Ein Donnerstag Abend. Regen prasselt gegen mein beschlagenes Fenster, der nachtblaue Himmel wird von zuckenden Blitzen immer wieder in weiß getaucht. Schön, nicht wahr? Langsam gleitet mein Stift über das Papier, Wort für Wort quäle ich mich durch meine scheinbar unendlich langen Chemiehausaufgaben. Genervt schmeiße ich den Kulli in die Ecke meines Schreibtisches. Das grinsende Gesicht meines Teufelsengels schaut aus meiner kleinen Topfpflanze hervor. Er krallt sich an den Rand und schwingt sich hinauf um sich zu setzten.
„Guck nicht so", murre ich den Winzling an.
„Bereust du es?", neckt er mich. Mit seinem Bein das über das andere geschlagen ist wippt er ein wenig hin und her.
„Fresse du kleiner besserwisserischer Teufel...", fluche ich. Erbost springt die Kreatur auf.
„Wie im Himmel hast du mich gerade genannt?"
„Du hast mich offensichtlich verstanden"
„Und du hast offensichtlich keine Lust das Risiko einzugehen und das nochmal zu sagen", kontert er erfolgreich. Schweigen. Erneut nehme ich den Stift, lege ihn von meiner rechten in die linke Hand und wieder zurück. Links, rechts, links, rechts... links, rechts. Ich greife nach der fast leeren Energydose auf der Fensterbank und lege meinen Kopf in den Nacken um den letzten Rest hinaus zu bekommen. Und weiter geht es mit den Hausaufgaben.
„Willst du wirklich weiter machen?", meint der Teufelsengel in einem sarkastischen Ton. Jedoch schenke ich ihm keine Aufmerksamkeit. Ich setzte mir meine schwarzen Lieblingskopfhörer mit Katzenohren auf und drehe die Regler an ihren Seiten höher. Schon verkriecht sich der winzige Engel wieder in dem kleinen Topf.Mein Fuß fängt an im Takt wippen und ich beginne mit zu summen. Meine Schreibschnelligkeit passt sich an und nach vielleicht 15 Minuten werfe ich den Kugelschreiber gezielt in den Stiftehalter. Gelassen schmeiße ich mich aufs Bett, nehme die Kopfhörer runter und entsperre mein Handy. Wow eine Benachrichtigung. Naja was hab ich auch anders erwartet. Die Nachricht kam von Lintu.
„Chemie fertig? :)"
Ich erwische mich selbst dabei wie ich ein wenig anfange zu schmunzeln. Schlag dir diesen Gedanken wieder aus dem Kopf.
„Jo jetzt schon. Musik hat mir geholfen uwu"
Zu meinem Überraschen ist er sofort online. Gebannt starre ich auf das „Schreibt..." unter seinem Namen. Wieso braucht er immer so lange.
„Heißt... du hast Zeit?"
Sofort beginne ich über beide Ohren zu grinsen.
„Ist da jemand verliebt?", ärgert mein Teufelsengel mich der sich auf meiner Schulter niedergelassen hat. Ich ignoriere ihn und schreibe sofort zurück.
„Klar gerne! owo"
„Dann komm ich zu dir. Bin in 15 Minuten da :)"
Mein Herz schlägt schneller. Glücklich schalte ich mein Handy aus und starre für einige Zeit einfach nur an meine reinweiße Decke.Meine Träumereien werden von einem genervten Schnipsen unterbrochen.
„Das ist nicht euer erstes Treffen Kuu..."
„Jetzt lass mich doch. Ich reagiere jedes mal so", meckere ich ihn an ohne meinen Blick zu ihm zu wenden. Ich setzte mich langsam wieder auf. Er fällt fast runter und balanciert sich mit seinen Flügeln auf meiner Schulter aus.
„He! Aufpassen", keift er. Doch mein Engel ist gerade meine kleinste Sorge.Ich schaue rüber zum Spiegel wo ich mich in einen viel zu großen Hoodie und Jogginghose sehe, aber viel Zeit zum umziehen bleibt nicht. Die Türklingel schellt und ich sprinte zur Haustür. Er verliert komplett das Gleichgewicht, verschenkt nur die Arme und fliegt auf einer Stelle in der Luft rum. Bevor ich die Tür öffne atme ich noch einmal tief durch. Da steht er. Seine roten Haare glänzen in der Sonne und seine Augen schimmern in den schönsten Blautönen die es gibt. Ich bitte ihn herein und nehme seine Sachen ab. Zusammen gehen wir in mein Zimmer und setzten uns aufs Bett.
„Youtube gucken?", fragt er kurz. Mit einem kurzen Nicken stimme ich zu. Er zückt sein Handy und startet ein Video. Wir sitzen wir nur nebeneinander auf dem Bett, doch nach und nach merke ich wie er immer näher kommt, bis er mich schließlich ganz in den Arm nimmt. Mein Herz ist am rasen! Ich bleibe für den Rest des Treffens so liegen und genieße seine Nähe und Wärme. Ich bin komplett verwirrt. Soll das etwas heißen? Bis auf das Video ist es still. Wir lachen manchmal aber sonst nichts. Aber stören tut mich das nicht. Ich schmiege mich an sein Hemd und bemerke das er dasselbe Deo wie ich benutzt. Ist das komisch?Es vergehen Stunden in denen ich jede Sekunde genieße.
„Ich glaub ich muss mal wieder los. Meine Eltern meinten ich soll 20.00 Uhr losfahren", unterbricht er die Stille. Ich nicke wieder nur. Seine Stimme klingt so schön. Ein wenig traurig setzte ich mich erneut in mein Bett. Er erhebt sich, sammelt seine Sachen zusammen und verschwindet in den Flur. Ich folge ihm und schaue ihm zu wie er sich fertig macht.
„War schön heute", merke ich an.
„Ja finde ich auch. Wir können uns bald gerne nochmal treffen", schlägt er beim Schuhe anziehen vor. Wieder nicke ich, während ich vor Nervosität an meinen Fingernägeln nage. Er wirft sich seine Jacke über und geht Richtung Haustür. Ich öffne sie ihm und für ein paar Sekunden stehen wir einfach nur voneinander, während wir Augenkontakt halten. Er gibt mir eine Umarmung und geht dann hinaus. Verträumt winke ich ihm hinterher, als er zu seinem auf der Einfahrt stehenden Fahrrad läuft.„Naaaa?! Sind da ein paar Fünkchen gesprungen?", hackt mein Teufelsengel nach. Ich rolle nur mit den Augen.
„Du warst dabei also tu nicht so", meine ich nur und schließe die Tür wieder.
Ich schlurfe wieder ins Zimmer und falle aufs Bett, mit dem Kopf voran aufs Kissen. Ich atme einmal tief ein. Es duftet immer noch nach ihm. Ich hebe meinen Kopf und greife nach dem Sketchbook auf meinem Nachttisch. Interessiert blickt mein Engel über meine Schulter. Mit einer gehobenen Augenbraue schaut er mich an.
„Ja er ist es... Lass mich!", gebe ich zu während ich etwas rot werde. Überraschenderweise sagt er nichts weiter und beobachtet mich schweigend. Erneut gleitet mein Stift übers Papier. Aber diesmal mit Leidenschaft und das sieht man. Vorsichtig zeichne ich Lintus Augen. Jetzt nicht verkacken!
„Garnicht so schlecht", lobt er mich. Ich nicke nur als Dank und halte das Bild etwas von mir weg um eventuell die letzten Fehler zu finden.Nach ein paar Korrekturen lege ich das Buch zur Seite und lege mich wieder hin.
„Ich bin komplett erledigt", jammere ich. Ich setzte mich auf und reibe mir die Augenlider. Ich schleppe mich zu meinen Schlafsachen, ziehe mich quasi in Slow-Motion um, mache mich im Badezimmer fertig und verkrieche mich endlich unter meiner Bettdecke.
„Nacht", flüstert mir mein Teufelsengel zu.
„Nacht", nuschle ich noch bevor ich einschlafe und in meiner Traumwelt versinke.
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Leseprobe - unbekannter Titel
FantasyHier ist das erste Kapitel meines neuen Romanprojekts! Ich werde es wahrscheinlich noch überarbeiten usw. aber ich würde gerne schonmal Feedback bekommen und sehen wie die Geschichte so ankommt. In diesem Roman hat jeder Mensch einen Engel. Es gibt...