Kapitel 8

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Ich schaue zu ihm und seine Augen sind definitiv auf mich gerichtet, während sein Mund schmunzelt.
David lacht und wirft die Münze hoch. Ich will überhaupt nicht wissen, was er für eine Frage gestellt hat.
Ich bleibe lieber im Unwissen, aber das müssen die Anderen ja nicht erfahren.

„Was hast du ihm jetzt gefragt ?", will Miranda sofort wissen, sobald sie die Kopfseite der Münze gesehen hat.
David findet Miranda's Verhalten nur witzig, ich kann ihr Verhalten jedoch nicht verstehen.
Ich verstehe nichts nur, ich finde auch nichts von alldem lustig.
„Haltet euch fest Leute." Er lehnt sich vor und alle anderen tun es ihm gleich. Die Gruppe wartet gespannt auf die Frage, auf die Luke mit meinen Namen geantwortet hat. Ich kaue unbewusst auf meiner Unterlippe und höre damit auf sobald ich es merke.

Meine Nerven sind am Ende und man kann die Spannung in der Gruppe gerade zu anfassen. Verstohlen blicke ich zu Luke rüber, der mich gebannt anstarrt. Sofort schaue ich zu David, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.

„Ihr wisst ja das Luke nie, aber auch nie sich mit Frauen trifft." Oh, das war mir neu.
Aber worauf möchte er denn hinaus mit dieser Information ?
„ Tja, meine Lieben. Mit Joanna hätten wir die passende Kandidatin gefunden."
Mit einem zufriedenem Ausdruck im Gesicht lehnt er sich zurück und schaut in die Runde.

Miranda zeigt als erstes eine Reaktion, indem ihr die Kinnlade runter fällt. Sie ist sprachlos, wie wir alle, aber kriegt sich schnell wieder ein. Ich bin mir nicht sicher, was das alles jetzt zu bedeuten hat. Heisst das, Luke würde gerne mit mir ausgehen ?
Kelly klatscht begeistert in die Hände und lässt mich damit zusammen zucken.
Keine Ahnung warum sie das immer wieder macht, aber es nervt mich langsam. Miranda findet ganz schnell die Sprache wieder.

„Warum denn die da ?"
Ich versuche erst gar nicht auf ihr Kommentar einzugehen. Ich verdränge es einfach, so wie alles auch.
Aber eine Frage geht mir dennoch nicht aus dem Kopf: Würde er auch so mit mir ausgehen oder hat er sich einfach dazu entschieden meinen Namen zu erwähnen, weil das alles hier gerade zum Spiel gehört ? Seinen Blick spüre ich auf mir, aber ich wage es nicht hinzuschauen. Mein Blick ist starr auf meine verknoteten Hände gerichtet. Jetzt spüre ich nicht nur Luke's Blick auf mir, sondern auch die der Anderen. Ich versuche erst gar nicht hinzusehen, was mir auch überhaupt nicht schwer fällt.

Konzentriert schaue ich auf meine Hände, sodass ich gar nicht mitbekommen habe, dass sie weiterspielen.
Ich wage einen kurzen Blick auf Luke. Mit gesenkten Wimpern schaue ich zu ihm und schaue wieder sofort weg.
Er schaut mich immer noch an. Ich versuche durchzuatmen und mich zu beruhigen. Natürlich ist das alles nur ein Spiel und ich darf und sollte nicht zu viel hinein interpretieren. Aber warum schaut er mich immer noch an ?

Mein Herz fängt an wie wild zu klopfen. Im Hintergrund nehme ich nur wahr, dass wieder Richard mit seiner Frage dran ist.
Ich habe keine Lust mehr auf das alles und murmle eine unverständliche Entschuldigung, dass ich an die frische Luft muss.
„Was hat die denn ?", höre ich noch von irgendwem, bevor ich in der Menge verschwinde und nach draussen flüchte.

Als ich in die warme Luft raustrete, ist es so als könnte ich wieder aufatmen. Die Frage die gestellt worden ist und die dazugehörige Antwort, gehen mir wie in Dauerschleife im Kopf rum.  Warum muss jede Kleinigkeit mich auch aus der Bahn werfen ?
Er würde doch ehe nicht mit mir in Wirklichkeit ausgehen, dass hatte ich doch eben gerade noch mit mir selbst so ausgemacht.
Das ist nur ein Spiel. Selbst wenn er wollen würde, würde ich es nicht wollen. Mir wird klar, dass ich wirklich nicht mit ihm ausgehen würde. Überhaupt mit niemandem würde ich ausgehen wollen. Dafür bin ich zu kaputt.

Nicht jeder ist Nathan, versuche ich mich innerlich zu beruhigen, aber es funktioniert nicht.
Nicht jeder ist wie Nathan, aber jeder könnte wie er sein. Ich massiere meine Schläfen um die kommenden Kopfschmerzen vorzubeugen. Dabei setze ich mich auf einen Bordstein mit dem Rücken zum Haus und versuche alles um mich herum auszublenden.
Versuche die aufkommende Panik in mir zu verdrängen. Ich schaue zum  Himmel auf und beobachte die vielen Sterne.

Der Gedanke, dass meine Eltern mich von da oben aus sehen können, beruhigt mich.
Ich lächele, als ich sie sagen höre, dass sie immer ein Auge auf mich haben würden. Auch wenn sie jetzt nicht mehr da sind.
Ich vermisse sie unendlich. Ich schlinge die Arme um mich. Obwohl es schwül ist, zittere ich etwas. Es hilft mir auch nicht weiter an meine Eltern zu denken. Sie sind nicht mehr da, also bin ich auf mich alleine gestellt.

Mein Problem ist, dass ich nicht mehr klarkomme im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Ich möchte einfach unsichtbar bleiben, aber ich weiß, auf Dauer wird es nicht gehen. Keine Ahnung wie ich dass alles anstellen soll, ohne komplett verrückt zu werden.
Ich muss einfach lernen mich wieder Schritt für Schritt zu öffnen. Ständig in Angst zu leben, ist keine Option.
Ich seufze laut auf. Ich bin ein hoffnungsloser Fall und brauche es erst gar nicht zu versuchen, es bringt ja dann doch nichts.

Eine Träne läuft meine Wange hinab. Oh nein. Ich habe nicht mal gemerkt ,dass ich angefangen habe zu weinen.
Ich wische mir sie schnell weg. Nicht jetzt. Ich darf nicht weinen, nicht mehr. Ich habe schon zu viele Tränen gegossen.
Ich halte in meiner Bewegung inne, weil ich neben mir eine Wärme spüre und ich schaue direkt in schöne braune Augen, die tief in mich reinblicken.

„Alles okay bei dir ?", will Luke wissen.
Ich nicke nur und wende meinen Blick ab und schaue wieder zu den Sternen hinauf. Er folgt meinem Blick nach oben.
Schweigend sitzen wir da, und mein ungutes Gefühl am Anfang erlischt langsam, was mich erleichtert.
Gott sei Dank stellt er mir keine Fragen, auf die ich keine Antworten habe, besser gesagt Fragen, auf die ich nicht antworten möchte.

„Würdest du mich nach Hause fahren, Luke ? Natürlich wenn es dir nicht Umstände macht."
Und schon wieder werde ich ihn von einer Party zerren, weil ich nicht Imstande bin, meinen Hintern mal länger als eine Stunde auf einer Party verweilen zu lassen. Und das frustriert mich sehr.

Die Wut packt mich innerlich und ich balle meine Hände zu Fäusten.
„Weisst du was ? Ich schaffe es schon alleine, Luke. Ich möchte dich wieder ungern von der Party fern halten."
Er sieht mich eine Weile an, scheint zu überlegen, was er machen soll.
Ich gebe ihm keine Gelegenheit zu antworten, indem ich aufstehe und mich auf den Weg mache.
„Ich fahre dich." Ich drehe mich zu ihm. Er steht ebenfalls auf und kommt entschlossen auf mich zu.
Schweigend gehen wir nebeneinander her, bis zu seinem Auto.
Die Musik und die Party verblasst hinter uns, je mehr wir uns mit dem Auto entfernen.

Hold MeWhere stories live. Discover now