Kapitel 20 ~Liz~

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„Ich bin so satt“, sagte ich und lehnte mich auf meinen Stuhl nach hinten. Lachend sah Wincent mich an.
„Freut mich, dass es dir geschmeckt hat“, sagte Wincent und räumte die Reste weg. Heimlich beobachtete ich ihn dabei und musste lächeln. Womit hatte ich das alles hier verdient? Ich bin doch nur ein gewöhnliches Mädchen.
„Woran denkst du?“, fragte mich Wincent, als er mir seine Hand entgegenstreckte.
Ich merkte, wie ich errötete.
„Was, so schlimm?“, grinste er mich an.
„Naja, eigentlich habe ich mich nur gefragt, womit ich das alles hier verdient habe“, gestand ich und schaffte es nicht ihn dabei anzusehen.
„Weil du eine liebenswerte Person bist“, sagte Wincent und hob mein Kinn an während er sprach.
Einen kleinen Moment sahen wir uns in die Augen.
„Danke“, hauchte ich und lächelte ihn an.
„Komm, lass uns ein wenig ans Wasser setzten“, sagte Wincent und streckte mir nochmal seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und gemeinsam gingen wir zum Wasser runter. Am Horizont ging langsam die Sonne unter. Dieser Moment hatte irgendwie etwas magisches. Wincent setzte sich in den Sand und lächelte mich an.
„Du darfst dich auch gerne setzten“, sagte er nach ein paar Minuten.
„Ähm ja“, erwiderte ich und setzte mich neben ihn.
„Danke, für diesen schönen Tag“, sagte Wincent. Verwundert sah ich ihn an.
„Ich habe zu danken. Du hast dir so viel Mühe gegeben um diesen Tag so perfekt wie möglich zu machen. Und ich muss sagen, das ist dir eindeutig gelungen. Also Danke“.
„Weißt du. Ich konnte den Tag heute richtig genießen und vollkommen abschalten. Das kommt bei mir in letzter Zeit echt selten vor. Deswegen habe ich mich bei dir bedankt“, gestand er.
„Das freut mich. Muss echt anstrengend sein, immer auf Knopfdruck funktionieren zu müssen“.
„Ich liebe, was ich mache und bin echt dankbar für alles. Nur hab ich das Gefühl, alles in einer Geschwindigkeit zu erleben, die ich selbst nicht kontrollieren kann“, sagte er.
„Wince, wenn dir das alles zu viel wird, musst du das sagen und einen Gang zurückfahren“.
„Wince?“, sah er mich fragend an.
„Oh, tut mir leid. Ich wollte dir nicht einfach einen Spitznamen verpassen“.
„Nein, alles okay. Gefällt mir, wenn du mich so nennst“.
„Grins nicht so selbstzufrieden“, sagte ich und boxte ihn leicht gegen die Schulter.
Wincent fing an zu lachen. Warum hatte ich das Gefühl, dass er versucht vom Thema abzulenken? Aber ich traute mich auch nicht ihn darauf anzusprechen. Das erschien mir irgendwie unpassend. Wir waren ja erst dabei uns kennenzulernen, da wollte ich nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Aber trotzdem wollte ich Wincent schon das Gefühl geben, dass er mit mir sprechen kann, wenn ihn etwas bedrückt.
Nachdem wir eine Weile schweigend dasaßen, ergriff ich doch das Wort.
„Ist alles okay bei dir? Du wirkst so nachdenklich“, fragte ich Wincent.
„Ja, alles bestens“, sagte er, sah aber nur aufs Wasser hinaus.
„Warum habe ich das Gefühl, dass es nicht so ist?“.
Wincent stand auf.
„Wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen“.
„Wincent, was ist grade los mit dir. Du bist auf einmal so abweisend zu mir. Hab ich etwas falsch gemacht?“, fragte ich ihn, da mich die Unsicherheit wieder überkam.
„Fuck, nein“, fluchte er und strich sich durchs Gesicht.
„Aber irgendwas stimmt nicht. Ich bin doch nicht blind“.
Wincent seufzte.
„Ich… ich habe mich nur gefragt, was ich meinen Fans erzählen soll. Ich will nicht, dass alles wieder so eskaliert und du Hassnachrichten bekommst. Irgendwas ist besonders zwischen uns und ich will nicht, dass das durch irgendwen kaputt gemacht wird“, gestand er und wirkte traurig auf mich.
„Hey“, sagte ich und ging auf ihn zu, „Wince, ganz ehrlich. Lass die Leute doch reden. Wir beide kennen die Wahrheit, was zwischen uns ist. Und das ist doch die Hauptsache“.
Wincent zog mich in seine Arme.
„Ich möchte aber nicht, dass du Hassnachrichten bekommst, nur weil du mit mir gesehen wirst. Gute Freundinnen oder selbst die Freundinnen von Marco oder den anderen Jungs, bekommen welche und ich weiß, wie hart das ist“.
„Damit kann ich schon umgehen. Ich stehe ja teilweise auch in der Öffentlichkeit“.
„Liz, ich weiß nicht ob ich das alles so möchte“.
Wow, das war wie ein Schlag ins Gesicht.
„Wincent, was bedeutet das jetzt? Ich meine…“, mir versagte die Stimme. Hatte er wirklich vor, das ganze wieder zu beenden, bevor es überhaupt angefangen hat.
„Fuck, Liz bitte denk jetzt nicht falsch“, sagte er und sah mir in die Augen.
„Dann klär mich bitte auf“, sagte ich, doch war ich den Tränen schon ziemlich nahe.
„Ich will nicht mit ansehen müssen, wie die Leute, die mir nahe stehen grundlos fertig gemacht werden“, sagte er und ließ mich los.
„Wincent, ich kann damit umgehen. Was meinst du wie viele Nachrichten ich bekomme“, sagte ich und holte mein Handy raus.
„Liz, du verstehst nicht“.
„Hier, schau es dir an“, sagte ich und reichte ihm mein Handy.
Perplex sah Wincent mich an, scrollte die Kommentare unter dem Post vom Sender durch und blickte traurig wieder zu mir hoch.
„Liz, das ist leider genau das, was ich meine“.
„Ich kann verstehn, dass du Angst hast, ich wäre dem nicht gewachsen. Aber diese Leute verstecken sich nur hinter irgendwelchen Seiten im Netz und das, was sie schreiben entspricht nicht der Wahrheit. Wenn wir uns das immer wieder bewusst machen, kann das mit uns funktionieren. Also bitte, Wincent, wirf das, was zwischen uns ist nicht gleich wieder weg“, sagte ich und die Tränen liefen mir nur so über die Wangen.
Sanft strich Wincent über meine Wange und wischte meine Tränen weg.
„Bitte“, flehte ich ihn noch einmal an und konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken.
„Liz, es tut mir so leid. Ich will nicht, dass du verletzt wirst“, sagte er und zog mich in seine Arme.
„Wirf es nicht weg“, murmelte ich an seiner Brust.
„Ich will einfach ehrlich zu dir sein. Mit mir zusammen zu sein kann echt zur Herausforderung werden. Das muss dir bewusst sein.“, sagte er und zog mich enger an sich.
„Bitte wirf es nicht wieder weg“, sagte ich immer noch weinend und sah Wincent dabei in die Augen.

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