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Aiden

Hailey lag den restlichen Tag mit Kopfschmerzen im Bett. Sie sollte versuchen, zu schlafen, doch immer wieder hörte ich sie weinen. Als ich das letzte Mal nachgesehen hatte, schlief sie, wenn auch unruhig.

Zoey wurde bestens durch meinen Dad abgelenkt, welcher sich bereiterklärte, erneut einen Nachmittag bei uns zu verbringen. Bei uns...

Wir haben nicht weiter darüber gesprochen, denn ich wusste, dass sie momentan andere Dinge in ihrem Kopf hatte. Doch Hailey hatte mir heute, in gewisser Weise, ein Versprechen gegeben und niemals wieder würde ich etwas oder jemanden zwischen uns und unsere Ehe kommen lassen.

Ramona würde am späten Abend eintreffen, doch das war, für die Frauen des Hauses, eine Überraschung. Ich hatte sie angerufen, nachdem wir zurück waren und sie sicherte mir zu, dass sie den nächsten Flug nach L.A. nehmen würde. Sie wollte nicht nur ihrer Nichte beistehen. Ramona wollte ebenfalls Gerechtigkeit für ihren Bruder.

Laut Mister Anderson schwieg Kylie zu den Vorwürfen, doch die Beweislast war erdrückend. In ihrer Handtasche wurde ein Pulver gefunden, welches in einer Puderdose getarnt, aufbewahrt wurde. Es wurde an ein Labor weitergereicht und sollte sich bestätigen, dass es sich dabei um Arsen handelte, würde Kylie für eine sehr lange Zeit ins Gefängnis gehen müssen. Könnte man ihr dann noch den Mord an Henry nachweisen, käme sie nie wieder auf freien Fuß. Kalifornien hatte vor einiger Zeit die Todesstrafe ausgesetzt und das war ihr Glück.

Über ein mögliches Motiv konnte ich mir noch keine Gedanken machen, denn mein Telefon stand nicht mehr still, nachdem wir das Department verlassen hatten und ich den Ton wieder angeschaltet hatte. Es war das Thema Nummer eins bei SummerStyles, denn nicht jeden Tag wurde eine der Angestellten in Handschellen aus dem Gebäude geführt. Ich musste dem Aufsichtsrat erklären, was vorgefallen war. Jedes Detail zu Haileys Vergiftung und dem Mord an Henry legte ich Ihnen in einer spontanen Telefonkonferenz offen. Sie sicherten uns, Hailey und mir, ihre Unterstützung zu und wollten den Angestellten die Informationen in einer, für morgen Vormittag einberufenen, Mitarbeiterversammlung mitteilen. Ich würde ebenfalls anwesend sein. Ob Hailey dazu in der Lage wäre, ebenfalls anwesend zu sein, konnte ich nicht sagen.

Ich machte mir Sorgen um sie. Es war alles etwas zu viel in letzter Zeit. Immer wieder hatte sie mit Rückschlägen zu kämpfen, doch sie war stark. Auch dieses Mal würde sie wieder auf die Füße kommen.

Zoey schirmten wir, mein Dad und ich, in gewisser Weise vorerst von Hailey ab. Kein Kind konnte es ertragen, seine Mutter weinen zu sehen und unsere Tochter war da keine Ausnahme. Sie wurde regelrecht beschützerisch, wenn es um ihre Mom ging und verteidigte sie gegen alles und jeden.

Es war bereits Abends und ich war gerade damit fertig uns einige Kleinigkeiten zum Essen zu machen, während Dad und Zoey, mal wieder, Die Eiskönigin sahen. Mein Dad besaß eine Gelassenheit, um die ich ihn beneidete. Ich könnte mir den Film nicht jeden Tag ansehen, ohne den Verstand zu verlieren. Während die beiden also im Wohnzimmer saßen und ich in der Küche stand, klingelte es an der Haustür. Als ich diese öffnete, war ich überrascht, Ramona zu sehen, denn ich hatte erst in ein paar Stunden mit ihr gerechnet.

„Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte", sprach sie, während sie mich zur Begrüßung umarmte. „Wo ist Hailey? Wie geht es ihr?"

„Sie ist oben, im Schlafzimmer. Als ich vorhin nachgesehen habe schlief sie." Ich nahm Ramona ihren Koffer ab und stellte ihn an die Treppe. „Es tut mir leid, dass ich dich herholen musste. Du bist ja erst vor kurzem wieder zurück nach Oregon. Aber Hailey kann dich momentan gut gebrauchen."

Sie lächelte mir aufmunternd zu, bevor ihr Blick ernst wurde. „Ich würde alles für sie und Zoey tun. Jemand hat vor, meine Familie zu zerstören und das werde ich auf gar keinen Fall zulassen."

„Danke. Ich mache gerade etwas zu essen für uns. Mein Dad ist auch da und beschäftigt sich mit Zoey. Ihr habt euch glaube ich noch nicht kennengelernt."

„Wie denn auch?", lachte sie auf und gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer. „Ihr habt heimlich geheiratet und ich war die ganze Zeit über in einem anderen Bundesstaat. Selbst dich habe ich nur einige, wenige Male zu Gesicht bekommen."

„Prinzessin, schau mal wer da ist." Ich musste mich vor den Fernseher stellen, um Zoeys Aufmerksamkeit zu bekommen, doch als ich diese hatte und in Richtung der Tür zeigte, gab es kein halten mehr.

„Tante Mona!" Zoey sprang auf, rannte auf sie zu und sprang ihr regelrecht in die Arme. Die beiden würde ich heute nur schwer trennen können.

Ich sah zu meinem Dad, welcher sich vom Sofa erhob. „Du bist dann erstmal abgeschrieben. Ihr kennt euch noch nicht. Das ist Haileys Tante, Ramona." Ich stellte die beiden einander vor, wobei sie Probleme hatten, sich die Hände zu reichen, denn Zoey nahm unseren Besuch voll in Anspruch. „Geht doch schon mal in die Küche und esst etwas. Ich werde Hailey holen."

Während die anderen in die Küche gingen, lief ich die Treppe nach oben und öffnete, an ihrer Tür angekommen, diese langsam und lief leise hinein. Das kleine Nachtlicht war eingeschaltet und ich sah meine Frau, welche in die Kissen gekuschelt, in meine Richtung sah.

„Ist jemand gekommen?", flüsterte sie und richtete sich etwas auf. Hailey hatte rote, geschwollene Augen und ihre Stimme klang kratzig und rau.

„Ja. Sie sitzt zusammen mit Dad und Zoey in der Küche und isst etwas. Du solltest mit mir nach unten kommen."

„Ich möchte niemanden sehen. Vermutlich sehe ich schrecklich aus und so kann ich keiner Person gegenüber treten."

Sie spielte mit einem Ring an ihren Fingern und als ich mich näherte, erkannte ich diesen. Es war der Ring, welchen ich ihr damals, ungefähr vier Monate nach unserer Hochzeit, geschenkt hatte. Als wir spontan in Las Vegas, in der kleine Kapelle, geheiratet haben, hatten wir keine Ringe und danach wollte ich einen für sie, der perfekt war. Bis heute wusste Hailey nicht, wie perfekt und einzigartig dieser Ring war.

Ich setzte mich auf ihre Bettseite und nahm ihre Hand in meine. Dabei fuhr ich mit meinem Daumen immer wieder über den großen Diamanten, welcher eine seltene Farbe hatte. Den Pink Champagne hatte Henry bei einem Sammler in Australien gefunden und unverschämt viel Geld für diesen gezahlt, während ich das Design des Ringes entworfen hatte.

So trägt sie immer etwas von uns beiden bei sich", hatte er damals gesagt.

Someone you lovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt