vertrauensprobleme

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"HÖR AUF SO ZU REDEN! WIR GEHEN JETZT, ANNABELLE!", schrie er dermaßen laut, dass ich zusammenzuckte und seine Stiefmutter sich schützend hinter seinem Vater versteckte.
Ich wusste nicht, dass Wes so durchdrehen konnte.
"Können wir nicht...?", fing ich an, als er sich zu mir umdrehte.
Ich sah ihn an, sein Gesicht komplett rot angelaufen. Der Anblick war grausam.
"Du machst mir Angst, Wesley!", sagte ich ihm ganz offen.
Seine Miene wurde wieder normal und er bekam sich wieder einigermaßen wieder unter Kontrolle. So scheinte es zumindestens.
"Entschuldigung!", zitterte er, seine Hände immer noch zu Fäusten geballt, sodass seine Adern sehr stark heraustraten.
"Bitte können wir einfach kurz was trinken?", bat ihn.
Wes überlegte kurz und nickte dann, ohne seinen Eltern einen Blick zu würdigen. Diese schienen allerdings total überrascht zu sein.
"Komm!"
Er ergriff wieder meine Hand und schliff mich in die Küche, wo uns niemand sehen oder hören konnte.
"Könntest du mich mal aufklären, was hier los ist?", fragte ich immer noch total aufgewühlt.
"Da gibt es nichts zu erzählen.", behauptete und goss mir Wasser in ein frisches Glas.
"Und wieso bist du dann so drauf? Du magst sie nicht, oder?", fragte ich trotzdem weiter.
"Jetzt nicht, okay?", versuchte Wesley ruhig zu bleiben.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich fand es nicht schön, was du gesagt hast.", fing ich jetzt mit den anderen Dingen an.
"Das war nicht so gemeint, wirklich nicht.", meinter er.
"Wieso sagst du sowas dann trotzdem immer und immer wieder?", fragte ich und verschränkte zickig die Arme vor der Brust.
Er antwortete nicht.
"Ich will baden.", beschloss ich daraufhin.
"Du willst bitte was?", fragte er verblüfft.
"Ja, ich will hierbleiben.", bestimmte nich.
Seine Gesichtszüge verfinsterten sich.
"Das geht nicht.", behauptete Wesley.
"Natürlich geht das.", stellte ich mich gegen ihn.
"Du kommst mit mir!", befahl ihr und dieses bedrohliche in seiner Stimme schwang wieder mit, als er mich gegen die Küchenplatte drückte.
"Hör auf!", versuchte ich mich gegen ihn zu behaupten, was sich als besonders schwierig herausstellte.
"Mit was? Du sollst aufhören mich zu zwingen. Du weißt genau, dass ich dich nie alleine lassen würde, erst Recht nicht mit meiner ach so tollen Familie.", meinte Wesley.
"Aber ich möchte Zeit mit dir und deiner Familie verbringen.", versuchte ich es weiter.
"Annabelle, ich bin kein Experiment! Wie findest du es, wenn ich abends in den Haus komme und sage, dass ich jetzt gerne mit deinem Dad was unternehmen würde? Ich willl nicht. Hör auf zu versuchen mich zu kontrollieren!", erhob er wieder seine Stimme.
"Ist alles gut hier?", fragte seine Stiefmutter, die gerade in die Küche schaute.
Wesley wich von mir zurück und schloss die Tür einfach, sodass seine Stiefmutter dort verzweifelt im Flur stand. Sie tat mir so leid.
"Ich will es doch nur verstehen, wieso du sie so sehr hasst!", versuchte ich es ein aller letztes Mal.
"Aber du kannst es nicht."
Ich sah es nicht genau, aber ich hörte das Wasserglas auf den Boden knallen. Wesley hatte absichtlich runtergestoßen. Entgeistert blickte ich ihn nun an.
"Du machst mir Angst! Hör auf verdammt, Wesley!", schrie ich, während mir die Tränen die Wange runterrollten.
Ein benutzter Teller flog ebenfalls auf den Boden und zersplitterte in tausend scherben.
"Bitte tu mir nichts!", schrie ich erschrocken auf und tastete mich weiter von ihm weg.
"Würde ich nicht, könnte ich nicht! Verstehst du es jetzt? Ich bin kein guter Umgang. Du bist mir zu nahe gekommen und..."weiter kam er nicht, ich wusste nicht wieso.
"Es tut mir weh, dass du dich gegen mich stellst sowie alle.", schrie er mich jetzt ebenfalls an. Ich machte mir Sorgen, dass sein Gesicht gleich platzen würde, so dunkelrot wie sein Kopf war.
"Ich stelle mich doch nicht gegen dich. Das einzige was ich w...", fing ich an, aber er unterbrach mich einfach.
"Ich gehe nach oben.", bestimmte er plötzlich und versuchte vorher noch die Scherben grob aufzulesen, wobei er sich ziemlich tief in beide Hände schnitt.
Ich sagte nichts, sondern sah einfach zu, wie er die Küche verließ. Als die Tür zu ging, hielt ich mir die Hände vors Gesicht und sank zu Boden. Was hatte ich nur gemacht? Ich wollte ihnen nur helfen. Es war meine Schuld. Ich war ihm zu nahe gekommen.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt