Der Wüstenkönig

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(Achtung: Spoiler für alle, die Band 1 noch nicht kennen)

Zweiunddreißig Mann hatte er verloren. Zweiunddreißig, während nur ein Drachentöter gefallen war und drei jener Wesen, die erst aufgehört hatten, sich zu wehren, nachdem sie ihnen die Köpfe abschlugen. Duncan trat gegen einen Schädel, er rollte herum und entblößte eine gesprungene Maske. Die Splitter zerflossen wie Milch, gaben den Blick frei auf das, was darunterlag. Bleiche Wangen, wächserne Haut, Kälte und Tod, die Zähne seltsam spitz wie die eines Raubtieres. Eines der Wesen hatte sich in das Handgelenk eines seiner Soldaten verbissen. Monster des Waldes. Untote. Blutsauger.

»Eure Majestät ...«

»Was?«, fuhr er seinen Kommandanten an.

»Die Prinzessin ist entkommen.«

»Das sehe ich selbst.« Der Weg am Rand des Forstes glich einem Schlachthaus. Maywaters Soldaten, abgestochen wie Vieh. »Schickt mehr Männer nach!«

»Aber die Soldaten, die den Wald betraten ...«

»Was?«

»Sie sind tot und die anderen fürchten sich.«

»Die Zofe?«

»Ist fort. Verschwunden wie die Prinzessin.«

Duncan warf den Kopf in den Nacken und starrte zu den Ästen empor, die den Pfad klauengleich überragten. Im ersten Sonnenlicht glommen sie blutrot. Welch Ironie des Schicksals, dass Mary ausgerechnet in ihr Reich geflohen war. Im Schutz der Bäume war er unterlegen. Er kannte die Legenden von den Wesen, die einzig dazu existierten, den Forst zu schützen und die älter noch waren als die Drachen, bösartiger und gefährlicher. Niemand, nicht einmal Tareks Drachentöter, konnte sie besiegen. Nein, sie würden den Tod finden, ebenso ...

»Mary«, fauchte er und tastete nach der Spiegelscherbe, obwohl er wusste, dass sie fort war. Jemand hatte sie während des Kampfes gestohlen und auch wenn mit ihm der Hass geschwunden war, verblieb eisiger Zorn als Echo in seinem Herz.

Seine Finger schmerzten, so fest ballte er die Faust.

»Holt Äxte und Sägen. Treibt mehr Männer auf.«

»Eure Majestät, dieses Land gehört Westham ...«

»HOLT ES!«, brüllte er und stiefelte davon.

Er konnte Mary unmöglich unter die Bäume folgen, zu groß war ihre Macht im Schutz des Waldes, doch er konnte sich einen Weg kahlschlagen. Eine Kerbe in ihr wohlbehütetes Reich. Eine Wunde, die sie bluten lassen würde. Er würde niemals aufgeben. Mary trug den Schuh, dem zu unterliegen er bestimmt war. Den Schuh Cinderellas. Er musste ihn haben. Ihn zerstören. Koste es, was es wolle. 

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⏰ Last updated: Oct 04, 2019 ⏰

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