"Alona! Jetzt komm doch! Wir können nicht ewig auf Tristan warten!" Ihr Vater versuchte sie vom Boden zu ziehen, ohne Erfolg. "Alona, jetzt sei doch vernünftig!" Alona schüttelte den Kopf. Er seufzte. "Na gut, dann warten wir eben, aber nur eine halbe Stunde gebe ich ihm noch Zeit, hierher zu kommen! Wir wollen unsere wertvolle Zeit nicht mit Warten verbringen!" Es war schon fast die Hälfte der Zeit vergangen, da hörten sie Schritte und aufgebrachte Rufe. "Alona, schnell komm!" schrie ihr Vater. "Alona?! Jetzt komm und zwar sofort! Soldaten kommen, und sie werden auch vor uns keine Gnade walten lassen!" Auch? Ihr Vater zerrte sie hinter eine Ecke und presste sie an die Wand. "Keinen Mucks!" zischte er. Obwohl er so stark tat, wusste sie doch, dass er eigentlich viel mehr Angst hatte als sie. Dann sah sie es, die Soldaten näherten sich, aber nicht allein. Sie zerrten Sabrina hinter ihnen her! Alona bekam kaum mehr Luft. Sabrina! "Endlich", murmelte der eine Soldat den anderen Soldaten zu. "Ich war schon längst der Meinung, dass sie beseitigt werden sollte! Endlich ist es so weit, heute ist ein Tag zum Feiern, sie wird sterben!" Die Männer gröllten und lachten. Sabrina machte eine kühle Miene. Aber dann ganz plötzlich schaute sie in die Ecke, wo Alona und ihr Vater sich gegen die Wand pressten, und ihr Blick traf den von Alona. Alona konnte die Tränen kaum mehr zurück halten. Sabrina, oh Sabrina! "Was starrst du, Sabrinalein, hast du etwa fliegende Einhörner gesehen?" Gelächter über Gelächter. Ein paar Minuten lang musterte Sabrina jeden einzelnen Soldat dann senkte sie die Stimme: "Ihr wisst nicht, wie viele Fehler ihr begeht, wie viele von eurer Hand sterben, wie viele ihre Familie nie mehr wiedersehen." Sie schüttelte den Kopf. Ein paar Minuten herschte unheilvolles Schweigen, dann stieß ein Soldat die anderen an. "Wisst ihr nicht mehr? Er hat gesagt wir sollen nicht mit ihr reden." Die anderen Soldaten nickten und gingen schweigend weiter. Ein paar Minuten später, als sie nicht mehr in Sichtweite waren, schossen Tränen in Alonas Augen. Sie konnte Sabrina nicht sterben lassen! Sie wand sich aus dem Griff ihres Vaters und rannte los, wohl wissend, dass dies ein Kampf war, den sie niemals gewinnen würde. Aber sie musste es probieren.
Tristan öffnete die Augen. Schnell rappelte er sich auf und winkte den anderen zu. "Aufstehen! Wir dürfen keine Zeit verlieren." George und William murrten noch ein wenig, aber nach ein paar intensiven Blicken ihrer großen Schwestern waren sie still. "Folgt mir!", zischte Tristan und lief leise den Gang entlang. Am Ende des Ganges standen ein paar Wachen vor einer großen Falltür und unterhielten sich flüsternd. Er schnappte die Gesprächsfetzen: "Wurde schon lange Zeit" und "Alle sind freudig" auf. "Was ist unter dieser Falltür?" zischte er den anderen zu. Ein junger Mann antwortete. "Dort werden die Gefangenen festgehalten. Muss grässlich da unten sein, ich will mir gar nicht vorstellen, wie es dort ist-" Cara fiel ihm in den Satz. "-Aber wir können natürlich die Gefangenen befreien, wenn du das willst, so schlimm kann es da unten ja nicht sein...." Sie warf einen zweifelnden Blick auf George, aber sagte nichts weiter. "Wer hat denn gesagt, dass er der Anführer ist?", murmelte William leise."Er hat diese Aktion gestartet, also vertrauen wir ihm, dass er uns hier raus führt", antwortete ihm eine junge Frau blitzschnell. Selina legte die Arme um William. "Er hat ja nur gefragt". Sie warf der jungen Frau einen messerscharfen Blick zu. "Heh,", beschwerte sich William. "Ich bin kein Baby mehr!" Die junge Frau sah zu Selina herüber. "Ja, er hat gefragt und ich habe ihm auf seine Frage eine Antwort gegeben!" Tristan stieß die beiden an. "Lasst uns nicht streiten!", flüsterte er. Was Alona wohl gerade denkt? Ob sie mich vermisst? Tristan, sagte er zu sich selbst, denk nicht an sie, ihr wird's schon gut gehen! Dann atmetete er tief durch und blickte in die angespannten Gesuchter seiner Verbündeten: "Lasst uns diese Aktion starten: Befreit die Gefangenen!"
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Stumm
Teen FictionManche sagten, die Trennung meiner Eltern hätte mir die Sprache geraubt. Ich sagte, dass das meine Art war mich vor Schmerz zu schützen. Wenn ich aber auf einmal bemerkte, dass das Leben meines Vaters doch nicht so normal war, wie ich geglaubt hatte...