ZWISCHENKAPITEL

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Ich glaube, ein Jeder hat das schon mindestens einmal erlebt: Man kritisiert einen Song, einen Film, eine Vorführung, ein Theaterstück, ein Buch oder eine sonstige Kunstform scharf und bekommt entweder von dem Kunstschaffenden selbst oder von einer anderen dritten Person das Argument zurück, dass "man es selbst eh nicht besser kann und nur deswegen mault." 

Da mir dieses extrem dämliche Argument schon dermaßen auf die Nerven geht, muss ich meine persönliche Ansicht dazu äußern. Es ist sehr wohl möglich, als Laie bzw. als Nicht-Künstler das Werk eines anderen negativ zu beurteilen. Warum das so ist? Tja, da gibt es nicht viel zu erklären, denn es ist simpel ausgedrückt einfach ein existentes Faktum. Wenn man hört, wie jemand Klavier spielt, dann kann auch der größte Laie erkennen, ob derjenige die richtigen Tasten trifft oder halbwegs im Takt ist. Natürlich ist es so, dass man als "Experte" oder als Kenner gewisse Sachverhalte besser erkennen und beurteilen kann als jemand, der mit der Materie per se nicht so vertraut ist, aber im Prinzip ist jeder befähigt, zu urteilen, egal wie es mit seinem eigenen Know-How bezugnehmend auf das zu Kritisierende steht. Leider ist dies nicht jedermann bewusst und man wird oft als "Neider" abgetan, und da muss ich mir wirklich jedes Mal an den Kopf fassen... Wo wären wir denn, wenn man etwas erst genauso gut oder besser beherrschen muss, um die Erlaubnis zu erhalten, darüber schimpfen zu dürfen? Natürlich gibt es einen klaren Unterschied zwischen ernst gemeinter, plausibler, legitimer Kritik und einfachen, völlig unkonstruktiven Beleidigungen, die nur darauf abzielen, den Künstler/Ausführer herunterzuziehen, aber das ist ein anderes Thema.

Wir haben also festgestellt, dass man in der Funktion als Kritiker kein gewisses Fachniveau besitzen muss, um seine subjektive Meinung kundzutun. Anders verhält es sich, wenn man in seiner Funktion als Ratgeber ist. Wenn mir ein sechsjähriger Grundschüler erzählen will, wie ich den Epilog meines neuesten Buches zu gestalten habe, dann ist das wirklich etwas anderes, als wenn mir das beispielsweise ein Dan Brown sagt. In einer derartigen ratgebenden Funktion ist es also von Nöten, zumindest marginal ein bestimmtes Fachniveau zu besitzen - am Besten wäre es natürlich, wenn man fähiger oder erfahrener ist als der, den man beraten will, denn ansonsten hat das keinen richtigen Effekt. 


BUCHKRITIK: Seriös, unverbindlich, kompetent, ehrlich, schnell. [OFFEN]Where stories live. Discover now