(36) Schmerz

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Jared POV

Es war nun schon eine Woche seit dem Kampf vergangen. Wir mussten diese Woche wohl oder übel wieder zur Schule. Keiner konnte sich jedoch darauf konzentrieren. Am Anfang hatten uns die Lehrer noch gerügt und zum Nachsitzen verdonnert, weil wir so erstarrt nicht bei der Sache waren. Aber nach nur drei Tagen hatten sie gemerkt, dass das Unsinn war und wir uns vorerst nicht verändern würden, egal was für Strafen sie sich noch ausdenken würden. Vor einer Woche dachte ich noch, die Welt kommt in Ordnung. Wir blieben hier und würden ein Rudel werden. Ich hätte Amy zu Dates ausgeführt, dass sie mich kennenlernt. Vielleicht wären wir schon bald weitergegangen. Ich hätte sie markiert und wir wären unser Leben zu zweit weiter gegangen. Jetzt waren wir ohne offizielle Zusammenführung zu einem Rudel geworden. Unsere Rudel hatten sich vorgenommen, das Rudelhaus so auszubauen, dass wir alle Platz hatten. Wenn ich dann hier am Schreibtisch saß, blickte ich am Computer vorbei und sah da Amy vor mir sitzen. Von da aus würde sie mich angrinsen und herausfordern. Wie konnte eine Zukunft, die plötzlich so gut aussah, von einer Sekunde auf die andere zerstört werden? Wer hatte es zu verschulden, dass so etwas passierte?
Da erblickte ich ihr Buch auf meinem Bett. Ich wollte es ihr zurückgeben, wenn der Kampf vorüber war. Sie sollte nicht in Versuchung kommen, darüber zu reden. Damit konnte sie den Kampf überstehen. Aber wieso war das dann passiert?

Keiner war bei einem Kampf ums Leben gekommen...
Alle mit dieser „Begabung" sind aus dem Nichts und ohne Grund gestorben.

Jamie hatte so recht. Aber zählte die Weitergabe des Buches schon zu darüber sprechen? Hatte sie sich damit unbewusst ein eigenes Grab geschaufelt? Wieso? So viele Fragen, auf die das Buch schon damals keine Antworten hatte. Würde ich das je herausfinden? War das die nächste in der Legende? Gestorben, weil sie eine Buchempfehlung ausgesprochen hatte? Das machte doch keinen Sinn. Müsste nicht nur das Verraten von Kampfausgängen unter Strafe stehen? Wie sonst konnten darüber Legenden entstehen? Ich war wie am Boden zerstört. Das hier war nicht real. Das konnte nicht real sein. Aber woher sollte ich neue Erkenntnisse bekommen? Würde das noch etwas ändern?
Was mich noch mehr fuchste, war, dass ich als Alpha ihrem Rudel nicht gerecht werden konnte. Wie konnte ich so eine perfekte Alpha ersetzte? Ich war immer noch nicht erwachsen und ich wusste auch nicht, ob ich das je werden wollte. Wie Amy ihr Rudel führte, war einmalig. Nicht einmal Alpha Marc konnte mir da helfen. Er hatte seinen Rudelposten zwar schon abgegeben, aber man wollte noch warten bis man die offizielle Zeremonie abhalten konnte. Er hielt es jetzt für einen schlechten Zeitpunkt. Aber würde der Zeitpunkt nochmal besser werden? Sie sollten doch nicht wegen uns darauf verzichten müssen. Aber sowohl Marc als auch sein Sohn sahen es als unpassend, es jetzt abzuhalten, wo sie doch mehr als Verbündete sind. Sie gehörten ja irgendwie dazu. Auch wenn das für sie nicht fair war. Was war überhaupt noch fair? Die Fragen in meinem Kopf wurden immer mehr. Ich konnte einfach keine Antworten mehr finden. Ich konnte sie mir noch nicht einmal mehr beantworten, wenn es um Banalitäten des alltäglichen Lebens ging. Wie sollte ich da ein Rudel angemessen führen? Ich wusste es nicht.
Ich konnte nicht mehr. Ich ging in den Keller und trat vor den Boxsack. Alle, die auch litten, hatten jemanden an ihrer Seite, der sie stützte. Jo, der litt wie ein Hund, hatte Mia. Sie half ihm und er schaffte es sein Alltag zu überleben. Abbey hatte Alex. Auch er war für sie da und das nicht nur sprichwörtlich Tag und Nacht jede Stunde. Mit Mike ging es wieder bergauf, er hatte einen Dickschädel und war immer noch dicke mit Joanna. Am Ende blieb nur ich. Ich schlug noch kräftiger in den Boxsack. Ich hatte keine Schulter. Meine Schulter zum Anlehnen war nicht da. Meine Schläge nahmen noch einmal an Intensität zu. Plötzlich trat jemand dahinter und hielt den Boxsack fest. Es war Alex. Abbey musste sich schlafen gelegt haben. Sonst wäre er ihr nicht von der Seite gewichen. Er blickte mich an, sagte jedoch kein Wort.

Du bist nicht alleine.

Da war ich mir manchmal nicht so sicher, aber ich fands ok. Sollte er doch bleiben, wenn er morgen eine blaue Schulter haben wollte. Ich schlug noch ein paar Mal zu. Dann ließ ich frustriert die Arme fallen. Alex trat hinter dem Boxsack hervor. Mich verließ jede Kraft und ich fing an zu heulen. Ich heulte wie sonst was, aber nicht wie ein Alpha. Alex packte meine Schulter und klopfte mir auf den Rücken. Wir standen hier länger so. Irgendwann trat ich zurück und blickte ihn leidend an: „Das hätte ich mir im Traum nicht vorgestellt, dass ich mal heulend in deinen Armen liege."
„Keine Sorge, Alpha. Erfährt keiner und ich vergess es auch wieder", grinste Alex vorsichtig, doch es erreichte nur sein halbes Gesicht. Ich schlug ihm noch auf den Rücken, bevor ich die Handschuhe auszog und mit ihm nach oben ging.
Ich wollte duschen gehen, bevor ich noch einmal zu Amy ging. Jetzt saß ich hier bei ihr. Sie wirkte so verletzlich und so weit entfernt. Wir würden sie in ein oder zwei Tagen von hier wegbringen müssen. Sie lag schon zu lange hier. Das sagte zumindest Alf jedes Mal, wenn ich noch einmal hierherkam. Ich konnte nicht anders. Ich wollte ihr noch einmal zeigen, dass ich sie liebte und immer lieben würde. Eine Mate gab es nur einmal und mit ihr das Gefühl. Ich würde es und alles von ihr vermissen. Deswegen kam ich noch einmal wieder. Ich sagte mir jedes Mal, dass es das letzte Mal war. Aber ich war noch nicht soweit. Schließlich war das erst eine Woche her. EINE WOCHE, VERDAMMT!!! Was war schon eine Woche?
Ich griff mir ihre Hand, stützte meinen Arm mit dem Ellenbogen neben ihr auf der Matratze und führte ihre Hand an meinen Mund.
„Hey, Süße. Ich weiß, dass du mir dafür jedes Mal eine runterhauen würdest", ich schluckte, denn das würde sie nicht, nicht mehr, „vielleicht hoffe ich, dass du das noch tust. Deswegen werde ich das jetzt so in Erinnerung halten. Du bleibst meine Süße. Das tut mir irgendwie nicht leid. Die Lehrer lassen uns jetzt endlich in Ruhe. Du hättest ihnen bestimmt die Meinung gegeigt, statt abzuwarten, aber hey... es hat doch auch funktioniert. Alf meint, heute wäre es soweit. Ich weiß nicht, ob ich das kann. Deswegen kann ich nur hoffen, dass du mir das verzeihst. Wenn du dann gerade beim Verzeihen bist, könntest du mir gleich mein Auftauchen hier vor einigen Wochen verzeihen. Wir haben ein ganz schönes Chaos angerichtet. Und wieder tut es mir im Herzen nicht leid. Aber sich zu entschuldigen soll ja nicht schaden. Ich würde es danach aber wieder so machen. Nur würde ich beim nächsten Mal Dickköpfiger sein und nicht vor einem Alpha kuschen. Wer macht das auch? Ich bin doch selber ein Alpha, würde ich mir sagen und dich sofort wegschnappen. Also mach dich beim nächsten Mal darauf gefasst. Da werde ich nicht so lange warten und dich auf mich zukommen lassen. Dann wirst du mich auf dich zukommen lassen. Ich schwöre dir, Süße, ich werde rennen."

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Alpha wants Alpha | abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt