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Es überrascht mich kein Bisschen, dass Karim verschwunden ist, als ich aufwache.

Es gibt keinen Grund für ihn, sich in meiner Wohnung aufzuhalten. Wir wissen beide, dass ich es nicht schaffen werde, ihn vorsätzlich umzubringen. Ich habe keine Ahnung wieso, aber ich schaffe es nicht. Ich kann nicht einmal darüber nachdenken, wie ich das Leben aus seinem Körper zerren würde. Ich kann mir nicht überlegen, was ich mit der Leiche machen würde. Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine Welt ohne ihn aussehen sollte.

Es ist gut, dass er weg ist. Egal, ob es seine Anwesenheit war, die alles in mir durcheinandergebracht hat, oder sein Timing. Ich muss mich auf das Wesentliche konzentrieren: Anda.

Sie wird sich wundern, mich an zwei Tagen in Folge zu sehen. Und noch mehr über den enormen Blumenstrauß, den ich ihr mitbringe.

Ich erwische genau die Zeit zwischen Physiotherapie und Mittagessen. Die Therapeutin klärt mich darüber auf, dass Andas Muskeln weiterhin normal funktionieren und sie keinerlei Widerstand zeigt, die angeleiteten Bewegungen auszuführen. Obwohl das aus ihrem Mund positiv klingt, bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich ein gutes Zeichen ist.

„Ach, und vorher war ein junger Mann hier. Ich musste ihn wegen der Behandlung des Zimmers verweisen, aber er meinte, er kommt in etwa einer Stunde wieder." Sie blickt kurz auf die Uhr, ehe sie hinzufügt: „Das dürfte etwa in zehn Minuten sein."

Ich bedanke mich für die Information und sehe dabei zu, wie sie das Zimmer verlässt.

Ich sollte mich langsam darum bemühen, mir ihren Namen zu merken. Sie kümmert sich jetzt schon seit fast zwei Jahren um meine Schwester. Jedes Mal, wenn ich ihr begegne, erklärt sie mir, was sie gemacht hat und was das bringen soll. Sie wirkt immer so zuversichtlich. Dabei weiß sie genauso gut wie ich, dass in Andas Fall wenig Hoffnung besteht. Das haben die Ärzte gesagt.

Manchmal frage ich mich, ob ich mich bei Jan melden sollte. Er hat immerhin dafür gesorgt, dass Anda behandelt werden kann. Wer genau dafür bezahlt, weiß ich nicht. Mir war bis jetzt nur wichtig, dass Anda gut untergebracht.

Nun, als ich die Zeit habe, bei ihr zu sein, erlaube ich mir den Gedanken, Jan zu fragen, ob er dafür sorgen kann, dass weitere Therapien für Anda finanziert werden. So, dass sie nicht mehr nur am Leben erhalten wird, sondern sich vielleicht zurück kämpfen kann.

„Karim ist mir gestern Abend über den Weg gelaufen", erzähle ich Anda, während ich mich neben setze. Ihr Stuhl steht wie so oft vor dem Fenster. Die Aussicht ist grottenhässlich – Der Parkplatz und dahinter unbewachsene Felder – aber vielleicht muss man nur lange genug hinsehen, um etwas darin zu erkennen. „Ich schätze, er wollte dich vorhin besuchen, bevor er sich wieder verpisst."

Ich lege die Blumen auf das Fensterbrett, direkt in Andas Blickfeld.

„Er ist der letzte Name auf meiner Liste. Alle anderen sind tot."

Ich rutsche zu ihr auf, um ihre Hand in meine zu nehmen, spure keinerlei Wiederstand, als ich sie zu meinen Lippen führe, um ihre Finger zu küssen. „Ich habe sie leiden lassen, sowie ich es dir versprochen habe. Ein paar haben mich angefleht, sie endlich zu töten. Und Kaan hat sich selbst für ein paar Sekunden ohne Geschlechtsteile gesehen." Mir entkommt ein bitteres Lachen. „Ohne seine Wachhunde um ihn herum war er nur noch ein jämmerliches Stück Scheiße."

„Das klingt nach ihm."

Ich schrecke von meiner Schwester zurück, als ich eine Stimme höre. Sofort greife ich nach meiner Waffe und ziele auf die Person, die den Raum betreten hat.

Arian hält die Hände nach oben, während die Tür hinter ihm zufällt. „Ich bin nicht hier, um zu kämpfen"

Ich schnaube. „Du stehst zwar nicht auf meiner Liste, aber ich werde trotzdem nicht zögern, dich abzuknallen, wenn du noch einen Schritt weiter gehst."

Ace - guns, drugs and loveOù les histoires vivent. Découvrez maintenant