Kapitel 32

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Harry POV

Jakob nickte langsam, sah mich ernst an. "Ich weiß es ist Jahre her, aber Louis hat es nicht verwunden. Ich habe ihn selten so gesehen wie eben, als er mir davon berichtet hat. Er hat nicht geweint, er war einfach nur unglaublich verbittert."

Ich schluckte. Eigentlich hatte ich gehofft, dass er nie von dieser Vergangenheit erfahren würde, dass er nie erfahren würde, welch ein großes Arschloch ich mal gewesen war.

"Es tut mir unendlich leid. Ich, ich habe an mir gearbeitet.", sagte ich leise und sah auf den Boden. "Ich, ich weiß nicht, ob Louis es auch gesagt hat, aber ich war sogar für längere Zeit in der Klinik, damals.", er schüttelte den Kopf und ließ sich dann von mir auch noch einmal meine Sicht der Dinge schildern und seufzte dann.

"Ich denke es war für euch beide nicht leicht und auch wenn du dich geändert hast, sind diese Verletzungen, die man dem anderen beibringt, gerade die psychischen, die, die für immer schmerzhafte Narben hinterlassen. Dennoch muss auch Louis lernen, damit umzugehen, die Vergangenheit ein Stück weit abzuhaken. Ewiges Misstrauen macht eine Beziehung auch kaputt.", konstatierte er und ich wusste, dass er Recht hatte.

"Glaubst du mir, dass ich nichts Böses im Sinn hatte, heute Abend. Wirklich nicht.", fragte ich, sah ihm in die Augen und bekam sein warmes, beschützendes Lächeln, was ich so liebte.

"Natürlich glaube ich das. Zugegeben, ich war auch verstimmt im ersten Augenblick. Aber deine Erklärung kann ich hundertprozentig nachvollziehen und es ist enorm lobenswert, dass Du Dinge die Du vermeintlich falsch gemacht hast, bei Luca, nun versuchst zu korrigieren. Lou wird das auch verstehen, da bin ich sicher.", baute er mich nun wieder auf. "Und wenn bin ich auch noch da, um zwischen euch zu vermitteln. Vielleicht werde ich mit ihm zu gegebener Zeit auch noch einmal ein Gespräch führen. Ich fand es nicht gerade fair, dass er zum Beispiel den Teil ausgelassen hatte, dass er dir gegenüber nie ein Signal gegeben hat, bevor er sich getrennt hatte oder auch unerwähnt ließ, dass deine Eifersucht tatsächlich einen massiven Krankheitswert hatte und du deswegen in die Klinik musstest."

Ich nickte im dankbar zu, war froh, dass er mich nicht verteilte, wie ich es befürchtet hatte, aber ich musste mir einfach klar machen, wer mir hier gegenüber stand.

"Komm, lass uns rüber gehen.", er nahm mich an der Hand und brachte mich ins Schlafzimmer hinüber, wo Lou und Luca nebeneinander im Bett saßen und still auf die Bettdecke starrten.

XXX

Mir wurde heiß und kalt, als ich die Beiden da so auf dem Bett sitzen sah, guckte hilfesuchend zu Jakob, wusste nicht, wie ich auf diese Situation reagieren sollte.

"Hey. Ihr schlaft ja noch gar nicht.", Jakobs sonore Stimme ließ beide aufsehen und Luca schüttelte langsam den Kopf, sah zu Louis hinüber.

"Lou.", ich krabbelte auf das Bett, griff nach seinen Händen, drückte sein Kinn hoch. "Ich wollte nicht, dass du Dich schlecht fühlst. Ich, wir...", ich fuhr mir durch die Haare. "Weißt du, Luca hat mir vorhin gesagt, dass er sich von mir immer nur wie einen Sub behandelt gefühlt hat. Ich habe es in der Vergangenheit wohl nicht geschafft ihm zu vermitteln, wie wertvoll er für mich ist und dann... Er nahm an, dass ihr die Menschen seid, die mir wichtig sind und er nur schmückendes Beiwerk.", plötzlich sah ich, wie Leben in das Blau vor mir zu kommen schien.

"Ich wollte ihm die Möglichkeit geben zu merken, dass er für mich genauso wichtig ist. Das er meine volle Aufmerksamkeit bekommt. Mit mir kuscheln kann, ohne das er mich mit euch teilen muss. Diese Tatsache hat nichts damit zu tun, dass ich nicht mit euch einschlafen wollte. Natürlich hab ich an dich gedacht, an Jakob. Aber ich wusste ja, dass ihr euch habt. Jakob auf dich aufpasst.", versuchte ich es weiter und da begann er mehr und mehr aufzuklaren, legte ein wenig den Kopf schief.

Extraordinary Ways - LS 5. Teil der HeptalogieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt