Leise lief ich durch die schmalen Räume, die von Bücherregalen umgeben waren. Die dicken Gesetzbücher unter meinem Arm wurden langsam schwer und ich ärgerte mich wie jedes Mal aufs Neue, dass die Oxford University ihre Bibliothek so weit von den Schlafräumen entfernt hatte.
Mit einem kleinen Seufzer ließ ich die Bücher auf einem der freien Tische nieder. Es war schon beinahe mein Stammplatz geworden. Direkt am Fenster mit einem malerischen Blick auf den Park. Hier konnte ich am besten lernen und mir die Strafrechtsparagraphen einprägen, die mir momentan im achten Semester meines Jurastudiums bevorstanden.
Neben mir saß bereits schon jemand, was nicht gerade ungewöhnlich war. Das Gesicht neben mir kannte ich jedoch nicht.
Ob er neu war? Aber wer wechselte schon mitten in einem laufenden Semester an die Oxford University?
Viele waren der Meinung, um hier studieren zu können musste man entweder super schlau oder ziemlich reich sein.
Ich hatte mein Urteil dazu nie geschlossen, kam aber auch nicht drum herum zu wissen, dass die meisten meiner Kommilitonen in Geld schwammen und nicht selten irgendwelchen Adelsfamilien angehörten.
Was keineswegs hieß, dass sie unfreundlich waren.
Ich richtete meinen Blick wieder zu meinem Nachbarn, der gerade aufgestanden war. Er war attraktiv. Das fiel jedem, der ihn anschaute wahrscheinlich direkt in den ersten Sekunden auf. Seine Haare hatten einen dunklen Haselnuss Ton und hingen ihm leicht ins Gesicht.
Gerade als er sich wegdrehte, um zu gehen, bemerkte ich den schwarzen Kugelschreiber, der auf dem Tisch liegen geblieben war.
„Entschuldigung, ich glaube, das ist dein Stift.", rief ich ihm hinterher und deutete mit einer kleinen Bewegung auf den zurückgelassenen Gegenstand.
Der Fremde schaute kurz verwirrt, ehe er den Stift erblickte und leicht lächelte.
„Dank, das war knapp. Ich wäre fast verloren gewesen ohne meinen geliebten Stift."
Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören. Entweder war es seine Art oder er machte sich lustig über mich. Letzteres würde ich allerdings nicht verstehen ich hatte ihm ja nichts getan. Ich beschloss also sein Spiel mitzuspielen und lächelte leicht.
„Ja, Stifte können manchmal zur wertvollen Überlebensausrüstung werden.", neckte ich ihn.
„Überlebensausrüstung, in der Tat. Und wie überlebst du hier in der Bibliothek?", er zwinkerte mir zu.
Starteten wir jetzt also ein Gespräch? Ich war eigentlich nie jemand, der gerne im Rampenlicht stand. Außer wenn es um Jura ging. In den meisten meiner Kurse war ich mit an der Spitze mit meinen Argumentationsstrategien. Dort fühlte ich mich vollkommen in meinem Elan. Bei einfachen Konversationen mit fremden Menschen setzte mein Hirn nur leider oft mal aus.
„Oh, ich bin ein Stammgast.", schmunzelte ich, „ Zielstrebiges Lernen und so. Ich verbringe hier fast mehr Zeit als zu Hause."
Waren das gerade zu viele persönliche Details, die ich mit ihm teilte?
Er lachte: „Das ist bemerkenswert. Aber du solltest vielleicht eine Mitgliedskarte beantragen, wenn du schon so oft hier bist."
„Vielleicht sollte ich das tun.", antwortete ich, „ Ich bin übrigens Zarah. Jurastudentin."
Ich hatte mir angewöhnt meinen Studiengang direkt mitzunennen. So machte das hier beinahe jeder mit dem ich mich jemals unterhalten hatte. Fast jeder ...
„Adrian.", zwinkerte er mir zu, „ Einfach so. Kein besonderer Titel."
Adrian also. So wie er seinen Namen aussprach klang es spanisch. Ein Zufall? Kein besonderer Titel? Na dann ...
YOU ARE READING
Crown of Hearts
RomanceOhne Vorahnung verliebt sich Zarah, eine junge Jurastudentin, in Adrian, dessen royale Identität ihr verborgen bleibt. Als sein königliches Erbe ans Licht kommt, müssen sie ihre Liebe in einem Netz aus königlichen Pflichten und raffinierten Intrigen...