Nachsitzen -Carlo/Flynn

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Das ticken der Uhr im Klassenzimmer machte mich aggressiv. Es spiegelte alles wieder, was Perfektion beschrieb. Gleichmäßige im Einklang. Keine zu schnelle Sekunde und keine zu langsame. Haargenau und immer passend zu dem Minuten- und Stundenzeiger. Man kann sich auf den Zeiger verlassen, bis er plötzlich stehen bleibt und auch er eine Pause von all diesem vorgeschrieben Tara braucht. Ich fühlte mich wie der Zeiger, mit der Ausnahme, dass ich nie perfekt war und es auch nie sein würde. Doch es ging mir auf den Zeiger, dass jeder von einem Perfektion erwartet. Gott, meine Eltern, die meisten Professoren, das dämliche Chorsingen, ja selbst wildfremde Menschen. "Sie sind unkonzentriert und angespannt, Coviello. Beschäftigt sie etwas?" Fragte mich Mrs Brown, als sie an meinem Platz vorbeilief. "Die Kunst." Lächelte ich als Antwort zu ihr rüber, bevor ich mich wieder meiner Skizze zuwendete. Auf dem Gang traf ich kurz Lucy, die endlich mein Spiel mitzuspielen schien und mich nicht mal ansah, als wir aneinander vorbeigingen. Die Professorin von heut Morgen schien also auch auf Perfektion aus, denn anstatt eine Freistunde, hatte ich nun ein Treffen mit Mr Evans. Das war sogar noch besser, dachte ich mir, während ich mich auf den Weg in sein Büro machte. Ich klopfte an der Tür und trat ein. "Was ein Zufall." Grinste ich und setzte mich auf einen Stuhl, gegenüber von Flynn. "Tut mir leid, dass ich aufgeflogen bin. Leider hab ich nicht genügend James Bond Filme gesehen." Erklärte ich und jetzt musste auch Flynn lachen. "Du hast Glück, dass die Sache nicht komplett schief gegangen ist." Antwortete er nun etwas ernster. Es war wirklich riskant gewesen, aber ich würde alles geben, um mit Flynn zusammen sein zu können. Wenigstens jetzt war ich bei ihm und niemand würde uns Fragen stellen. Ich setzte mich auf den Schreibtisch und holte mir einen unbeschreiblich schönen und langen Kuss ab. Wir konnte garnicht mehr aufhören uns zu küssen. Flynns Lippen waren so weich und schmeckten so gut. Wenn das jedesmal meine Strafe war, dann würde ich oft Mist bauen.

Flynn - Ich könnte stundenlang so weiter machen. Carlos Lippen waren weich und sanft, er roch nach Vanille oder einem ähnlich süßem Duft. "Wollen wir den Unterricht woanders hin verlegen?", flüsterte ich und Carlo willigte mit einem bezauberndem Lächeln ein. Ich legte meine Hand behutsam auf seine Wange, um dieses Lächeln für ein paar weitere Sekunden zu genießen. Gerade als wir gehen wollten, klopfte es plötzlich an meiner Bürotür. Ich schaute erschrocken zu Carlo, als mir wieder einfiel, dass er hier her zitiert wurde und wir nichts zu fürchten hatten. Ich wischte mir einem über den Mund und Carlo stieg schnell von meinem Schreibtisch. Zu meiner Überraschung schaute ich in Mrs. Millers Gesicht, als ich die Tür öffnete. "Hallo Mr. Evans, ich wollte nur nachsehen, ob alles gut ist, nicht das der Schüler ihnen Beschwerden einbringt.", lächelte sie kurz. Die meisten Professoren waren babarisch an diesem College - sie mochten Bestrafungen, desto härter, umso besser. "Mr. Evans ehm, darf ich sie Flynn nennen?", ich nickte kurz und sah aus dem Augenwinkel, wie Carlo Abstand heilt und trotzdem nah genug war, um alles mit an zu hören. "Wo wollen sie denn hin, Flynn? Es scheint, als würde ich gerade stören.", sagte sie verlegen und ihre Wangen färbten sich rot. Ich steckte nervös meine Hände in die Taschen meines Blazers. "Oh, ich wollte Herrn Coviello gerade das Büro und die Tätigkeiten des Hausmeisters zeigen. Damit er weiß, was ihm blüht, wenn er vom College fliegt.", sagte ich überzeugend und Mrs. Brown lächelte. Wie gesagt, mochten die Professoren babarische Strafen. Für einen Moment strahlte mir Mrs. Brown einfach nur lächelnd in die Augen und es wurde mir schon fast ein wenig zu unangenehm. Als sie wieder zu sich kam, fragte sie dann: "Flynn, eigentlich bin ich hier, um zu fragen, ob sie mit mir mal einen Kaffee trinken würden?" Ich war so perplex, dass ich kein Wort zustande bekam. Mrs. Brown lehrte Biologie und Physik - sie hielt sehr viel von Wissenschaft und neigte dazu Geisteswissenschaften wie Philosophie oder Literatur als unwichtig, ja gerade zu überflüssig anzusehen. Dazu war sie auch noch furchtbar langweilig. Die anderen Professoren hatten erzählt, dass sie kleine Skulpturen von Eulen sammelt und jeden Tag um 20:30 Uhr ihre Lieblingsschnulze schaut. Sie war sehr streng, hielt nichts von der Moderne und war sehr konservativ - allem in allem überhaupt nicht mein Typ. "Ich sag ihnen bescheid, sobald ich Zeit habe.", versicherte ich ihr, was ich natürlich nicht tun würde. Danach drängelten Carlo und ich uns an ihr vorbei und machten uns auf den Weg zu meiner Wohnung, wo ich das, was wir eben angefangen hatten, fortführen wollte.

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