58 - Nathan - Rache oder nicht?

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„Pena di morte." In dem Moment, in dem Keanen diesen Satz über die Lippen bringt, hebt Javier den Blick zu mir, und lächelt gehässig. „Aleyna Black", flüstert er dann leise, und ich lasse mir nichts anmerken. „Und Ray Scott. Sind sie nicht die wichtigsten Menschen in deinem Leben?" Jetzt werde ich doch etwas stutzig, und fieberhaft überlege ich, worauf Javier jetzt anspielen möchte.

„Was wird das?", fragt Keanen ernst, und sieht zu Javier, der etwas aus seiner Tasche herausholt. Als ich es näher begutachte, erkenne ich, dass es sein Handy ist. Er entsperrt es, und ich denke nicht daran, meine Waffe zu senken. Ich habe die größte Lust jetzt einfach zu schießen, doch Javier weiss, wie er seinen Feind zum Zögern bringen kann. Ich lasse ihn also gewähren und warte darauf, dass er endlich mit der Sprache rausrückt. Viel Zeit werde ich ihm nicht lassen.

„Sie sehen schon reizend aus... es ist fast eine Sünde, sie in so schmutzigen Kleidern zu sehen." Ich schlucke trocken, lasse Javier nicht aus den Augen, und nehme wahr, wie Keanen einen Schritt auf Javier zugeht. „Spuck endlich aus was du zu sagen hast und sprich Klartext", zischt er dann, und Javier sieht zu dem Mafioso auf. „Sieh es dir doch selbst an", antwortet er dann nur, und ich trete neben Keanen, der jetzt Javiers' Handy in der Hand hält.

Der Bildschirm ist in zwei Teile geteilt, beide zeigen einen abgedunkelten Raum. Einige Sekunden vergehen, bis zu mir durchdringt was hier abgeht, und dann fühlt es sich an, als wäre ich im freien Fall. Meine Wut überschreitet alle Grenzen in mir, und als ich mich zu Javier drehe weiss ich, dass er seinen Triumph innerlich feiert. Er hat einen wunden Punkt getroffen, den einzigen, den er bei mir treffen könnte. Und er weiss das.

„Planänderung", zischt Keanen, und schmeißt Javier sein Handy zurück. Dieser fängt es gerade noch so auf, und verstaut es dann wieder in seiner Manteltasche. „Dein Bruder steht für dich auf dem Spiel. Wirst du in den nächsten Stunden nicht mit der Sprache rausrücken, ist er Geschichte. Jungs, mitnehmen."

Keanen hält mich zurück, als auf Javier zulaufe, und zieht mich etwas abseits der Gruppe. „Nate, beruhige dich", sagt er so ruhig wie möglich, doch ich höre, dass auch Keanen mit den Nerven ringt. „Wir werden die beiden da heil rausholen, okay? Wir haben Javier und seinen Bruder. Es wird alles gut, aber du musst jetzt die Ruhe bewahren, wenigstens vor Javier. Unaufmerksamkeit könnte uns jetzt den Kopf kosten."

Ich schlucke trocken und versuche, meinen Puls wieder etwas zu normalisieren. Es ist nicht wirklich einfach, jetzt ruhig zu bleiben und abzuwarten, doch Keanen hat schon Recht. Wenn ich jetzt unaufmerksam werde, wird das ganz bestimmt nicht gut ausgehen. Ich senke den Kopf und nicke, und Keanen klopft mir auf die Schulter. „Wir holen sie da raus", versichert er mir nochmal, und wir kehren wieder zur Gruppe zurück.

Inzwischen sind alle Männer von Javier von uns festgenommen, und werden gerade in unsere Vans verfrachtet. Caines Vater wird dann zusammen mit Mr. Salvatore das weitere Verfahren mit den Geiseln übernehmen, während wir uns auf die Suche nach Aleyna und Ray konzentrieren werden. Und diese dann hoffentlich auch so schnell wie möglich finden.

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„Ich reiße ihm den Kopf ab."

Verzweifelt tigert Ethan schon seit sicher zwanzig Minuten im Raum auf und ab, bleibt ab und zu stehen um sich die Haare zu raufen, und setzt seinen Irrweg dann fort. Seit unserer Rückkehr ist eine Stunde vergangen, in der ich im Krankenhaus war um festzustellen, dass Javier uns nicht einfach so reingelegt hat. Aleyna und Ray sind nicht mehr aufzufinden, und allen Übels haben Javiers Männer Rays Zimmer auch noch so hinterlassen, dass die Polizei natürlich auch direkt die Fährte nach ihm und Aleyna aufgenommen hat.

Zwar haben wir so mehr Leute die suchen, jedoch könnten wir so auch alle auffliegen, und das wäre schlecht. Sehr schlecht sogar. „Ich helfe dir dabei", murmle ich auf Ethans Aussage hin, und schliesse kurz die Augen. Der heutige Einsatz ging mehr als nur daneben, doch trotzdem bin ich froh, dass wir wenigsten Javier und den Großteil seiner Männer erstmal aus dem Verkehr ziehen konnten. Doch trotzdem sind da draußen noch Leute, die Aleyna und Ray bewachen, und ich glaube nicht, dass Geiseln einfach freigelassen werden, wenn der Boss plötzlich fehlt. Viel mehr fehlen die Geiseln dann ebenfalls.

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