Vielleicht erinnern sich einige noch an das Kapitel vor zwei Jahren, wo es um die Zeit nach dem Abitur ging und meine vollkommene Ahnungslosigkeit, beinahe schon Verzweiflung diesbezüglich. Ganz besonders wegen ständiger Nachfrage meiner Mutter. Es ist kein schönes Gefühl, nicht zu wissen, wohin man in dieser Welt gehört, wohin man gehen soll, und wenn sich alles Vertraute mit einem Mal auflöst, hängt man zunächst nur lose in der Luft.
Fast alle meine Freunde hatten Pläne, was sie tun werden. Selbst wenn sie zunächst ins Ausland gegangen sind, wussten sie bereits davor, wofür sie sich nach ihrem Auslandaufenthalt bewerben werden. Und ich, ich hatte absolut keine Ahnung. Immer mal wieder einige Ideen, aber sobald ich mich näher damit beschäftigt hatte, fand ich sie auch schon wieder doof. Nicht ansprechend, ich habe mich nicht darin gefunden. Und irgendetwas anzufangen, nur um etwas anzufangen, wollte ich auch nicht.
Mit der Zeit wurde das Thema für mich wie ein rotes Tuch. Jede Nachfrage, was ich nach der Schule denn machen möchte, setzte mich unter Druck. Ich fing an, mich zu rechtfertigen, halbherzig zu sagen, ich fange vielleicht dies oder jenes an, einfach nur damit ich mir nicht anhören musste, dass es doch nicht gehen würde, immer noch nicht zu wissen, was ich machen möchte.
Aber doch, natürlich geht das! Ich war mein Leben lang nur in der Schule, beinahe jeden Tag acht Stunden lang, wie soll ich dann noch die Zeit haben herauszufinden, was mir als Beruf gefällt? In welchem Bereich ich arbeiten möchte? Arbeit ist für mich so ein großes, undurchschaubares Feld gewesen, das ich einfach nicht geblickt habe. Jedem, dem es heute so ergeht wie mir damals, kann ich nur sagen: Lasst euch nicht stressen. Auch wenn es nervig ist; vertraut darauf, dass ihr selbst am besten wisst, was ihr könnt und was euch Spaß macht. Seht euch die Welt an, redet mit Freunden, trefft neue Leute, die euch wiederum Anderes, nie Gehörtes erzählen, und mit der Zeit werdet ihr entspannter.
Meine Reise nach dem Abitur war das Beste, was ich hätte machen können. Es hat mir geholfen, mich nicht von meiner Familie unter Druck setzen zu lassen, mir keine fremden Meinungen über mich selbst einprügeln zu lassen und darauf zu vertrauen, dass alles im Leben sich irgendwann richtet. Von daher ist meine Antwort auf die Frage, was man nach dem Abschluss tun soll, ganz klar: Reisen! Welt entdecken, Kulturen entdecken, Menschen entdecken.
Dass das nicht für jeden etwas ist, weiß ich; es ist auch keine absolute Antwort, sondern eine individuelle. Meine Antwort auf diese Frage, die mich an manchen Tagen beinahe zum Heulen gebracht hat.
Unterwegs in anderen Ländern habe ich dann so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt, die mir alle gesagt haben, dass ich mir keinen Stress machen soll, sie arbeiten heute ohnehin nicht mehr in dem Bereich, den sie damals gelernt haben und man hat immer noch so viele Optionen. Die Arbeitswelt ist so groß und wandelbar, ein Studium nur ein Grundbaustein, auf dem du alles weitere nach Belieben aufbauen kannst. Meine kindliche Ansicht von dem einen Beruf, den ich erlerne und dann mein Leben lang ausüben werde, wurde somit dankenswerterweise zerstört und ich konnte endlich wieder frei atmen.
Dein Leben ist nicht nach Ausbildungs- oder Studienentschluss entschieden. Du kannst immer noch etwas ändern, kannst dich immer noch verändern. Es ist keine einmalige Wahl, sondern eine, vor die du immer wieder gestellt wird. Wenn ich merken werde, dass es mir nicht gefällt, entscheide ich mich um. So einfach ist das. Wir sind viel zu jung, um uns solche großen Sorgen um die Zukunft zu machen. Selbst wenn ich mich noch zweimal umentscheide, kann ich mit dem Studium fertig sein, bis ich 25 bin. Arbeiten werde ich ohnehin bis 70, warum sollte ich mir den Stress also schon so früh wie möglich antun?
Das Leben hat so viel mehr zu bieten als Arbeit und gute Noten. Es gibt so viel Wunderschönes, von dem wir nicht einmal wissen, dass es existiert! Und wenn wir nicht reisen, keine neuen Länder erkunden, keine neuen Freunde kennenlernen, Menschen, die anders sind, anders leben, andere Kulturen ausleben - dann bleibt uns immer nur unsere eigene Blase. Wir können keine neuen Erfahrungen machen, uns nicht öffnen, weil wir in unserer kleinen Welt bereits alles kennen; alle Werte, alle Menschen, wie Dinge zu sein und nicht zu sein haben. Uns ginge so ein großer Erfahrungsschatz verloren.
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In meiner Welt
RandomWeil es Euch doch wahnsinnig fehlen würde, nicht mehr über mein aufregendes Leben informiert zu sein. Überzeugende Gründe dafür gibt es unendlich viele, nur fallen sie mir gerade alle nicht ein. - Nennt es, wie ihr wollt, aber letztendlich gehöre w...