31. Kapitel

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Harry

Sie beugte sich vor zu mir. Ihr Atem war ganz nah. Wieder sagte sie irgendetwas, was ich diesmal aber definitiv wegen des Lallens nicht verstehen konnte. Ich konzentrierte mich stattdessen darauf ihre Sommersprossen unter der dicken Make-Up-Schicht zu erkennen. Scarlett hatte auch ein paar Sommersprossen auf der Nase, aber sie deckte sie nicht so stark ab. Sollte sie auch nicht, ich liebte diese kleinen Flecken. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, ich wäre wieder bei der Überraschungsparty und sie würde da gerade auf meinem Schoß sitzen. Ihre Oberschenkel drückten gegen meine und als sie ihr Gewicht weiter zu mir verlagerte, lehnte ich mich ihr entgegen und griff nach ihrer Hüfte, um sie zu stabilisieren. Ihr Becken fühlte sich allerdings wesentlich unförmiger an, als ich Scarletts Taille in Erinnerung hatte und so platzte meine Traumwelt ziemlich plötzlich. Ich wurde wieder in die Realität katapultiert und nahm wieder den schummrigen Club, der so penetrant nach klebrigen Drinks und Schweiß stank wahr. Und vor allem nahm ich dieses 'Scarlett-mit-viel-Schminke'-Double wieder vollständig war und war fast ein bisschen schockiert von mir selbst. Was hatte ich mir denn dabei gedacht. Ich hatte mal wieder Louis Prinzipien in den Wind geschossen, obwohl er mich jedes Mal davor warnte. Ich fühlte mich als würde ich Scarlett selbst betrügen würde. Nicht, dass wir zusammen wären, sie mich lieben würde oder sonst was, aber der Gedanke ging mir auf einmal nicht mehr aus dem Kopf. Ich musste sie sehen. Jetzt! Ohne Vorwarnung stellte ich mein Glas hin und hob das Mädchen von meinem Schoß. "Tut mir Leid, Babe, ich würde dich hier nicht sitzen lassen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre!", entschuldigte ich mich eilig und drückte ihr als Wiedergutmachung meinen Drink in die Hand. Um sie nicht völlig verzweifelt auf ihren High-Heels stehen zu lassen, küsste ihren Handrücken, bevor ich den Club endgültig verließ.

Louis wäre stolz auf mich, das war mein mit Abstand kürzester Clubbesuch. Vielleicht nicht stolz darauf wie er abgelaufen war, aber immerhin hatte ich meinen Fehler selbst erkannt und war jetzt auf dem Weg es besser zu machen. Während ich zum Auto hastete, spürte ich die Kälte wieder. Shit, ich hatte meinen Mantel liegen lassen. Sollte ich jetzt umdrehen? Unter einer Straßenlaterne blieb ich fröstelnd stehen und versuchte sachlich an die Sache ranzugehen, obwohl sich meine Gedanken gerade überschlugen. Mein Atem färbte sich weiß in der Luft. Mein Handy und den Geldbeutel hatte ich sowieso in der Hosentasche. Ich wollte mich nicht nochmal durch diese pappigen Menschenmasse quetschen und eigentlich hatte ich es grade eilig. Ich sah zum Himmel hoch. Es würde schon nicht anfangen zu schneien. Ich konnte den Weg zum Auto auch ohne Mantel überleben. Außerdem der war ja auch nicht viel wärmer, überzeugte ich mich selbst. Entschlossen wuschelte ich mir durch die Locken und setzte meinen Weg fort.

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Das erste was ich tat, als ich im Auto saß war die Klimaanlage auszuschalten. Mir war saukalt und meine Finger waren echte Eisklötze. Gott sei Dank hatte ich hier drin Sitzheizung. In dem Versuch meine Hände schnellstmöglich wieder warm zu bekommen rieb ich sie so schnell es ging aneinander. Das half leider nicht fiel, also parkte ich aus und überlegte das erste mal in meinem Leben überhaupt, ob ich die Lenkradheizung anschalten sollte. Sonst hatte ich mich immer über diesen übertriebenen Luxus lustig gemacht, aber jetzt wusste ich wofür der gut war. Innerhalb weniger Minuten hatten meine Finger wieder Normaltemperatur erreicht und ich fuhr zielstrebig an den beleuchteten Gebäuden Londons vorbei. Meine Gedanken waren sonderbar klar, obwohl sie mir gleichzeitig ungeordnet durch den Kopf schossen. Ich würde das mit Scarlett wieder einrenken. Ich würde einfach an ihrer Haustüre klingeln und sie normal und sachlich fragen wie sie zu der ganzen Sache stand. Ich würde ihr ehrlich meine Verwirrung mit der Situation und meine Gefühle für sie erklären und bestimmt könnten wir dann eine Lösung finden, die uns beiden gut passte. Ich hatte keine Ahnung, ob ich ihr überhaupt irgendetwas bedeutete, aber an die Option, dass sie seit Montagnacht nicht mehr an mich gedacht hatte, wollte ich mich nicht denken. Leise Zweifel an meinem Vorhaben machten sich in mir breit. Sie hatte mir seitdem nicht geschrieben oder sich anderweitig gemeldet... aber hatte sie überhaupt meine Handynummer? Hatte Niall ihr die schon gegeben? Ich konnte mich nicht mehr erinnern.

Wenigstens den Weg zu ihrer Wohnung hatte ich mir gemerkt und so lenkte sich der Wagen wie von alleine vor das mehrstöckige Haus mit der anhängenden Garage. Ihr Auto stand aber nicht in dort, wie ich an dem offenen Tor feststellte. In ihrer Wohnung brannte kein Licht. Sie war wohl noch nicht zuhause. Oder vielleicht hatte sie ihr Auto woanders geparkt und schlief schon. Hatte sie nicht etwas von einem Besuch bei ihren Eltern erzählt? Aber dann hätte sie ja kaum die Garage offen stehen lassen. Vielleicht hatten andere Bewohner des Hauses aber auch Zugang dazu. Ich fuhr links ran und stellte den Motor ab. Was zur Hölle machte ich hier eigentlich? Mein eingeredetes Bewusstsein von vorher bröckelte langsam ein bisschen. Ich weiß nicht wie lange ich mit mir selbst diskutierte, ob ich klingeln sollte oder nicht, aber irgendwann fing es wieder an zu schneien. Dicke Flocken fielen vom Himmel und verdeckten mir so die Sicht, dass ich das kleine hellblaue Auto, das sich über das Glatteis quälte, erst bemerkte, als es schon fast in der Garageneinfahrt stand. Wer war das denn? Und dann um die Uhrzeit... Desinteressiert sah ich dabei zu wie sich die Fahrertür öffnete und ein Mädchen ausstieg. Soweit ich es erkennen konnte, trug sie nur Strumpfhosen und einen so kurzen Rock, dass er unter dem langen Mantel verschwand. Sie drehte sich nicht zu mir um, aber ich erkannte Scarlett sofort an ihrem leichten Gang. Mein Herz machte einen kurzen Hüpfer und ich wollte gerade meine Autotür entriegeln, als sie eine riesige Sporttasche aus dem Kofferraum hievte und anfing mit jemandem zu sprechen. Die Beifahrertür knallte und ein gut gebaute Mann stieg aus, um ihr beim tragen zu Hilfe zu eilen. Er griff nach der Tasche, schwang sie sich über die Schulter sie und nahm sie beschützend unter seinen Mantel. Mir gefiel es nicht wie vertraut er sie berührte. Aber da hatte ich wohl nicht mitzureden... Ich knirschte mit den Zähnen, als sie lachte und sich beide unterhalten Richtung Haustür bewegten. Sie kramte umständlich nach ihrem Schlüssel und der Typ lachte wieder herzhaft. Bevor sie eintraten drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und dann verschwanden sie zusammen im Treppenhaus. Das war also ihr Freund... dieser Bryan oder Ryan oder wie auch immer. Frustriert schlug ich mit der flachen Hand gegen das Lenkrad und ärgerte mich über meine anfängliche Motivation. Ich konnte hier gar nichts mehr retten und ich sollte endlich aufhören um etwas zu kämpfen, was ich nicht bekommen konnte. 

[bearbeitet]

Scarry?! (Harry Styles Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt