakt zu halten, trotzdem faszinierten mich Augenfarben.

„Mr Thomas, da haben sie gut hingeguckt, aber ich glaube nicht, dass sie mir helfen können.“ Mein Blick war weiter auf das Eis gerichtet.

„Aber Ashton kann es, hab ich recht?“ Ein kleines Lächeln zuckte auf meiner Lippe und ich nickte leicht. Mr Tomas lächelte ebenfalls und stand langsam auf. Er richtete sein Shirt und ich guckte wieder nach oben.

„Na dann auf ins Disneyland.“  

Ich mochte Disney Filme auf eine Art, weil sie so voller Träume waren, die auch immer in Erfüllung gehen. Jedes Leben, so blöd es ist, hat etwas Gutes und Disney suchte nach diesen kleinen tollen Dingen. Doch ich mochte sie auch nicht, weil sie so pinkfarben aufgebauscht waren. Manche Dinge liebte und hasste man zur gleichen Zeit.

Ashton hatte ein Dauergrinsen im Disneyland auf. Ich hatte ihn noch nie so glücklich gesehen, doch ich mochte dieses große Grinsen, welches von Wange zu Wange ging und die Hälfte seines Gesichtes einnahm. Es war echt und natürlich und ich liebte es.

Irgendwann kaufte er mir einen Minnie Mouse Haarreifen und nachdem ich ihn versucht habe davon abzuhalten mir ihn auf den Kopf zu setzten, hatte er es geschafft. „Meine kleine Punk Minnie Mouse.“ Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und erwärmte meinen Körper. Ashton zog mich in seine Arme und umarmte mich.

Das war einer dieser Momente, die du für dein Leben nicht vergisst. Die dich manchmal packen und du kannst dich an jedes kleine Gefühl in diesem Moment erinnern. Manchmal packt es dich mitten in der Nacht oder an einer Stelle, die nichts damit zu tun hat. Manchmal auch, wenn dich ein Geruch, eine Person oder ein Ding daran erinnert. Du fühlst die Gefühle und Gänsehaut überkommt dich. Diese Wärme breitet sich in deinem Köper aus und strahlt in jede Zelle. Dir bleibt nichts anders übrig als zu lächeln und glücklich zu sein.

Für einen kurzen Moment hatte ich Ashton aus den Augen verloren. Ich stand am Zuckerwattestand und versuchte kläglich an die blau gefärbte Zuckerwatte heran zu kommen, während Ash sich nicht mehr blicken ließ. Die Sonne stand noch hoch am Himmel, aber es war schon Nachmittag. Als ich zwei blaue Zuckerwatten ergattert hatte, versuchte ich Ash unter den Massen zu finden. Ein mulmiges Gefühl kroch in meine Magengrube und verdrängte die anfänglichen Glücksgefühle.

Er saß auf einer Bank und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Ich setzte mich neben ihn und hielt ihm die Zuckerwatte entgegen. Er lächelte und griff sich eine, doch die feuchten Augen und die Tränenspuren auf seinem Gesicht waren nicht zu übersehen.  Er hatte geweint.

„Ich wollte keine Zusammenbüche mehr in der Öffentlichkeit haben.“, murmelte er nachdem wir schweigend auf der Bank saßen und das Treiben beobachteten.

„Warum brichst du zusammen?“ Ash starrte bedrückt auf den Boden. Der Stiel der Zuckerwatte war leer und baumelte in seiner rechten Hand. Er malte kleine Kreise auf den Boden. Seine Muskeln waren angespannt.

„Vergiss es, erzähl es mir wenn du Lust dazu hast.“ Er entspannte sich langsam.

Wir blieben bis es dunkel wurde und die Lichter im Disneyland die Oberhand übernommen. Das Schloss erstrahlte und wie jeden Abend erleuchtete ein buntes Feuerwerk über den Türmen. In allen Farben des Regenbogens erstrahlte der Himmel.

Ashton legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich an seinen Körper. Auch ich legte beide Arme um ihn und umarmte seinen Körper. Er drückte einen Kuss auf meine Haare und flüsterte leise: „Danke.“

und ja ich habe noch immer eine schreibblockade

maverick // ashtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt