Prolog

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05.07.2889

Montagmorgen 9:34 Uhr.

Leichter Regen der beruhigend auf die Fensterscheibe prasselte.

Kahle Bäume, welche nur wenige Blätter trugen und sich leicht im Wind wogen.

Eine wunderschöne, herbstliche Atmosphären.

Ein verregneter Tag, dessen Minuten man in vollem Zuge genießen sollte.

In dessen verspielter Laune, man vor Freude tanzen sollte.

In der ich tanzen sollte.

Wäre dort nicht eine Scheibe gewesen, die mich von der traumhaften Außenwelt trennen würde.

Um mich herum zogen sich kalte, weiße Wände die dreißig Schüler und eine Lehrerin auf engem Raum scheuchten.

Der unbequem Stuhl auf dem ich saß, quälte mich und ich tippte ungeduldig mit meiner Fingerspitze auf den Tisch.

Die elektronische Uhr, den einzigsten Schmuck, den der leere Raum trug, schien stehen geblieben zu sein und die weißen Zahl täuschten vor sich in leichten Wellen zubewegen.

Die Blicke meiner Mitschüler waren fest in ihren Notizen geheftet und ich vermutete bald Dampf aus ihren Köpfen aufsteigen zu sehen. Die Formel die meine Lehrerin an die Tafel schrieb, waren für mich zwar nicht schwer, aber mir war bewusst wie kompliziert es für die anderen sein musste.

„Miss Joans?"

Die Stimme meiner Lehrerin ließ mich aufschrecken.

„Sind sie noch anwesend?"

Ich schaute von dem kleinem Bildschirm auf, der vor mir lag, während Mrs. Smith mich bohrend anstarrte.

„Wir wissen alle, dass Sie Hochbegabt sind, doch es ist keines Falls ein Grund sich nicht am Unterricht zu beteiligen!"

In meinem Bauch bildete sich pure Wut, den ich hasste den spöttischen Unterton, den meine Lehrerin in ihren Satz mischte.

Es war schon schlimm genug, sich an meinem kleinen Schönheitsfehler, den ich scheinbar in meinem Kopf hatten oder den anderen mir versuchten einzureden, zu amüsieren, denn sie wusste genau wie sehr ich es verabscheute, darauf angesprochen zu werden.

„Ich bitte um Vergebung, Mrs. Smith."

„Dass hoffe ich. Gehen sie nun zum Whiteboard und rechnen Sie uns die Aufgaben vor." Forderte sie heraus.

Ich seufzte und erhob mich von meinem Platz um an das Whiteboard zu treten. Ich brauchte nur wenige Sekunden bis ich die Probleme löste. Mrs. Smith warf einen raschen Blich drauf und nickte zur Bestätigung, während sie mich zu meinem Tisch zurückwies.

Die Blicke, die ich beim Hinaufgehen erntete waren gemischt, die einen schauten mich voller Bewunderung an, während in dem Augen der anderen purer Neid geschrieben war.

Doch ich hatte nicht, was sich andere sehnsüchtig wünschen würden. Sie sahen ja nur die gelösten Aufgaben an dem Whiteboard und nicht die vielen Probleme, welche ich in meinem Kopf hatte. Selbst ich konnte nicht alles lösen, besonders meine eigenen Schwierigkeiten nicht.

Endlich kündigte das schrille Klingen das Ende des Unterrichtes an. So zügig wie möglich packte ich meine Sachen und verließ die Schule.

Es dauerte nicht lange, bis ich zu Hause war, doch Ruhe hatte ich noch längst nicht. Unser Hausroboter nahm mir meinen Rucksack ab. In der Hoffnung mich wieder auf den Weg machen zu können, wollte ich die Tür öffnen.

„Guten Tag, Willow. Robo125 informierte mich, dass du Zuhause bist."

Der Roboter war nicht nur die perfekte Putzhilfe, durch ihn konnten meine Eltern, auch wenn sie nicht Zuhause waren, mit mir kommunizieren.

„Bin gleich wieder weg."

Ich hörte ein seufzen durch den Sprecher.

„Hast du wenigstens etwas gegessen?"

Der Roboter drückte mir eine Beutel mit gepressten Algen und Käfern in die Hand welche Tausenden von Mineralien und die nötigen Kalorien enthielten. Ich verdrehte meine Augen.

„Ja, Mom. Hätte ich nun die Erlaubnis zu gehen?"

Meine Mutter legte eine lange Pause ein.

„Na gut, Schätzchen. Pass auf dich auf."

Die Tür öffnete sich automatisch und ich konnte somit das Haus verlassen.

Mein Weg führte mich an einen Wald, welcher mit einem Maschendrahtzaun umgeben war.

Ich schaute mich um und als niemand zu sehen war, schlüpfte ich durch eine kleine Lücke hindurch und begab mich in das Herz des Waldes.

In ihm wartete eine alte Bibliothek, welch eigentlich schon längst zerfallen sein müsste.

Als ich in ihren großen, geschnörkelten Raum trat, fühlte ich mich endlich frei und alle Problem schienen zu schwinden.

Endlich konnte ich meinem wahrem Ich und ihrer Kreativität Raum geben.

Mein Blick viel auf mein „Labor", welcher ein alter, umfunktionierter Lesetisch war. Zwischen den Büchern von Enola und Sherlock Holmes, befand sich meine neueste Erfindung. 

Ich widmete mich dem Projekt und fischte mein Werkzeug aus der Tischkommode an der Seite. 

Auf einem Unterteller krönte ein topfförmige Wölbung mit Einkerbungen für Hände. Als Verzierung dienten Knöpfe, Hebel und Zahlenräder, welche hoffentlich mehr als Dekoration waren. 


Das Spiel mit den HolmesWhere stories live. Discover now