Wenn die Welt ihre Farbe verliert

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Ich begriff es nicht, warum er? Warum musste er sterben und warum wurde er mir entrissen? War dem wen oder was auch immer so egal, wie ich mich fühlen würde? Ich lag zusammengekrümmt in Deaton's Behandlungsraum. Es schmerzte einfach alles zu sehr. Auch meine Schreie und meine Heulattacke wurden nicht besser. Melissa gab mir ein Beruhigungsmittel. Ich fühlte mich, wie nach einer vollen Dröhnung Narkosemittel, aber im Wachzustand, obwohl ich höllisch müde wurde. Was sollte das alles? Ich bekam nur so halb mit, dass Scott mich nach Hause trug, zumindest der Weg von der Autotür von Melissa's Kleinwagen bis in mein Bett. Irgendwie funktionierte das Denken nicht richtig, ich bekam dennoch mit, wie Scott sich anbot bei mir zu bleiben, da Lydia Bei Stiles nächtigen würde.

Mir fehlte tatsächlich was. Mir fehlte Theo! Mein Junge, mein Geliebter, mein Ein und Alles. Aber er würde nicht mehr wiederkommen, nie wieder. Ich musste lernen, in meinen jungen verliebten, rosa Jahren damit umzugehen. Als mir sein letzter Anblick widerwollend in den Kopf schoss, setzte ich mich schreiend und schweißgebadet auf. Die Tränen flossen über meine weichen blassen Wangen. „Hey, ist schon gut. Wir sind hier." Entgeistert starrte ich erst Scott und dann meine LED-Uhr an. Es war 03:18 Uhr nachts, was machte er noch hier? Auch meine Mutter stand vor Schreck im Zimmer. Scott wimmelte sie mit „Wir kommen schon klar ab." In Ihrem weißen plüschigen Bademantel schlenderte sie also wieder zurück in ihr Bett. Mein Kopf deutete mir noch eine leichte Benebelung der Sinne an, aber denken funktionierte meines Erachtens nach trotzdem ohne Probleme. „Was machst du so spät hier?" Meine Stimme war leise und rau, als hätte ich mich gestern in den Rausch getrunken. Der Braunhaarige Alpha rückte leise mit seinem Stuhl etwas näher. „Ich konnte dich so nicht alleine lassen und wie du gerade wohl selbst feststellst, hab ich auch gar nicht so Unrecht." Das hatte er definitiv nicht und ich hatte Angst allein. Angst davor, dass sie uns aufsuchen würden und ich weder mich, noch meine Mutter oder meinen Bruder retten könnte. Einen Moment lang schaute ich ihm in seine dunklen Augen, die in meinem weißen Nachtlicht funkelten. Mein Blick traf den Boden. „Wäre es dreist, wenn ich dich bitten würde neben mir zu liegen? Ich habe eine Heiden Angst, wenn ich ehrlich bin und Theo...", Meine Stimme verstummte. Während mir wieder Tränen das Gesicht nässten, war Scott schon hinter mir und nahm mich in den Arm. „Ich weiß es ist bestimmt wenig hilfreich, aber Theo hätte nicht gewollt, dass du so leidest, sondern versuchst trotzdem zu leben. Ja, es ist schwer, aber ich verspreche dir, wir werden helfen und wenn die anderen es warum auch immer nicht tun, dann mach ich es halt alleine." Er streichelte meinen Oberarm und versuchte mich zu beruhigen. Letztlich war es so beruhigend, seine Anwesenheit zu spüren, zu wissen, dass man nicht alleine ist, dass ich im Arm auf seiner Brust einschlief. Mir war es ehrlichgesagt auch total egal, ob man sowas macht oder nicht, aber ich denke jede, die ihren Freund verloren hat, wird mich verstehen, dass man das Gefühl der Geborgenheit braucht.

Durch das Licht der Sonne wurde ich am Morgen geweckt, jedoch war eigentlich schon lange Schule. Trotz, dass die Sonne gelb ist, erschien mir die Welt irgendwie trist und farblos. Es fehlte immer noch ein wertvolles Lebewesen. Mein Gehirn übte die Methode der Verdrängung aus und es war irgendwie auch die richtige Entscheidung. Ich drehte mich vorsichtig um und nahm Scott schlafend neben mir war. Ich hoffte einfach, dass er es mir nicht übelnahm. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett und setzte einen Fuß vor den anderen, bis ich meine Zimmertür erreichte. Meine Füße brachten mich in die Küche, wo auch meine Mutter mit ihrem Kaffee saß. Leise wünschte ich ihr einen „Guten Morgen", welches sie grummelig zurückstammelte. „Warum hast du mich nicht geweckt? Ich hab Schule." „Nein, du bleibst erst einmal zuhause!" Mama war gerade alles – nur nicht gut gelaunt. Das Verhalten brauchte ich grade echt nicht. „Wo ist Jason?" Mum zuckte nur mit den Achseln und hielt ihre Tasse fest umschlossen mit beiden Händen. Sie schien wohl nicht mir reden zu wollen, aber warum? Ich verfrachtete meinen Hintern ins Wohnzimmer. Kurz darauf hörte ich, wie Scott und Mum kurz sprachen, bevor er sich zu mir setzte. „Warum redet sie mit mir nur das Nötigste?" Fragte ich ihn gerade raus, als er im Wohnzimmer ankam. Er erklärte mir, dass seine Mutter und er ihr alles gestern Abend erzählt hätten und sie das erst einmal verdauen müsse. Irgendwo verständlich, aber was kann ich denn dafür? „Ich fahre jetzt nach Hause, aber wenn was ist, ruf bitte an, das ist kein Problem." Die Haustür fiel ins Schloss und meine Mutter stand in der Tür. „Hast du mir nichts zu sagen junges Fräulein?" Mutter's Ton war streng. Ich wusste nicht so recht damit umzugehen. Früher hatte es mich nicht interessiert, aber jetzt gerade war ich nicht einmal in der Lage, nur die Hälfte des Satzes zu verarbeiten. Ich zeigte ihr ein leichtes Kopfschütteln. „Ich komme ohnehin ja schon seit Langem nicht mehr an dich ran. Mir tut das mit Theo auch unheimlich leid, aber ich komme mir belogen vor Lara-Jane! Ich möchte, dass du gehst!" Bitte? Wo sollte ich denn hin? Ich war so geschockt, dass ich nicht mal wusste, ob ich sauer sein oder Verständnis zeigen sollte. Gehorchend trottete ich in mein Zimmer und packte mir ein paar wichtige Sachen zusammen. Als ich mit meinem Rucksack in der Tür wieder stand, gepackt bis oben hin, schauten wir uns nur einmal kurz an. Meinen Haustürschlüssel machte ich von mir aus ab und schmiss ihn auf das Sofa. Ich wollte einen sauberen Abschluss, das Thema war für mich jetzt irgendwie gelaufen. Vielleicht war das auch die Möglichkeit zum Neuanfang.

Aber wo sollte ich bloß hin?

Das Leben in Beacon HillsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt