Verliebt, Entlobt

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Dayna saß mit nassem Haar auf der Fensterbank ihres Zimmers und starrte mit leeren Augen auf das Königreich hinab.

Dieser Ort, ihr Leben hier... All das war ihr noch nie so sinnlos vorgekommen, wie in diesem  Moment.

Und trotzdem spürte sie einen kleinen Stich im Herzen, wenn sie daran dachte, dass sie dieser Welt schon bald den Rücken kehren würde. Wie es wohl ihrer Familie und ihren Freunden auf der Anderen Seite ergangen war, während der Zeit, die sie hier verbracht hatte?

Im Unterricht hatte sie einmal gelernt, dass die Zeit in der Schattenwelt um einiges schneller voranlief, als in der Welt der Sterblichen. Doch die genaue Formel, um zu berechnen, wie lange sie in Menschenzeit nun bereits fort war, hatte sie sich nicht gemerkt. Und so konnte sie nur raten, ob ihre Eltern sie genauso sehr vermisst hatten, wie sie sie oder ob es für sie nur eine unbedeutend kurze Weile war, in der sie ihre Tochter nicht mehr gesehen hatten.

Ob ihr Bruder mittlerweile schon das Laufen erlernt hatte?

Dayna hatte ihren Eltern immer wieder Briefe geschrieben, von denen Caleb behauptet hätte, er würde sie weiterleiten. Aber eine Antwort hatte sie nie erhalten. Ob er sie in dieser Sache auch nur belogen hatte?

All diese Gedanken hielten Dayna davon ab, in Selbstmitleid zu verfallen, während sie auf Aydans Rückkehr wartete.

Er hatte ihr versprochen, beim König um ihre Entlassung zu bitten, jetzt, da Calebs Verlegung unmittelbar bevorstand. Sie hoffte inständig, dass der Kronprinz bei dem kalten Herrscher hoch genug im Ansehen stand, dass er ihm diesen Wunsch auch tatsächlich gewähren würde.

Denn sonst wüsste sie nicht, wie sie es hier noch länger aushalten sollte. Jetzt, da Calebs Schicksal besiegelt war...

Sie wünschte sich, sie könnte Schemen ausfragen, um endlich zu verstehen, warum der Ritter ihr all das angetan hatte. Vielleicht würde sie sich besser fühlen, wenn sie nur ein wenig mehr über seine Beweggründe erfuhr.

Doch der kleine Mann war wie vom Erdboden verschluckt, seit dem Tag, an dem sie in das Königreich gekommen war. Sie vermutete, dass ihn irgendein Zauber daran hinderte, die Grenze zum Schloss zu überqueren. Hoffentlich hatte er ihr nicht einfach nur den Rücken gekehrt, so wie es jeder andere in ihrem Leben getan hatte, den sie einmal als Freund bezeichnet hatte.

Jeder, außer Aydan Ragon. Sie hatte den Prinzen die letzten Tage über richtig ins Herz geschlossen, jetzt, wo es endlich keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen gab.

Er verstand sie besser als jeder andere, denn er wusste genau wie es war, mit einer großen Last auf den Schultern zu leben. Schließlich hing die Zukunft eines ganzen Volkes von ihm ab.

Doch auch ihre Freundschaft zu Aydan änderte nichts daran, dass Dayna hier nicht bleiben wollte. Und deshalb rannte sie schon beinahe zur Tür, als es zaghaft an dieser klopfte.

Sie riss sie auf und fand sich im Angesicht des hübschen Prinzens wieder, der sie mit seinem typisch schiefen Grinsen betrachtete.

"Kannst es wohl kaum erwarten, hier zu verschwinden?"

Dayna wagte es nicht, ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben, aus Angat davor, es würde etwas an dem Ergebnis seiner Unterhaltung mit dem König ändern.

Aydan betrat selbstsicher den Raum und Dayna schloss die Tür hinter ihm,  während seine Wachen sich außerhalb von dieser postierten.

Ungeduldig tapste sie dem Prinzen hinterher, der geradewegs auf ihr Bett zusteuerte und sich mit einem Satz auf dieses plumpsen ließ.

Er verschränkte die Arme hinterm Kopf und strahlte sie selbstsicher an. "Habe ich dich jemals enttäuscht, kleine Prinzessin?"

Daynas Augen wurden groß. "Er will mich wirklich gehen lassen?"

Aydan antwortete ihr nicht gleich. Stattdessen rückte er ein Stück zur Seite und klopfte mit der Hand auf den freigewordenen Platz neben ihm.

Dayna zögerte nicht und legte sich sofort neben ihn. Sie stützte sich auf einem Ellbogen ab und musterte den Prinzen Ungeduldig. "Also?"

"Es steht dir frei, jederzeit zu gehen."

Dayna quiekte auf und fiel Aydan, zum wiederholten Mal, freudig um den Hals.

"Immer umarmst du mich, nur aus den falschen Gründen", murmelte dieser beleidigt in ihr Ohr.

Sie hob den Kopf und sah ihm in seine strahlenden Augen. Er freute sich für sie, auch wenn es ihm schwer fallen würde sie gehen zu lassen. Dessen war sie sich sicher.

Aydan strich ihr eine Strähne aus der Stirn und ließ seine Hand daraufhin sanft auf ihrer Wange verweilen. "Ich würde dir niemals die Wahl nehmen, kleine Prinzessin", sagte er ernst. "Aber du sollst wissen, dass du immer einen Platz hier haben wirst, solltest du dich eines Tages umentscheiden und doch zu mir zurückkehren wollen."

Dayna wurde warm ums Herz, bei der Art, wie Aydan sie ansah. "Vielleicht eines Tages", versprach sie ihm, auch wenn sie sich das gerade noch nicht vorstellen konnte.

Sie wollte ihm die Hoffnung darauf einfach nicht völlig nehmen, denn sie wusste nun ganz genau wie es sich anfühlte, keine Hoffnung mehr auf ein gutes Ende mit der Person zu besitzen, die man liebte.

Aydan zwinkerte ihr zu. "Ich habe alle Zeit der Welt, darauf zu warten."

Dann zog er sie eng an seine Brust und flüsterte: "Aber du erinnerst dich schon noch daran, dass du dich bei mir revanchieren wolltest, oder?"

Daynas Wangen wurden heiß. "Und was hast du dir vorgestellt?"

Aydan atmete mehrere Male tief durch und blieb dabei stumm, so lange, bis sie schon dachte, er würde gar nichts mehr sagen.

"Lass mich dich nur noch diese letzte Nacht in meinen Armen halten."

Sie konnte nicht verhindern, dass ein berührtes Lächeln sich auf ihre Lippen schlich, als sie seinen Blick traf. "Einverstanden."

Und so verbrachte sie die letzte Nacht in den Armen des Kronprinzens und vergaß dabei für wenige Stunden all den Schmerz, der in letzter Zeit ihre Gefühle beherrscht hatte. Sie war lange nicht mehr so zufrieden gewesen.

Eines Tages, werde ich vielleicht auf dein Angebot zurückkommen, Aydan Ragon.

Sie träumte von wilden Schatten, die sich um ihr Herz herumschlingen wie Ranken. Bis ein hell leuchtendes Feuer, welches sie jedoch nicht verbrannte, die Dunkelheit aus ihrem Inneren heraustrieb und sie in einen seelenruhig Schlaf glitt.

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Das war das letzte Kapitel! 😱

Folgt natürlich noch der (unglaublich wichtige!!!) Epilog...

Mal so nebenbei, seid ihr eigentlich:

Team Caleb🥷

oder

Team Aydan🤴

?

Burning ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt