Kapitel 15

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Der Lochberg hatte etwas Seltsames an sich, musste Mäat feststellen. Er drehte sein Gesicht zur Sonne und seine Haare, die mittlerweile schon viel zu lang geworden waren, wirbelten umher. Anfangs fand er den Wind unangenehm, der beinahe ständig um die Felsvorsprünge wehte. Doch Picea schien es zu genießen, ihr Flügel auszubreiten und leise krächzend die Federn zu spreizen.

„Das ist er", sagte Oruk und kletterte von Elais Rücken.

Mäat strich sich eine seiner braunen Strähnen aus dem Gesicht und schaute in die Richtung, in die der Adee deutete.

Oruk auf dem Melmur, er neben Picea gehend, waren sie zurück zum Etos gewandert. Obwohl Mäat liebend gerne sofort auf ihren Rücken geklettert wäre um eine Runde um den Berg zu fliegen, wäre es unhöflich gewesen. Daher hatten sie sich zu Fuß auf den Weg gemacht. Für den Lochbergadeen war es in Begleitung der Asgassdame weniger gefährlich und darum hatten sie sogar am Bergsee getrunken.

„Ich hätte ihn ehrlich gesagt nicht gesehen, wenn du es mir nicht gesagt hättest."

Der kleine Felsvorsprung war genau die richtige Deckung. Picea steuerte sogleich darauf zu und ließ sich unter der Felsdecke nieder. Sie passte gerade so hinein und Mäat würde über den Mondlauf hinweg vor dem Wind geschützt sein.

„Ich dachte mir, dass hier der perfekte Ort für euch wäre, um zu übernachten", sagte Oruk. Es war sichtlich stolz, dass sein Plan funktioniert hatte und stieg von Elai, die sich lieber in einiger Entfernung von Picea auf ihre Hinterläufe stellte und unsicher die Umgebung beobachtete. „Darf ich mich zu dir setzen?"

Mäat lachte. „Aber klar doch. Ich hab noch so unendlich viele Fragen an dich."

„Oh, ich denke ich habe dir eigentlich schon alles über den Lochberg und die Melmurs erzählt. So interessant sind wir leider nicht."

„Ach komm schon. Natürlich seid ihr das! Aber ich will auf etwas anderes hinaus. Ein Freund von mir hat mich zu euch geschickt und meinte, ich könnte euch helfen."

„Ein Freund?"

Mäat nickte nur abwartend und hoffte, dass der Lochbergadee nicht weiter nachhaken würde. Für ihn war es ja schon ein Schock gewesen, ihn zusammen mit Picea zu sehen. Wenn er jetzt von Meister Kall und Canis zu erzählen beginnen würde, wären sie noch einen ganzen Sonnenlauf beschäftigt.

„Ja. Er meinte ihr hättet Probleme mit den Asgassen."

„Hmm, das stimmt. Es ist natürlich gefährlich, sobald wir uns an die Erdoberfläche bewegen. Immer mal wieder erwischen sie einen von uns. Wie viele es letztendlich in letzter Zeit waren, kann ich dir gar nicht sagen. Und wenn es ganz schlimm kommt, schnappen sie sich sogar ein Melmur."

Mäat nahm sehr wohl war, dass der Tod eines Melmurs in Oruks Augen ein größerer Verlust wäre, als der seinesgleichen.

„Können wir irgendetwas gegen sie tun?"

Oruk warf einen Seitenblick auf Picea, die sich zufrieden zusammengekauert hatte und mit zu Schlitzen verzogenen Augen in Mäats Richtung spähte, wie sie es schon als Jungtier im Dunkelforst gemacht hatte.

„Ich glaube kaum. Sie sind eigentlich Einzelgänger, nur Brutpaare jagen zusammen. Du kannst ja kaum mit Picea Sonnenlauf für Sonnenlauf den Lochberg abfliegen und jeden Asgass vertreiben, den du zu Gesicht bekommst."

„Nein, nicht wirklich. Aber es wundert mich schon, warum ich dann hierhergeschickt wurde."

„Hmm, ich weiß auch nicht", murmelte Oruk und blickte mit gerunzelter Stirn stur vor sich hin. „Zurzeit sind auch kaum welche von uns oben unterwegs, wie du siehst. Wir haben unsere Höhle im Sommer mit Vorräten gefüllt. Außerdem hat erst kürzlich geregnet und dann können wir aus den Wasserpfützen..." Oruk sprang wie von einer Nisse gestochen auf und stieß ein leises Keuchen aus.

Waldwesen - KiefernfrostWo Geschichten leben. Entdecke jetzt