2. Im Himmel...

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Diese Schuld würde ich mein Leben lang gleich einem Stigma mit mir herumtragen. Ich hatte meinen kleinen Bruder ins bodenlose Meer gestürzt und er war vermutlich darin ertrunken. Mit Sicherheit konnte man es natürlich nicht sagen, da die Ertrunkenen niemals wieder aus dem Wasser auftauchten. Es gab Legenden darüber, dass am anderen Ende der Wasser die alte Welt nach wie vor Bestand hatte. Aber so richtig daran glauben traute sich keiner von uns. Die Obrigen ließen uns diesen Glauben nicht. Es wäre nur eine unrealistische Hoffnung. Hoffnung darauf, dass wir überleben könnten. Und dennoch klammerte ich mich verzweifelt an genau jenen Gedanken. Es war unwahrscheinlich, aber es war nicht unmöglich, dass er überlebt hätte. Ich war so beseelt von dieser Idee, dass ich manchmal Glaubte seine Gedanken zu hören.

Ich holte die Netze ins Boot, die wie nicht anders zu erwarten gänzlich leer waren. Eine einzige Miesmuschel hatte sich irgendwie in einem zusammen geknoteten Ende verfangen. Ich nahm sie zwischen meine beiden Hände und sah gen Himmel. Dankte dem großen Erleuchter für diese Gabe. Dann steckte ich mein verrostetes Messer zwischen die beiden Schalen und brach sie auf. Ein unerträglicher Geruch nach verdorbenem Fisch drängte mir Tränen in die Augen. Ich hielt mir die Nase zu und stürzte mir das gammelige Innere in den Rachen. Gerade in solchen Momenten war ich insgeheim froh, dass er dieses Elend nicht erleben musste. Sein kindlich-reines Herz würde an dieser Welt zerbrechen. Einzig Skeys könnte etwas an dieser Situation noch ausrichten, aber sie war leider verschwunden. Hatte den Schmerz über den Verlust von Keira nie verkraftet. Hat uns zum sterben hier gelassen.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 07, 2015 ⏰

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