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~June~

»Ich hab keine Lust mehr!«

Liam sah mich mit einem Schmollmund an und ich musste kichern.

»Okay dann hören wir jetzt auf!«

»Danke!«

Erleichtert erhob sich Liam von seinem Platz und ging in die Richtung zu seinem Badezimmer. Die Woche war unglaublich schnell vorbei gegangen. Mittlerweile war bereits Donnerstag und seitdem ich die Jungs kenne, hab ich das Gefühl, dass die Zeit viel schneller vergeht. Liegt vermutlich auch daran, dass die vier immer etwas unternehmen wollen. Montag hab ich mich noch vom Wochenende erholt, denn Amber und ich waren Sonntag noch mit den Fahrrädern unterwegs. Dienstag war Nachhilfe mit Liam und dannach ein Spaziergang mit Juke. Am Mittwoch war ich mit den Jungs an einem Badesee wo wir die Hunde mitnehmen konnten, da Duke auch einen Labrador hatte. Chipsy und Juke verstanden sich sofort und der Tag war richtig klasse! Heute war wieder Nachhilfe dran und auf diese hat mein Freund natürlich jetzt keinen Bock mehr. Ich musste leise kichern und das Lächeln glit nicht von meinen Lippen. Nun erhob auch ich mich von dem Stuhl und rief Liam durch die geschlossene Tür zu.

»Liam? Kann ich ein T-shirt von dir anziehen?«

Ich stand bereits an dem Schrank und hatte die Tür geöffnet, da hörte ich sein Lachen.

»Ja klar!«

Kurz sah ich über meine Schulter hinweg, um zu bemerken, dass er bereits wieder in der Tür stand. Sauber gefaltet lagen seine Shirts auf einem Stapel und geradezu sofort zog ein Stoff meine Aufmerksamkeit auf sich.

»Hey! Das kenn ich doch? Amber hat eines... Bei ihr steht natürlich auch  'Fan' vorne drauf! Ich wusste gar nicht, dass du so ein Askar Vernatiker bist!«

Ich drehte mich grinsend zu Liam um, während ich das T-Shirt entfaltete um vorne drauf in Großbuchstaben 'FAN' lesen zu können.

»Leg es zurück!«

Rief Liam erschrocken und verwirrt sah ich auf das Shirt.

»June... Bitte... «

Ich schüttelte meinen Kopf und hob eine Hand um ihn zu stoppen. Er schwieg und in meinem Kopf fing es an zu rattern. Deshalb, war er so genervt wenn man ihn verwechselt hat. Deshalb, wollte er solche Sachen von mir wissen. Deshalb, hatte ich oft das Gefühl, dass er log. Auf dem schwarzen Stoff stand vorne in einer großen Schrift 'ASKAR'. Es gibt nur eines und dieses liegt bei ihm selbst... Das weiß sogar jemand, der ihn nicht verfolgt.

»Warum?«

Heißer kam es aus meiner Kehle und ich sah zu Liam... Oder Askar?... Auf. Wut kam in mir auf, genauso wie Tränen.

»Du mieses Arschloch! Wer bist du jetzt bitteschön?«

Wut entbrannt blickte ich zu ihm und er sah nur mit hängenden Schultern und einem ungläubigen Blick zu mir. Liam... Oder wie auch immer... Schien nicht in der Lage zu sein mir eine Antwort zu geben und ich schnaubte wutentbrant auf.

»Wie konntest du mich nur die gesamte fucking Zeit hinweg so dermaßen anlügen? Hat dir das Spaß gemacht? Oder dachtest du dir, einfach mal um Langeweile vorzubeugen!?«

»Nein! June so war das nicht und das weißt du!«

Er sah eindringlich in meine Augen und ich konnte nur erneut ein Schnauben von mir geben.

»Ich weiß ja nicht mal wer du bist!«

Die Wut in mir schaffte es die Trauer, die Verwirrung und die Verzweiflung zu überspielen, aber meine Tränen, welche mir bereits übers Gesicht liefen, zeigten alles. Sie zeigten wie mich diese Erkenntnis kaputt machte und wie sehr es schmerzte, dass er mich so sehr belogen hat. Liam drehte sich leicht von mir weg und als er wieder zu mir sah, stand mir der Mund offen. Vor mir stand ein Superstar. Blaue Augen blitzen mich ängstlich an und ich konnte es nicht fassen. Liam war Askar!

»Warum?«

Meine Lippen bebten und nur ein Wimmern ging durch den Raum, als ich ihm nicht mehr als nur eine Frage stellte. Er zuckte mit den Schultern und ging sich durch seine Haare. Er schien verzweifelt und neben der Spur, aber er atmete tief durch und sah aufrichtig zu mir.

»Ich wollte normal sein und nicht der Sänger, Songwriter und Medien-liebhaber. Auf der Highschool wollte ich wie ein einfacher Teenager leben und mir zumindest für ein Jahr meinen Wunsch erfüllen! Länger ginge es sowieso nicht, da ja die nächste Tour ansteht... Aber ein Jahr wollte ich und auch nicht mehr! Wer hätte denn wissen können, dass ich dich kennenlerne? Ich wollte eigentlich ganz unauffällig durch das Jahr marschieren aber June... Dann warst du da! Mit dir fühlte ich mich immer besser und mir gefiel mein Leben noch um so viel mehr! Ich hab dich angelogen... Ja... Aber nie wenn es um meinen Charakter oder meine Gefühle und Gedanken ging. Ich liebe dich und will auch nicht ohne dich sein June... Ehrlich!«

Ich sah in seine Augen und merkte, dass er es ernst meinte. Ich stecke in einem Zwiespalt und konnte mich kaum für eine Richtung entscheiden. Eigentlich wollte ich ihm glauben... Ich wollte seinen Worten glauben schenken und versuchen das ganze mit ihm zu verarbeiten, denn ich will doch unsere Beziehung nicht aufgeben. Aber auf der anderen Seite... Er hat mich belogen. Alles, was sein Leben betraf, war falsch und nicht die Wahrheit. Wenn er in diesem Monat nicht ehrlich zu mir war, wie sollte es denn dann in Zukunft werden? Muss ich immer damit rechnen, dass er mir vielleicht nur eine Lüge nach der anderen auftischt? Kann ich wieder vertrauen zu ihm, einem Lügner, fassen?

»June? Bitte sag was!«

Liam... Nein Askar... Ach Fuck! Es war als würde mein Kopf platzen. Die Informationen rasten auf mich ein und ließen mich glatt daran ersticken. Als Liam... Oder auch Askar... Auf mich zu gehen wollte stieß ich schwer ein Wort hervor.

»Nein!«

Das war wohl der Moment an welchem sich mein Kopf und mein Körper einig wurden und ich rannte davon. Raus aus seinem Zimmer, die Treppe runter und zur Haustür. Liam rief mir nach, aber ich dachte gar nicht daran stehen zu blieben und so lief ich einfach nach Hause. Ohne Schuhe, schluchtzend, weinend und ohne Plan wie es weiter gehen sollte. Wie konnte es nur soweit kommen? Wie konnte er mir das antun? Wie konnte er mich die ganze Zeit hinweg nur so hintergegen!? Ein Wimmern drang aus meinem Mund und ich wurde langsamer. Um meine Laute zu unterdrücken, wollte ich meine Hand auf den Mund drücken, aber es war ein T-shirt, welches ich mir über den Mund hielt. Meine Beine stoppten und ich blickte auf das Stück Stoff in meinen Händen hinab. Geradezu andächtig fuhr ich mit meinem Finger zu dem 'A' um seinen Namen nachzufahren. Askar. Was hatten Jacky und ich vor etwas Zeit festgestellt? Viel lieber einen Liam als einen Askar... Und was genau hatte ich jetzt?

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