III. Die Falsche Liebe

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III. Die Falsche Liebe

Wenn ich so in meinem Gras liege, an dich denke und mir vorstelle, wie wir wieder gemeinsam unter der großen Linde sitzen, dann muss ich immer schmunzeln. Meinst du, aus uns hätte etwas werden können, nachdem du mich so furchtbar verletzt hast?

Aber das ist vergessen - ich habe dir vergeben. Wirklich, das habe ich. Stattdessen trauere ich nur noch um dich. Um dich, meinen kleinen Adam. Ich habe dich so geliebt und ich hasse es, dass ich es immer noch tue.

Zwei Jahre sind vergangen, als du bei diesem furchtbaren Unfall verstorben bist. Zwei Jahre, in dem ich nicht mehr sehen kann, wie du diese furchtbare Zigarette in den Mund nimmst und von deinen Freunden umringt wirst. Sie müssen sich so glücklich geschätzt haben, dass sie dich in ihren Kreisen hatten.

Und ich war dann nur derjenige, den man in die Tonne gesteckt, getreten oder beleidigt hat. Du warst mein Retter mit Schild und Schwert. Du hast mich immer wieder gerettet, Tag für Tag, - alleine dein Lächeln hat mich davor gerettet verweht zu werden.

Manchmal denke ich daran, dass wir vielleicht auch niemals glücklich geworden wären. Was wäre passiert, wenn du diesen Unfall nicht gehabt hättest? Hättest du so weiter gelebt? Ich glaube, es war eher eine Erlösung für dich und um die Beneide ich dich. - Ganz geheim natürlich.

Aber in gewisser Weise hast du mich auch befreit. Du hast mich befreit aus den Ketten, die ich mir selber angelegt habe. Du hast sie einfach zerstört - das habe ich dir nie gesagt. Ich wünschte, ich hätte es.

Wenn ich so in meine Schäfchenwolken sehe, dann vermisse ich dich immer ganz besonders. Ich vermisse die langen Abende mit dir, ich vermisse es mich mit dir über etwas lustig zu machen, ich vermisse es, dass du mich beschützt. Ich vermisse dein Lachen so sehr Adam. Ich liebe dich.

Aber dennoch muss ich lächeln, wenn ich hier so im Gras liege. Ich muss lächeln, wenn der Wind mein Gesicht streift, das Gras sich bewegt und die Blätter in der Linde so rascheln. Ich liebe diesen Moment, ich liebe es, dass dann meine Erinnerung an dich so unglaublich nah sind. Ich liebe diese Erinnerungen. Ich liebe es, dass wir uns gesehen haben und dass wir so viel Zeit hatten - aber davon habe ich viel zu wenig geschätzt.

Heute kann ich rausgehen so wie ich bin. Meine Familie versteht mich, ich verstehe mich! Ich liebe mich, ich liebe es, dass ich Jungs liebe. Ich liebe es so sehr das Leben zu spüren. Auch wenn es vielleicht falsch ist und viele damit wohl niemals klar kommen. Dann frage ich mich, ob ich das richtige tue. Du würdest wissen, was zu tun ist. Bestimmt.

Und nach all dieser Zeit muss ich immer noch an dich denken und sehe mir unsere Fotos an. Nach all dieser Zeit gehe ich immer noch an meinem Schrank vorbei, in welchem ein kleines Herz mit einem A eingraviert ist.

Und dann lächle ich. Dann schreit mein Herz ganz laut, so laut, dass ich denke, dass mich die ganze Welt hört. Ich denke, dass die ganze Welt dann nur uns hört.

Zufälligerweise weiß ich, dass ich niemals aufhören werde dich zu lieben.


Mein kleiner Adam, mein starker, starker Mann.  

[ P R O J E K T : ] Die Definition von LiebeWhere stories live. Discover now