18.12.2020
Alexis
Zwei Tage später gehe ich wieder zu Basil ins Krankenhaus. Nachdem ich ihm gestern noch bescheid gesagt hatte, dass ich für einen Tag beschäftigt sein werde, aber telefonisch immer erreichbar bin, wenn er mit mir reden möchte, hatte ich mich auf den Weg zur Höhle des Löwen gemacht. Ich bin nach Hause gefahren.
Noch immer spüre ich das Adrenalin durch meine Venen rauschen, aber komischerweise beruhigt mich die Umgebung des Krankenhaues. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich Basil gleich wiedersehen werde. Innerlich bete ich nur, dass er mein Geschenk kommentarlos annehmen wird. Allerdings bin ich mir bewusst, dass die Chancen dafür recht gering sind.
„Hey", ich klopfe an den Türrahmen des Wartezimmers, bevor ich eintrete. Wenn Lupina, Paul und Basil keine neue Kleidung angehabt hätten, hätte man vermuten können, sie würden in einer Zeitschleife stecken. Alle waren noch fast in der gleichen Position, wie ich sie vor ein paar Tagen gefunden habe. Lupina an Pauls Schulter und Basil zusammengesunken gegenüber der beiden. Doch als ich den Raum betrete, versuchen sie sich alle etwas aufzurichten und lächeln mir entgegen.
„Können wir kurz draußen reden?", fragend werfe ich Basil einen Blick zu und deute nach auf den Flur.
„Klar", er erhebt sich und folgt mir nach draußen. Wir setzten uns auf dieselben Stühle wie letztes Mal. Auch wenn es sich schon wie eine halbe Ewigkeit anfühlt, ist es noch gar nicht so lange her, dass er mir erzählt hat, wie es gesundheitlich um seine Schwester steht.
„Ich habe hier etwas für dich", ich krame in meiner Tasche, bis ich fand, was ich gesucht habe. Ich überreiche ihm sein Portemonnaie, was er vor Tagen in der Bahn hat liegen lassen.
„Oh, das hatte ich total vergessen. War es das, was du gestern zu tun hattest? Ich hätte das doch auch erledigen können"
Er hat ja keine Ahnung, dass ich das Portemonnaie schon seit zwei Tagen habe und ich einfach nur vergessen hatte es ihm wiederzugeben. Allerdings kommt es mir jetzt zugute.
„Ach das war doch kein Problem", winke ich ab. „Guck mal nach, ob noch alles da ist"
Er öffnet das Portemonnaie und geht jede Tasche durch.
„War es schwer es zu finden-?", er stockt und zieht einen Zettel aus der Geldtasche. Er liest ihn sich genau durch.
„Alexis, was ist das?", ehrfürchtig blickt er mir ins Gesicht. Unglauben und Verwirrung spiegeln sich darauf.
„Es ist das, wonach es aussieht"
„Das kann nicht sein.", er dreht den Zettel um und hält ihn mir unter die Nase. Dabei weiß ich schon längst, was darauf steht.
„Das ist ein Scheck in Höhe von 45.000€. Und dein Name steht darauf. Woher? Warum? Wie?", unzählige Fragen verlassen seinen Mund. Ich nehme ihm den Scheck aus der Hand und verstaue ihn wieder in seiner Tasche.
„Das woher ist nicht so wichtig. Es ist aber alles legal. Nimm es für deine Schwester."
„Das kann ich nicht. So viel Geld. Das muss du genauer erklären", er schüttelt den Kopf und sieht sich um, als ob hier gerade eine kriminelle Sache laufen würde. Ich atme einmal tief durch.
„Ein Teil von dem Geld hatte ich schon. Die andere Hälfte habe ich gestern besorgt. Es hat meiner Schwester gehört, aber sie hat es mir vermacht. Ich wusste lange nicht, was ich damit anstellen soll, aber ich bin mir sicher, dass sie es so gewollt hätte."
Ich greife nach seinen Händen, da es das einzige ist, um ihm zu zeigen, dass ich es ernst meine. „Ich war zuhause und habe mir nur geholt, was mir gehört."
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24 Türchen zum Mistelzweig - Adventskalender
Teen FictionVor fünf Jahren ist erst der Vater, kurz darauf die Schwester, von Amira ums Leben gekommen. Ihre Mutter ist alles, was ihr geblieben ist. Seit fünf Jahren hat sie sich selbst nicht mehr gesehen. Jeder Tag läuft nach demselben Schema ab: Aufstehen...