Hugo und Rita - Was die Liebe erträgt 1.2

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Aber die Wachen kamen nicht. Stattdessen herrschte Totenstille, nur unterbrochen durch das stetige Rauschen des Adrenalins in seinem Körper. Aber auch das legte sich nach kurzer Zeit, aber damit kamen nun auch die Schmerzen in sein Bewusstsein. Sein Brustkorb fühlte sich an, als wäre ein Auto darüber gefahren. Gut, vielleicht nicht genau so, aber es tat wirklich höllisch weh! Hugo sah sich die vier Furchen an, die die Hundekrallen zurückgelassen hatten. Sie süfften immer noch ein wenig, aber zum Glück bluteten sie nicht mehr allzu stark. Und dann waren da noch sämtliche Knochen in seinem Körper, die schwerer wogen als jemals zuvor.

Immer noch mit seinen Verletzungen beschäftigt, hatte er auf einmal das Gefühl, beobachtet zu werden. Es war ein unbestimmtes Gefühl, aber es wurde schnell zur Gewissheit, denn er hörte ein Kratzen hinter sich. Er spitzte die Ohren und lauschte. Wieder war es totenstill, aber er wusste, dass da etwas war, er hatte es schließlich genau gehört! Vorsichtig stand er auf, denn wer wusste schon, was da auf ihn lauerte? Und da war es wieder! Genau hinter ihm, ein zaghaftes, leises Kratzen. Er drehte sich um, sah aber nichts außer der Box, die Cupmann dabei hatte. Durch die vergitterte Klappe konnte er aber nicht sehen, was sich darin befand, also näherte er sich behutsam. Und was er dann sah, löste eine Gefühlsexplosion in ihm aus. In ein und demselben Moment fühlte er extreme Glücklichkeit, Überraschung und Angst auf einmal. In der Box war...

„RITA!!!"

Hugo packte in das Gitter und mit einem Ruck flog es quer durch den Flur. Da war sie, seine Rita, lebendig!

Ihre wunderschönen Augen sahen ihn überglücklich an, und mit einem Mal lagen sie sich in den Armen. Rita drückte ihn so fest sie nur konnte, sie war einfach nur überglücklich ihren Hugo wiederzusehen, dann löste Hugo sich aus der Umarmung entfernte den Knebel aus Ritas Mund.

„Hugo..."

Rita sah ihn voller Liebe an, aber Hugo wandte sich mit Tränen in den Augen von ihr ab, sah sie dann doch wieder an und begann bitterlich zu weinen.

„Hugo, was...?," begann sie, aber Hugo unterbrach ihre Frage:

„Ich dachte du wärst tot. Und jetzt, jetzt stehst du vor mir, nach allem..."

„Stop! Du dachtest ich wäre tot? Warum das denn?"

Sie schaute ihn mit großen Augen an, und da sie zum ersten Mal seine klaffenden Wunden, und das Blut...

„Hugo!" Entsetzt betrachtete sie sich ihn noch einmal, und mit zitternder Stimme sagte sie:

„Du bist ja verletzt! Geht es dir gut?"

Besorgt legte sie ihre Pfoten auf seine Brust, darauf bedacht keine seiner Wunden zu berühren.

„Was ist überhaupt passiert?"

Und so erzählte Hugo ihr alles was seit ihrer Entführung vorgefallen war. Rita lauschte gebannt, erst traurig berührt, voller Mitleid, als er aber zu den jüngsten Geschehnissen kam, packte sie mehr und mehr das Entsetzen.

„Tja, und nun liegt er tot auf dem Boden und... und..."

Weiter kam er nicht, ihm fehlten einfach die Worte, zu viele Gefühle stritten sich gleichzeitig um die Vorherrschaft in ihm. Er wusste nicht, was er tun sollte...

Oder doch. Er drehte sich langsam um, wollte gehen, stoppte dann doch noch einmal und wandte sich an Rita:

„Ich... Ich kann nicht bei dir bleiben, jetzt nicht mehr." Jedes seiner Worte lag wie Blei auf seiner Zunge, aber zwang sich sie auszusprechen.

„Nach allem was passiert ist, allem, was ich getan habe, kann ich nicht bei dir bleiben. Wer weiß, was ich dir antun würde. Wenn ich jetzt sehe was ich getan habe, weiß ich nicht mehr, ob wirklich ich das war, oder ob mein altes Ich im Wald gestorben ist. Ich muss gehen, damit dir nichts geschieht."

Hugo und Rita - Was die Liebe erträgtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt