Tilgung 7.5

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Es musste Jahre her sein, dass ich es gesehen hatte, aber das ernste Gesicht, umringt von blonden Locken, die sie jetzt offen trug, kam mir bekannt vor. Dr. Pfaff ...

"Sie leben?", rief ich aus und verfluchte mich danach, als die Haut an meinen Lippen spannte und aufriss. Zischend sog ich die verbrauchte Luft wieder ein, um die Wunde zu kühlen und mir etwas Linderung zu verschaffen.

"So sehe ich zumindest aus, nicht wahr? Wenn man uns beide nebeneinander vor eine Jury stellt, bekomme ich in Sachen Lebendigkeit 10 Punkte und Sie leider nur 4. Oder 3. Zielte die Frage eventuell darauf ab, ob wir uns bereits im Jenseits befinden?"

Ich wollte lachen, unterdrückte den Reflex aber unter Mühen, damit ich mir selbst nicht noch mehr Schaden zufügte. "Ich dachte nur, ich würde Sie kennen, aber ich muss mich wohl irren." Ich ordnete meine Gedanken, denn nach dem gerade Erlebten war mir wirklich nicht klar, ob das hier die Realität war. "Befinden wir uns denn im Jenseits?"

Jetzt lachte sie. "Sie hat es wirklich schlimm erwischt, oder? Wie heißen Sie und wo befinden Sie sich ihrer Meinung nach?"

"Daniel Adler." Da ich kein Folterwerkzeug in der Nähe sah, sprach ich meinen Namen dieses Mal ganz ohne Unbehagen aus. "Ich denke, ich befinde mich im Ring und man hat versucht, mit mir als Hauptspeise ein Grillfest zu veranstalten." Ich versuchte, witzig zu sein und meine Situation mit Humor zu nehmen. Ich bewegte meine Lippen dabei so wenig wie möglich, was an sich bestimmt schon komisch aussah und klang.

Sie grinste schwach. Meine Art des Humors schien ihr nicht zu liegen. "Gut, Ihr Kopf scheint nichts abbekommen zu haben. Die Erstversorgung des MedCenters in Ruiz' Siedlung hat verhindert, dass Sie an den Verbrennungen gestorben sind, wir übernehmen jetzt die Feinarbeit."

"Ich könnte schwören, dass ich Sie bereits getroffen habe." Was interessierten mich schon die Details meiner Genesung, diese Frau interessierte mich irgendwie mehr. "Wer genau sind Sie?"

"Der Grund, warum ich Ihnen bekannt vorkomme, ist vermutlich folgender: Ich habe in jedem der aktuellen Szenarien meinen Auftritt, das Menschen vorgespielt wird, die in der Hypothermieabteilung aufgetaut werden. Ich bin das freundliche Gesicht im MedCenter, das jeder von ihnen in seinem Szenario mindestens einmal zu sehen bekommt."

Das freundliche Gesicht? So so ... ich überlegt, wie oft sie versucht hatte, mich in meinem Szenario umzubringen und wie wenig sie sich um die Leben der anderen geschert hatte. Aber das war dann ja nicht wirklich sie gewesen, oder?

"Meine Erinnerung an Sie ist etwas anderer Natur", sagte ich nur. "Aber ich schätze, mein Szenario war das ebenfalls. Wenn Sie so eine Berühmtheit sind, was machen Sie dann im Ring?"

"Kurz gesagt war ich etwas zu ehrgeizig und das hat mir die Reise hierhin eingebracht." Sie zuckte mit den Schultern, als ob die Verbannung in den Ring eine reine Nebensächlichkeit wäre. "Meine Bekanntheit und die guten Erinnerungen, die jeder Aufgetaute an mich hat, haben aber dafür gesorgt, dass ich hier gut zurechtkomme. Ich habe mich am Ende der Sethlan-Enklave angeschlossen."

"Sethlan-Enklave?" Von der hatte ich noch nie gehört. Wir hatten die verschiedenen Banden durchgesprochen und auch die Parteien, die versuchten, friedlich zu leben, dieser Name war dabei nicht aufgetaucht.

"Ich schätze, Ihnen kann ich es ja sagen." Sie senkte ihre Stimme und zwinkerte mir verschwörerisch zu. "Sie haben sich bisher im Verborgenen gehalten. Wissenschaftler, Techniker und Künstler, die alle ein ähnliches Schicksal ereilt hat, wie mich. Sie haben einen ganzen Block des Rings abgeriegelt und den Übergang so getarnt, dass man ihn nicht entdecken kann, wenn man nicht davon weiß. Als sie erfahren haben, dass ich im Ring gelandet bin, haben sie mich eingeladen. Und nachdem sie gesehen haben, wie Ihre Gruppe mit einer der schlimmsten Banden im Ring den Boden aufgewischt hat, haben sie beschlossen, auch Sie zu unterstützen."

HypothermieWhere stories live. Discover now