Kapitel 1

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Ich schaute aus dem Fenster und sah noch einige Engel über die Stadt fliegen. ,,Wann ist dieser Albtraum endlich vorbei?'' meine Mitbewohnerin und Freundin Scarlett war in das Zimmer gekommen. ,,Ich hoffe bald'' antwortete ich, obwohl ich wusste, dass sie auf ihre Frage keine Antwort erwartet hat. Sie weiß nicht, dass ich zum Widerstand gehöre. Egal wie sehr ich ihr vertraute, ich dürfte ihr dieses Geheimnis nicht anvertrauen, da es sie in große Gefahr bringen würde.

Fünf Tage bis zu meinem 17 Geburtstag und damit fünf Tage bis zu meinem ersten Anschlag. Ich hatte Angst und alles wäre besser gewesen wenn meine Eltern noch am Leben wären. Sie haben mich auf irgendeine Weise ganz allein mit dieser Verantwortung gelassen und manchmal hasste ich sie dafür, aber was brang einem schon Hass?

,,Ich merk schon Aylin du bist nicht so ganz bei der Sache.'' sagte sie belustigt aber auch misstrauisch. ,,Nein, alles gut, bin nur von der heutigen Schicht ziemlich müde''. Das war nicht mal eine Lüge. Seitdem die Engel auf der Erde gelandet sind, müssen wir an bestimmten Tagen gewisse Arbeiten verrichten. Die Aufgaben sind meist für draußen, aber es gab auch schon Fälle, da mussten Menschen im fliegenden Palast der Engel Aufgaben erledigen. Dies war bestimmt um Welten spannender als in der prallenden Sonne die Straßen zu säubern. Die Engel sind nicht von uns abhängig, ihnen geht es auch nicht um unser Wohl, es ist eine Bestrafung.

,, Oh nein und gleich musst du dann noch zu deiner Therapiestunde, nicht?'' sagte sie mitfühlend. Erstmal wusste ich garnicht worüber sie redete und dann schreckte ich auf. ,,Ja, ja genau meine Therapiestunde ja genau!'' rief ich. Das war nicht gerade überzeugend..

Ich muss seit einigen Jahren jede zweite Woche zu einer Sitzung mit dem Widerstand. Dort werden neue Informationen ausgetauscht und Pläne geschmiedet und jedes mal sitze ich in der Ecke und hoffe das es aufhört. Da Scarlett nichts davon wissen darf, hab ich ihr versucht einzureden, dass ich wegen dem Tod von meinen Eltern zur Therapie gehe. Langsam fliegt meine Tarnung auf.

Ich eilte in mein Zimmer und schnappte mir meine Jacke. Ich war ziemlich spät dran und der Anführer sah es nicht gern, wenn man zu spät kam.

Die Sonne ging schon unter..das war nicht gut, denn Nachts noch draußen zu sein ist noch gefährlicher geworden. Ich wartete wie üblich darauf, dass Hope mich abholen kam. Hope ist auch unfreiwillig Teil des Widerstands und wir kennen uns schon ewig. Sie holt mich jedes mal an dieser Stelle ab und dann machen wir uns zusammen auf den Weg, doch der Weg ist kompliziert und wir müssen jedesmal vorsichtig sein, damit uns niemand sieht. Als ich Hope sah ,fiel mir auf wie verschieden sie und Scarlett doch sind. Während Scarlett mit ihren schwarzen Haaren und düsteren Aussehen immer pessimistisch, kalt und verschlossen ist, ist Hope die strahlende Blondine die immer positiv und aufgeschlossen ist. Ich bin wohl sowas wie die Mitte der beiden.

Wir gingen durch die dunklen Gänge der Stadt und versuchten so leise wie möglich zu sein. Zum Glück kamen wir ohne Verzögerungen an.

,, Ein Wunder, ihr seid da'' spottete Jasper. Ich konnte nicht in Worte fassen wie ich ihn hasste. Er hatte es auf mich abgesehen und versucht mich bei jeder Gelegenheit runter zumachen und mich schlecht darzustellen.

,, Auch dir ein guten Abend Jasper'' gab ich grinsend zurück. Er drehte sich seufzend um. Wenigstens war er jetzt ausser Sichtweite. ,,Und bist du schon aufgeregt?'' fragte der Anführer dieser Gruppe. Unser Anführer ist jung, aber man darf seine Stärke und Brutalität auf garkeinfall unterschätzen. Wenn er über die Engel redet, denkt man, man redet mit einem Psychopathen, deswegen hab ich größten Respekt vor ihm. Ich weiß ausserdem rein garnichts über ihn. Er erzählt weder was über sich, noch verrät er uns seinen Namen, doch im Gegensatz dazu will er jedes kleine Detail über unser Leben wissen.

,,Eh ja sehr, also nein ich freu mich natürlich, aber..'' Ich fing an zu stottern. Ich bin ein sehr vorlauter Mensch. Ich sag was ich denke, aber bei ihm ist das was anderes. Irgendwas an ihm ist anders, deswegen halte ich mich bei ihm zurück. ,,Alles gut Aylin. Es kann und sollte furchterregend sein, aber das schaffst du!'' sagte er lächelnd und strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Es war kein freundliches oder warmes Lächeln. Es war eher eine Art Drohung.

Jeder nahm platz und dann fingen sie an über den Plan zu reden. Zum ersten mal hörte ich auch zu und versuchte zu verstehen was wir vorhaben.

,,Wir werden versuchen soviele Engel wie möglich zu verletzten'' ich musste seufzen. Wie bin ich nur hier gelandet. ,,Such dir schonmal ein Weg eine neue Identität anzulegen, denn nach dieser Sache haben wir echt ein Problem'' flüsterte mir Hope zu. Hope ist so wenig begeistert über diesen Plan ,wie ich und obwohl sie diesen Satz nicht ernst meinte, versuchte ich zu verstehen was sie meinte. ,,Wieso?'' sagte ich so leise wie möglich. ,,Die Engel sind nicht dumm. Sie werden sich an uns rächen'' sagte sie.

,,Wenn ihr gerade über etwas wichtiges spricht, lasst es bitte uns alle wissen'' sagte der Anführer genervt. Seine sternenhimmelblauen guckten mich scharf an. Da ich nicht wusste was ich sagen sollte, nickte ich einfach nur eifrig. Ich fragte mich was genau an ihm mich so zum schaudern brachte. Vom Aussehen her, war er wirklich attraktiv, aber er hat auch etwas autoritäres an sich, obwohl er nicht so alt ist.

Als die Sitzung endlich vorbei war, machten wir uns schnell wieder auf den Weg nach Hause. Es war schon dunkel und eigentlich durfte man um diese Uhrzeit überhaupt nicht draußen sein. Wenn uns jetzt ein Engel erwischen würde, hätten wir ein großes Problem. Doch eigentlich sind die Engel in diesem Fall nicht das Problem, da sie sich nicht gern im Dunkeln aufhielten. Normale Menschen sind die eigentliche Gefahr.

An der gleichen Stelle wie zuvor, trennten sich die Wege von Hope und mir. ,,Pass auf dich auf Aylin!'' rief sie mir noch zu ,als sie dann die Strassenseite wechselte. Ich rollte mit den Augen und lief eifrig weiter. Ich hatte ein komisches Gefühl und nur Sekunden später bemerkte ich wieso....

Falling AngelWhere stories live. Discover now