Kapitel 29

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ELISA

An dem Morgen als meine Freunde mich im Krankenhaus besuchen kamen und Bekah uns vor Kol warnte, kam eine Stunde später mein Arzt ins Zimmer und unterschrieb meine Entlassungspapiere.

Seit dem sind zwei Tage vergangen. Zwei Tage in denen meine Freunde abwechselnd Wache bei mir hielten und mein kleiner Bruder bei Sally übernachtete. Steven und ich sind im Wohnzimmer. Während ich etwas für die Uni mache, geht er angespannt von einer Ecke zur anderen. Steven schaut ein weiteres Mal aus dem Fenster, welches nur durch eine Wand von der Eingangstür entfernt ist und außerdem einen guten Blick auf die Veranda ermöglicht. 

"Steven bitte setz dich einfach hin. Du machst mich ganz nervös mit deinem Rumlaufen." bitte ich ihn ruhig. "Es sind schon zwei Tage vergangen und noch nichts hat sich getan. Wieso lässt er sich nicht hier blicken." Ich schüttle genervt meinen Kopf. Von all meinen Freunden, die bis jetzt Wache gehalten haben, ist Steven der unentspannteste.

Der Dolch liegt in einer gut versteckten Ecke im Wohnzimmer, an der Spitze mit Weißeichenasche beträufelt und immer Griffbereit falls Kol früher oder später auftauchen wird. Ich vertiefe mich wieder in mein Buch, welches ich für eines der Module lesen muss. Meine Gedanken schwanken jedoch immer wieder ab. Meine Angst vor Kol sollte jetzt im Moment größer als zuvor sein, jedoch spüre ich nichts. 

Die kalten Schauer, die mir immer über den Rücken gelaufen sind wenn ich an Kol dachte. Das zittern meiner Hände, wenn ich an die unzähligen Nahtoderfahrungen  der letzten Wochen dachte. Selbst die Albträume oder Halluzinationen die mich die Nächte gequält haben. Alle sind sie verschwunden. Ich spüre nichts mehr der gleichen. 

Selbst als Bekah das Unheil ihres wütenden Bruders angekündigt hat, habe ich keine Angst gespürt. 

"Wie kannst du nur so ruhig sein Eli?" fragt Steven. Ich zucke nur die Schultern, denn die Wahrheit ist, ich weiß selber nicht wieso ich so ruhig sein kann. Alles schreit danach, dass ich Angst haben sollte, doch das habe ich nicht. Die seltsame Ruhe, die ich im Moment verspüre ist jedoch genauso beunruhigend wie auch angenehm. 

Plötzlich hört man ein lautes Klirren in der Küche und sofort sind Steven und ich auf voller Alarmbereitschaft. Während Steven eine Nachricht an unsere Freunde schickt, schnappe ich mir den Dolch und stelle mich dann hinter den sicheren Körper von Steven. 

Mit meiner rechten Hand umklammere ich den Dolch feste, während Steven, gefolgt von mir, langsam auf den offenen Türbogen zugeht. Ein leiser Schritt nach dem anderen führt uns näher zu der Küche, in der uns mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit ein sehr wütender Kol erwartet. 

Steven macht einen letzten Schritt nach vorne und steht jetzt genau vor dem erwähnten Türrahmen. Seine Muskeln spannen sich an und seine Haltung verfinstert sich, was mir sagt, dass meine Vermutung richtig war. Immer noch hinter Steven stehend, verstecke ich den Dolch hinter meinem Rücken. Dann linse ich an meinem besten Freund vorbei. 

Dort steht er. Mitten in meiner Küche in einem See von Scherben. Die Glastür hinter ihm, welche zum Garten führt, eingeschlagen. Seine Lippen tragen ein wahnsinniges Grinsen und er sieht so selbstsicher aus wie eh und je. 

"Die kaputte Tür sehe ich als Ausgleich für das kaputte Fenster, Elisa." sagt er, während er auf die Tür hinter sich zeigt. "und jetzt hätte ich gerne meinen Dolch wieder." Seine ruhige Stimme lässt mir einen Schauer über den Rücken fahren und mein Griff um den Dolch wird fester als kurz zuvor. 

Bevor Kol noch etwas sagen kann, greift Steven den Urvampir auch schon an. Durch ihre unglaubliche Schnelligkeit kann man kaum sehen was passiert. Das nächst was ich erkenne ist, dass Steven in hohem Bogen gegen einen Schrank geschleudert wird, welcher unter der Masse Stevens in tausende Einzelteile zerbricht. 

"Was hast du erwartet Elisa? Das mich Steven fertig macht und du mich dann in seelen Ruhe erdolchen kannst. Ich meine für wie stark hältst du deinen Freund denn? Ich bin tausend Jahre alt. Ihr habt nicht den Hauch einer Chance."   Während Kol das sagt, kommt er mit schnellen Schritten auf mich zu, was mich dazu bringt, einen Schritt nach dem anderen zurück zu gehen. 

Als ich mit meinem Rücken gegen die Wand pralle, steht Kol keine Sekunde später vor mir und schaut von oben auf mich herab. Sein Lächeln hat seine Lippen noch nicht verlassen, doch in seinen Augen spiegelt sich die rasende Wut wieder. 

Mit einem schnellen Griff hält er meinen verbundenen Arm fest und drückt zu. "Wie geht es deinem Arm, Darling?" zischt er, während ich versuche den Schmerz zu unterdrücken. "Lass sie in Ruhe!" hört man von hinten als Steven sich auf Kol stürzt und seine Faust in Kols Gesicht vergräbt. 

Die Überraschung in den Augen von Kol ist nicht zu übersehen, doch er fängt sich wieder schnell. Mit einer Hand hält er mich immer noch fest, während er mit der anderen einen weiteren Schlag von Steven abfängt und seinen Arm gewaltsam umdreht. Das Knacken ist nicht zu überhören und mit einem finalen Tritt fliegt Steven ein weiteres Mal durch den Raum. 

"Steven" schreie ich besorgt und will zu ihm rennen, doch Kol zieht mich sofort zurück. In einer raschen Bewegung drehe ich mich zu ihm um und hole den Dolch in meiner gesunden Hand vor. Ich warte keine Sekunde und steche sofort zu. Doch Kol ist schneller. Er greift meine rechte Hand und drückt feste zu. Dabei fesselt er meine Augen mit seinem stürmischen Blick. 

"Lass ihn fallen Elisa. Lass ihn einfach fallen." murmelt er ruhig, doch obwohl die Situation aussichtslos ist, kämpfe ich weiter gegen ihn an.  "Ich hab keine Angst vor dir!" zische ich ihn entschlossen an. Sein Blick verändert sich und leise schleichen sich die kleinen schwarzen Äderchen, die mir so oft Albträume bereitet haben, unter seine Augen. Seine roten Augen lassen einen Funken Bedauern entwichen als er mit fester Stimme sagt: "Das solltest du aber."

Kurz bevor er jedoch seine Zähne in meinem Hals vergraben kann, wird er ein weiteres Mal weggerissen. Zur Hälfte werde ich noch mitgerissen, weil Kol immer noch meine Hände festhält. Dann lässt er sie los und ich kollidiere schmerzhaft mit dem Boden. 

 Ich richte mich wieder auf und muss zusehen wie Kol langsam seine Hand in Stevens Brust vergräbt. "Du bist wirklich der absolut nervigste Mensch den es gibt Steven. Weißt du manchmal muss man erkennen wann man sich geschlagen geben muss. Denn sonst wird es nur schlimmer und schlimmer." 

Kols Hand dringt immer tiefer in den Körper von Steven ein. Dieser versucht weiterhin gegen Kol anzukämpfen, jedoch kann man sehen, dass ihn seine Kräfte verlassen. Er ringt immer weiter nach Luft und wieder und wieder röchelt er mit einem schmerzerfüllten Gesicht Blut aus. Er wird immer schwächer, bis er komplett aufhört zu kämpfen. 

Durch Panik um meinen besten Freund angestachelt kämpfe ich mich auf die Beine und schnappe mir den Dolch, der alleine auf dem kalten Holzboden liegt. Die von Schmerz triefenden Geräusche von Steven versetzen mir einen gewaltigen Adrenalinkick. Wie in Trance laufe ich auf Kol zu und schreie irgendetwas. Ich kann meine eigenen Worte nicht entziffern, doch kurz bevor ich den Dolch in den ungeschützten Rücken des Urvampirs vergraben kann, dreht sich dieser um.

Mit seiner freien Hand greift er mir um den Hals und das nächste was ich spüre ist ein unbeschreiblicher Schmerz an meiner linken Schläfe. Ich gehe zu Boden. Alles um mich rum wird verschwommen und fängt sich an zu drehen. Als mein Blick wieder etwas klarer wird kann ich sehen, wie Kol den schlaffen Körper von Steven auf den Boden fallen lässt. 

"Steven." flüstere ich, als er neben mir landet und seine leeren Augen mich anstarren. Hinter seinem Körper mache ich die Beine von Kol aus, die jetzt langsam auf mich zu kommen. Dann wird alles schwarz.


Fear Me (ff Kol Mikaelson)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt