Das erste Mal, dass ich dich traf

326 17 3
                                    

Beth hatte gebeten das Jagen lernen zu können. Da er es bereits Jodie beigebracht hatte und Beth vielleicht auch mal allein klar kommen musste, hatte Daryl ohne großes Theater zugestimmt.

Nun hielt sie zum ersten Mal die Armbrust und verfolgte Spuren am Waldboden.

„Richtig so?"

„Gleich hast du's", meinte er.

„Woher weißt du das?", meinte sie unsicher.

„Von den Zeichen, aber, man muss sie kennen", erklärte er ihr ernst.

Beth schritt langsam voran, die Armbrust in der Hand.

„Wonach suchen wir?", fragte sie dann.

„Sag du es mir", wies er sie an.

Beth sah genervt zu ihm.

„Du willst es doch lernen."

Sie sah auf den Boden.

„Na ja, irgendwas kam hier lang. Die Spuren gehen im Zickzack", bemerkte sie. Dann grinste sie breit.

„Es war ein Beißer."

„Oder ein Besoffener", meinte Daryl, der sich das Kinn rieb.

Selbstbewusst lächelnd hob Beth die Armbrust und ging weiter.

„Ich bin schon ziemlich gut. Bald brauch ich dich nicht mehr", meinte sie dann grinsend.

„Ja, verfolg sie weiter", brummte Daryl.

Er meinte einen Moment Jodie zu sehen, die grinsend ihm zuzwinkerte, als wollte sie ihm sagen: „An was erinnert dich das wohl?"

**********************************************************

Jodie und Ashley verbrachten noch zwei Tage in dem Haus, ehe sie weiter zogen.

„Ich hab von diesem Terminus gehört. Da soll es sicher sein. Wollen wir dahin gehen?", fragte Ashley sie an ihrem ersten Tag.

Jodie zuckte mit den Schultern. Eigentlich wollte sie keine neue Gruppe. Sie wollte ihre alte Gruppe und sie wollte sie finden.

„Vielleicht sind ja auch ein paar von deinen Leuten dort", fügte Ashley hinzu, als hätte sie ihre Gedanken gelesen.

Jodie zuckte erneut mit den Schultern. Sie hatten monatelang in einem Gefängnis gelebt, sie hatten einen Ort gehabt. Sie hatten, neue Leute hereingelassen. Jetzt wieder zu den Leuten zu werden, die man rein ließ, klang irgendwie unrealistisch.

Eine neue Gemeinschaft, neue Regeln, neue Leute. Vielleicht waren es bessere Leute als bei Gouveneur. Vielleicht aber auch schlimmer. Andererseits, was hatte sie groß zu verlieren? Im Notfall würde sie wieder einen Weg finden um zu flüchten.

Ashley bemerkte ihr Zögern.

„Wie wär's damit? Wir gehen erst mal in die Richtung. Vielleicht finden wir unterwegs noch was besseres. Und wenn wir da sind und es gefällt uns nicht, dann hauen wir einfach wieder ab, was meinst du?", schlug sie vor.

Jodie überlegte lange, ehe sie nickte.

Und so hatten sie ein vorläufiges neues Ziel. Also folgten sie den Schienen. Jodie hoffte insgeheim, dass auch die anderen aus ihrer Gruppe, dorthin gehen würden. Dass sie sie dort wiedersehen würden.

Eine Weile gingen sie schweigend die Schienen entlang. Es war etwas woran sie sich klammerten. Ein neues Ziel. Terminus. Für Ashley war es die Hoffnung auch neue Leute und eine neue Bleibe. Für Jodie, die Hoffnung, dass sie ihre Leute wiedersehen würde und vielleicht eine neues Zuhause fand.

Silent FighterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt