◇Chapter 25◇

496 21 0
                                    

"Ich habe schon mit Harry und den anderen darüber gesprochen, wir würden dich gerne zuerst auf unseren Social-Media Kanälen vorstellen und erst später mit in die Öffentlichkeit nehmen. Natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist", erklärte Zayn am nächsten Morgen, als es mir bereits viel besser ging, geduldig.

"Hast du ein eigenes Insta-Profil?", fragte Gigi, die wohl vorhatte, die gesamte Woche hierzublieben. Doch damit hatte ich kein Problem, denn wir verstanden uns inzwischen auch sehr gut. 

Ich nickte. Allerdings hatte ich es schon seit Monaten nicht mehr benutzt. "Sehr gut, dann können wir gleich ein wenig Werbung für dich machen."

Nachdem ich mich heute noch gar nicht um mein Aussehen gekümmert hatte, beschlossen die beiden, dass ich mich für das erste Video von Zayn stylen lassen sollte, schließlich war er ja so etwas wie der inoffizielle King of Styling unter den Jungs.

Während Gigi uns mit der Kamera verfolgte, wählte er also ein Outfit für mich aus, das zum Glück auch meiner Meinung nach in Ordnung war. Dann schnappte er sich meine Kosmetiktasche und versuchte, mein Gesicht zu verschönern. Naja, sagen wir mal so: Nochmal wird er das nicht tun dürfen.

Zum Schluss ging es nur noch um meine Haare, Zayn bestand darauf, sie zu glätten, er hätte ja Ahnung von Haarstyling. Wir nahmen Gigis Glätteisen und er machte sich an die Arbeit. Nach einer halben Stunde sah er ein, dass er jämmerlich versagt hatte und gab es auf. Sie wurden einfach nicht glatt und falls doch, dann kringelten sie sich nach fünf Minuten schon wieder wie zuvor.

Als Gigi das Video beendet hatte, erneuerte ich das etwas missglückte Make-Up und band meine Haare zusammen.

Dann ging es gleich weiter, nachdem die beiden vorhin herausgefunden hatten, dass ich kein Instrument beherrschte, versuchte Gigi für das nächste Video, mir das Klavierspielen beizubringen, was sie anscheinend als Kind einmal gelernt hatte. Diesmal war es an mir, kläglich zu scheitern. Ich konnte mir nicht merken, welche Tasten für welche Noten waren und brachte immer alles durcheinander.

"Kannst du denn wenigstens singen?", fragte Zayn nach einer Weile verzweifelt. "Ich... denke schon", antwortete ich unsicher. Im Internat hatten meine Freundinnen immer gesagt, dass ich gut singen könnte. Das glaubte ich ihnen jetzt einfach mal. "Sehr gut, dann probieren wir das aus. Was kannst du singen? Etwas von uns?", rief Zayn begeistert.

Ich merkte, wie ich rot anlief. "Ich höre eure Musik normalerweise nicht. Ich bin ein Fan von Katy Perry." Ich hatte Glück, dass Katy so bekannt war, dass Zayn ihre Lieder natürlich auch kannte, sodass wir wunderbar zusammen singen konnten.

"Hammer", fand Gigi am Ende. "Deine Stimme ist wirklich was besonderes. Du solltest öfter singen." "Danke, aber ich glaube, im Moment ist das nichts für mich." Ich hielt mir die schmerzende Seite. "Ich habe Seitenstechen."

"Willst du noch was machen, oder reicht es dir erstmal?", fragte Zayn fürsorglich. "Ich würde mich zuerst gerne ein bisschen hinlegen. Ich bin müde."

"Immer dasselbe mit dir, ständig bist du müde", scherzte Zayn, als er mich nach unten begleitete, wo ich mich auf die Couch hinlegte. "Aber wir sind auch wahnsinnig froh, dass du bei uns bist." Er deckte mich mit einer dünnen Decke zu und setzte sich neben meinen Kopf.

Er erzählte mir davon, was für unseren Urlaub in Portugal bisher so geplant war, aber nach wenigen Minuten war ich zu müde, um ihm zuzuhören und dämmerte langsam weg, bis ich eingeschlafen war.

◇◇◇

In der Woche, die ich mit Zayn und Gigi alleine war, merkte ich ganz deutlich, dass es mir immer besser ging. Ich hatte fast keine Bauchschmerzen mehr, mir war nicht mehr schlecht und auch mein Kreislauf spielte nicht mehr verrückt.

Das wird dir gefallen

          

Die beiden nutzten das natürlich gleich schamlos aus, um mich bei ihren Social- Media Kanälen zu präsentieren. Egal ob wir irgendwo unterwegs waren, ob ich kochte oder schlief, es war immer einer der beiden mit der Kamera zu Stelle. Mir machte das nichts aus, denn ich wusste, dass das weniger schöne Material nicht veröffentlicht wurde.

Zum ersten Mal seit ich hier war fühlte ich mich richtig gut und gesund, fast so wie es vorher war. Ein wenig machte ich mir Sorgen, dass sich das ändern könnte, wenn die anderen Jungs zurückkamen, doch dem war nicht so.

Zwei Tage nach ihrer Rückkehr und einen Tag vor unserem Urlaub packten wir vormittags unsere Koffer und verbrachten anschließend den Nachmittag alle auf der Couch bei einem Filmemarathon.

"Können wir vielleicht ein bisschen rausgehen? Mir tut alles weh", fragte ich, nachdem wir drei Filme hintereinander gesehen hatten. Ein wenig herumlaufen würde uns bestimmt nicht schaden. Nachdem Harry und Niall zugestimmt hatten, mich zu begleiten, zog ich mir schnell einen meiner neuen Hoodies an, weil es für mich immer noch relativ kühl hier war und ich mich damit sehr wohl fühlte. 

Während ich versuchte, mir die Schuhe zu binden, trug Liam uns einige Dinge auf, die wir im nächstgelegenen Supermarkt, der bequem zu Fuß zu erreichen war, für ihn besorgen sollten, damit er später etwas zu essen machen konnte.

Letztendlich musste Harry mir meinen linken Schuh zubinden, da ich mich wegen meinem Bauch nicht mehr so weit über das gestreckte Bein beugen konnte, um die Schnürsenkel zu binden. Dann konnte es aber auch schon losgehen.

Mir fiel auf, dass ich bisher nur einmal in der Nachbarschaft hier herumgelaufen war. Bisher hatte ich die meiste Zeit im Haus verbracht, oder im Garten und am Pool. Die Gegend, in der ich nun wohnte, kam mir fremd vor. Ich versuchte, mir den Weg zum Supermarkt so gut wie möglich einzuprägen, damit ich mich hier so bald wie möglich auch alleine zurechtfand. 

"Kommen eigentlich viele Fans hierher?", wandte ich mich schließlich an Niall, der neben mir ging und aufpasste, dass ich nicht stürzte oder ähnliches.

Er sah mich ernst an. "Ich will dir keine Angst machen, Evelyn, aber es kann gut sein, dass wir irgendwo auf Fans treffen." "Und was machen wir dann?" Ich hatte zu zittern begonnen und schob meine Hände in die Hosentasche, um es zu verbergen. "Du hältst dich am besten im Hintergrund. Und sag nichts, was du nicht möchtest, dass sie wissen. Denn wenn es eine weiß, wissen es in einer Stunde alle anderen auch. Ich werde zusammen mit Harry versuchen, sie dann so schnell wie möglich loszuwerden."

Er legte freundschaftlich einen Arm um meine Schultern. "Aber mach dir nicht so viele Sorgen, das wird schon."

Im Laden teilten wir uns auf und ich ging mit Niall mit, weil wir uns beide nicht so gut auskannten wie Harry. Während wir die Regale absuchten, meinte ich immer wieder schnelle Schritte und ein Flüstern hinter uns zu hören, aber das bildete ich mir bestimmt bloß ein. Doch als ich schließlich auch noch ein unterdrücktes Kichern wahrnahm, wurde es mir zu viel.

"Sag mal, hörst du das auch, diese Schritte und das Flüstern und alles?", fragte ich unsicher. Mit gerunzelter Stirn sah Niall mich an. "Nein, ich höre nichts. Mach dir nicht so viele Gedanken, das ist nicht gut." Beruhigend strich er mir über den Rücken und schob mich sanft vorwärts und sofort fühlte ich mich etwas sicherer. Trotzdem bekam ich einen halben Herzinfarkt, als plötzlich ein paar Mädchen aus dem nächsten Gang hervorsprangen und direkt auf mich zukamen.

Ungefähr einen halben Meter vor mir blieben sie stehen und ich wich instinktiv etwas zurück. Sie waren mir definitiv zu nah. Die einen fotografierten Niall, die anderen musterten mich von oben bis unten ganz genau. 

"Du bist also Evelyn", sagte eine der Mädchen schließlich prüfend und bedachte mich nochmal mit einem kritischen Blick. Ich nickte stumm und hoffte, sie konnten mir die Angst nicht direkt aus den Augen ablesen. Langsam umrundete mich das Mädchen, während ich nur stocksteif dastand und sogar Niall schien seine Sprache verloren zu haben.

Wo um Himmels Willen steckte denn bloß Harry? Er könnte die Situation wieder in Ordnung bringen und die Fans wegschicken.

Auf einmal drehte sich das Mädchen zu ihren Freundinnen um. "Na wenn sie keine bessere gefunden haben." Sie begann zu lachen und warf mir dabei komische Blicke zu. "Sag, wie alt bist du? Dreizehn?" Wieder begannen ihre Freundinnen zu lachen. Ich verspürte Wut und Angst gleichzeitig, brachte aber kein Wort heraus. "Sie ist sechzehn", hörte ich dann endlich Harrys beruhigende Stimme hinter mir. "Wie groß bist du?" Das Mädchen, das die ganzen unverschämten Fragen stellte, schien sich kaum für Harry zu interessieren.

"Ich weiß es nicht", antwortete ich schließlich. Schon wieder brach hysterisches Gelächter aus.  "Also wirklich, Niall", rief die eine, als sie sich beruhigt hatte. "Ich weiß nicht, wo ihr diese Niete her habt, aber ihr solltest euch schleunigst nach einer anderen Tochter umsehen, es gibt so viele, die besser sind als Evelyn." Sie piekte mir mit dem Finger in den Bauch. "Abnehmen würde ihr auch mal nicht schaden."

Harry war die ganze Zeit ruhig geblieben und hatte nur zugehört, aber jetzt streckte er blitzschnell seinen Arm aus und packte das Mädchen an der Hand. "Fass sie nicht an", knurrte er. "Wieso?", fragte sie frech und verpasste mir mit der anderen Hand einen leichten Schlag gegen den Bauch. Das tat weh, doch ich zeigte keine Regung, machte lediglich einen Schritt nach hinten, sodass sie mich nicht mehr berühren konnte. 

Grob packte Harry auch noch ihre andere Hand. "Pfoten weg, habe ich gesagt." Seine Stimme war gefährlich leise. "Lasst Evelyn einfach in Ruhe. Es ist unsere Entscheidung, wen wir adoptieren und wir bereuen es nicht, uns für Evelyn entschieden zu haben. Solche Menschen wie euch möchten wir bestimmt nicht. Außerdem ist Evelyn weder zu jung, noch zu klein oder zu dick. Sie ist genau richtig."

Die letzten Worte hatte er ihr geradezu ins Gesicht geschrien, sodass ich mich unwillkürlich etwas von ihm entfernt hatte. Die Situation machte mir Angst, ich war ein einziges Nervenbündel.

Während Harry weiter lautstark mit dem Mädchen stritt, nahm Niall mich vorsichtig an den Schultern und lotste mich aus dem Laden nach Hause, während ich ganz in Gedanken versunken war und kaum noch etwas wahrnahm.

"Hey, wartet!", rief uns plötzlich jemand hinterher, als wir den Laden bereits verlassen hatten. Ich drehte mich vorsichtig um und erkannte zwei der Mädchen aus dem Supermarkt. Sofort wurde ich wieder nervös und blieb dicht bei Niall, damit ich mich etwas sicherer fühlte.

"Es tut uns leid, was unsere Freundin gesagt hat, Evelyn", begann eine der beiden schließlich. "Sie ist nur neidisch auf dich. Ich mag dich, wirklich, du hast es total verdient, von den Jungs adoptiert zu sein", erklärte die andere.

Mit diesen Worten drehten sie sich um und verschwanden in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

Trust us ~One Direction ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt