Kapitel 15

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„Und welches Talent soll ich deiner Meinung nach haben?", sagte ich spöttisch „Vielleicht dein Element? Haben Jason und du wirklich gedacht, dass ich euch nicht irgendwann finde?", offenbarte er. „Spionierst du uns etwa nach?", fragte ich schockiert. „Nein, bestimmt nicht. Aber ein zehn Meter hohes Feuer ist nicht gerade zu übersehen. Jedenfalls hab ich mir darauf gedacht euch mal eine Weile zu beobachten. Natürlich nur zu Gunsten deines Trainings! Und musste feststellen, dass du ein wahnsinniges Talent hast und deine Kraft sehr stark ist.", erklärte er. „Na und? Dann hast du's halt gesehen!", sagte ich skeptisch. „Naja, ich schätze, dass ihr beide wolltet, dass niemand von deinem Talent erfährt. So weit weg wie ihr von den anderen trainiert habt.", sagte er. Auf seinem Gesicht brannte ein überlegenes Grinsen.
Mist! Was soll ich nur machen?!
Anscheinend wusste er, dass er mich in seiner Hand hatte. „Ich mache dir ein Angebot.", verkündete er. Gespannt sah ich zu ihm. „Du trainierst ab jetzt mit mir. Im Elementtraining und im Kampftraining. Da mein Vater der mächtigste Feuerbändiger ist, bin ich stärker als die Meisten. Vererbung. Deshalb wäre es auch ein Vorteil für dich, wenn ich dich trainiere, da ich mehr Erfahrung hab als Jason. Ich entscheide, wie wir trainieren und möchte auch kein Gejammer hören!", sagte er. „Und im Gegenzug machst du was?" „Ich werde niemandem von deinem Geheimnis erzählen! Und du weißt gar nicht, wie schlau es von Jason war, es zu verheimlichen!", sagte er mit dunkler Stimme. Ein Schauer lief mir den Rücken runter.
Was soll ich machen?! Ich kann nicht riskieren, dass er es erzählt. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.
Ich seufzte. „Von mir aus.", flüsterte ich. Triumph erfüllte Ryans Gesicht. „Mach dir nichts draus! Ich werde es Jason heute noch sagen, also musst du dir deswegen keine Sorgen machen. Du kannst gehen. Ich werde eh bald entlassen und du musst bestimmt noch etwas machen." Damit entließ er mich. Ich verbrachte den Rest des Tages in meinem Zimmer. Nicht einmal zum Abendessen ging ich. Als es an meiner Tür klopfte, wollte ich schon aufstehen und öffnen. Doch dann hörte ich Jasons Stimme, die fragte, ob wir kurz
reden könnten. Ich konnte im Moment nicht mit ihm reden. Also sagte ich ihm, dass es mir im Moment nicht so gut ginge und wir doch wann anders reden konnten. Es war nicht einmal gelogen! Ich fühlte mich wirklich furchtbar. Zum Glück war jetzt dann erst mal Wochenende. Diesem blickte ich hoffnungsvoll entgegen. Leide verging das Wochenende viel zu schnell. Natürlich schaffte ich es auch, mit Jason zu reden. Ich erzählte ihm alles und gab ihm zu verstehen, dass ich nicht anders hätte handeln können. Er war zwar danach noch etwas traurig über die neue Situation, aber er meinte, dass er mich weiterhin unterstützen würde. Ich war so glücklich, dass wir miteinander geredet hatten. Und besonders glücklich war ich drüber, dass Jason mir nicht böse war und mich weiter hin unterstützte. Er war und blieb ein wahrer Freund und das bewies er mir schon so oft. Das war also meine erste Woche auf meinem neuen Zuhause gewesen. Ich hatte neue Freunde gefunden und hatte viele meiner Fragen beantwortet bekommen. Ich hatte etwas über meine Familie erfahren und über meine Vergangenheit. Aber es war noch nicht vorbei. Ich wusste nicht, dass noch so viel auf mich zukommen würde.

(Ryan POV)

Als sie aus dem Zimmer ging, wusste ich, dass ich meinem Ziel um einiges näher gekommen war. Dass ich erfahren hatte, was ihr kleines Geheimnis war, hatte mir gerade so in die Hände gespielt. Sie wusste zwar durch Jason, dass sie wegen ihres großen Talents ein Problem hatte, aber ihr war nicht bewusst, wie schlimm dieses war. Aber spätestens bei dem Turnier muss sie ihr wahres Potenzial zeigen.
Da ich es endlich geschafft hatte, in ihrer Nähe zu sein. Musste ich es nur noch fertig bringen, dass Leila mir vertraute. Ansonsten würde meine Mission sehr viel schwerer laufen, als sie eigentlich müsste.
Natürlich überbrachte ich Jason die Nachricht, dass ich ab sofort Leilas Training übernahm. Ich sagte ihm aber auch, dass Leila entscheiden hatte. Zuerst wollte er es abstreiten, aber dann sagte ich ihm, dass er ja mit Leila reden könnte.

(Leila POV)

Das grelle Geräusch meines Weckers holte mich aus meiner Traumwelt. Genervt schaltete ich ihn ab. Langsam quälte ich mich aus meinem Bett. Fast wäre ich wieder unter meine Decker geschlüpft, als ich von der eisigen Kälte in meinem Zimmer eine fürchterliche Gänsehaut bekam. Ich schleppte mich ins Bad und machte mich fertig für den Tag. An meinem Schrank angekommen kramte ich mir eine Jeans und einen weißen Pulli heraus. Ich freute mich schon tierisch auf meine ersten zwei Stunden.....Kampftraining mit Ryan!
Das kann ja heiter werden. Das werde ich schon irgendwie überstehen! Außerdem bin ich ja nicht komplett allein mit ihm. Jason ist ja auch noch da.
Als ich auf die Uhr sah, musste ich feststellen, dass ich schon etwas spät dran war für das Frühstück. Schnell nahm ich meinen Rucksack und ging in Richtung Speisesaal. Dort angekommen ging ich erst einmal mein Frühstück holen. Danach ging ich zu dem Tisch, an dem meine Freunde saßen. Während ich mein Tablett auf
den Tisch stellte und mich neben Aaron hockte, sahen mich alle verwirrt an. „Ist alles ok mit mir? Oder habe ich irgendwas im Gesicht?", fragte ich skeptisch. „Nein, aber warum hast du so viel zum Essen dabei? Du isst doch sonst nicht so viel.", fragte Tristan verwirrt. „Naja, ich habe mir gedacht, dass ich lieber viel esse, bevor ich fertig gemacht werde.", sagte ich ehrlich. „Ach, so schlimm ist Jason bestimmt nicht.", sagte Josi lachend. „Jason nicht! Aber Ryan schon.", meinte ich ernst. Nach meiner Aussage herrschte Totenstille am Tisch. „Du trainierst nicht mit Ryan. Das ist ein Scherz.", sagte Aaron ernst. Ich schüttelte bloß den Kopf. Wie auf Knopfdruck fingen alle an auf Jason einzureden, warum er das zugelassen habe. „LEUTE!? Lasst Jason in Ruhe. Das war allein meine Entscheidung.", sagte ich, um Jason aus seiner Situation zu helfen. „So schlimm wird es schon nicht werden.", fügte ich optimistisch hinzu. „Das kannst du vergessen.", grummelte Lucian. "Was meinst du?", fragte ich verwirrt. „Naja, Ryan wurde sein ganzes Leben auf dieses Internat vorbereitet, da er wahrscheinlich nach seinem Vater in den Rat der Vier kommt. Das ist auch einer der Gründe, dass er zu den Beliebten an der Schule zählt. Fast alle Mädchen rennen ihm hinter her. Am meisten Victoria! Außerdem ist er sehr mächtig! Er ist der Beste in unserem Jahrgang in Kampfsport und seinem Element. Er ist sogar besser als die höheren Stufen.", offenbarte Lucian. Ich versuchte, die Angst, die mir den Rücken hinaufkroch, einfach hinunter zu schlucken. „Und warum hat er dann nicht einfach ein paar Klassen übersprungen?", fragte ich zögerlich. „Naja, er muss ja nicht nur Kampfsport und sein Element kontrollieren können, deshalb wurde entscheiden, dass er wie alle anderen normal anfangen soll." Lucian zuckte mit den Schultern. Der ganze Optimismus, den ich heute in der Früh noch gehabt hatte, war verflogen.
Als es gongte, machten wir uns alle auf den Weg zu unserer ersten Stunde, also begab ich mich in die Mädchenumkleide. Dort zog ich mir meinen roten Kampfanzug an. „Hey.", sagte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und erblickte Emily. „Hey, was ist?", fragte ich lächelnd. „Wollte nur mal fragen, wie deine erste Woche so war.", sagte sie fröhlich. „Eigentlich ganz okay.", sagte ich ehrlich. Hinter mir ertönte ein abfälliges Schnaufen. Als ich die Person ausgemacht hatte, musste ich feststellen, dass es sich um Victoria gehandelt hatte. „Du hast hier überhaupt nichts zu suchen, Mistgeburt! Du bist doch nur hier, weil deine Eltern Berühmtheiten waren. Ich frage mich wirklich, wie sie sowas auf die Welt bringen konnten.", zischte sie, drehte sich um und ging in die Halle. Entsetzt sah ich ihr hinterher. Ich wusste, dass es mir egal sein sollte, was sie von mir denkt. Trotzdem wurde ich traurig. „Warum hat sie das gerade gesagt?", fragte ich Emily verzweifelt. „Naja, sie erzählt allen, dass an dir experimentiert wurde und du deshalb das Feuer bändigen kannst.", erklärte mir Emily niedergeschlagen. „Aber glaube ja nicht, dass ich das auch denke. Ich finde, du bist was ganz Besonderes!", versuchte sie mich aufzumuntern und nahm mich in den Arm. „Danke."
Zusammen gingen wir in die Halle. Victoria warf mir die ganze Zeit über böse Blicke zu. Doch ich ignorierte sie. Mrs. Taylor und Mr. Brown begrüßten uns kurz und teilten uns in unsere Gruppen auf.
„Na? Bereit für die erste Runde?", fragte Ryan höhnisch und kam auf mich zu. „Na klar!", log ich. „Mach dir keine Sorgen, Leila. Es wird eh nicht lange dauern. Nach ein paar Sekunden liegst du sowieso entwaffnet am Boden.", grinste er überlegen. „Das werden wir ja sehen!", sagte ich wütend. Da ich angefangen hatte zu zittern vor Wut, legte mir Jason beruhigend die Hände auf die Schulter. „Das wird schon.", sagte er aufmunternd. „Danke.", murmelte ich, während ich Ryan hinter her stiefelte. Er gab mir ein Übungsschwert in die Hand. „Na dann mal los. Das wird ein Spaß.", meinte er spöttisch. „Glaub ja nicht, dass ich es dir einfach machen werde!", zischte ich. Wir begaben uns in die Ausgangsstellung. Für eine kurze Zeit standen wir einfach nur da. Plötzlich schoss Ryan auf mich zu und bevor ich merkte, was passierte landete ich mit meinem Hintern auf der Matte. Mein Schwert lag ein paar Meter weit entfernt, damit ich nicht ran kam. „Sagte ich doch. Es dauert nicht lange.", verhöhnte er mich. Wütend sah ich in an und Stand auf, um mein Schwert zu holen. Danach wiederholten wir das Ganze und stellten uns wieder auf. Doch egal wie sehr ich mich anstrengte, ich landete nach spätestens einer Minute auf den Boden oder wurde entwaffnet. „Ich hatte mehr von die erwartet!" „Wie jämmerlich du dich anstellst." „Da ist meine Oma doch besser." All diese Sprüche bekam ich an den Kopf geworfen. Jedes Mal, wenn ich auf dem Boden landete, hatte ich mehr Schmerzen. Und jedes Mal wurde ich schwächer. Als ich versuchte das gefühlt 1000te Mal aufzustehen, nachdem ich auf den Boden gefallen war, gongte es. Erlöst ging ich in die Umkleide. Doch es stellte sich heraus, dass dank den Schmerzen, dass das Umziehen eine Qual war. Nachdem ich es endlich geschafft hatte, machte ich mich seufzend auf den Weg zur nächsten Stunde.

Legende des Phönix - Wiedergeboren (Bd. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt