Bewahre die Kontrolle

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Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch mein Fenster und zeigten mir das meine Schlaflose Nacht nun vorbei war. Müde und völlig durcheinander setzte ich mich an die Bettkante und raufte mir die Haare.
Gute Voraussetzung um in den Tag zu starten. Frustriert stand ich auf und ging in den Wohnbereich wo die anderen bereits auf mich warteten.
"Guten Morgen Azura, hast du gut geschlafen?" begrüßte mich Terra gleich freudig während Ahila und Selene mich eindringlich musterten, ich sah ihnen an das sie alles darüber wissen wollten was zwischen mir und Kiran passiert war.
"Hab schon schlimmer geschlafen" antwortete ich knapp und das war nicht mal gelogen.
"Was wollte dieser Halsabschneider gestern von dir?" kam Selene gleich zur Sache, doch war mir gerade nicht danach darüber zu reden. In meinem Kopf herrscht Chaos und damit musste ich erstmal klarkommen.
"Er hat sich entschuldigt. Nichts weiter" wehrte ich sie ab, packte meine Sachen und versuchte mich schnell aus dem Staub zu machen ehe noch mehr Fragen auf mich einprasselten, aber die drei konnten sehr gut mit mir Schritt halten und ich wurde sie nicht los.

"Du sagst uns nicht alles Azura. Was ist gestern passiert?" drängte Selene weiter während wir die Gänge der Akademie entlangliefen. Ich versuchte nicht darauf zu reagieren aber es viel mir schwer.
"Lass es gut sein Selene. Du siehst doch das sie nicht darüber reden will" ging Terra dazwischen und dafür war ich ihr in dem Moment unendlich dankbar.
"Er hat ihr bestimmt etwas angetan. Warum sonst sollte sie nicht darüber reden wollen"
"Lass ihr doch etwas Freiraum" versuchte Terra es erneut und Selene schwieg daraufhin für eine Weile. Meine Bücher mit festen griff gegen meine Brust geklammert lief ich weiter durch die überfüllten Gänge und versank wieder vollständig in meinen Gedanken, den Gedanken an gestern Nacht.
Was will Kiran damit bezwecken? Wollte er mich wirklich... nein... das ist sicher Quatsch! Erschöpft von meinen eigenen Gedanken warf ich meinen Kopf in den Nacken und wie sollte es nicht anders sein lief mir genau in diesem Moment Kiran mit Rune und zwei weiteren sehr angespannt wirkenden Feuerfeen entgegen. Unsere Blicke trafen sich und der Moment an dem wir nur aneinander vorbei liefen schien wie in Zeitlupe zu geschehen. Kaum war dieser Moment vorbei schien sich das Chaos in meinem Kopf noch weiter zu verschlimmern und langsam machte sich das Gefühl in mir breit das nicht nur meine Gefühle verrücktspielten.

Zielstrebig lief ich zu Professor Erions Unterricht. Da wir heute das Thema Feenschwur beenden wollten und ich nur noch heute die Chance hatte meine Fragen dazu zu stellen. Aufmerksamer als je zuvor hörte ich der Wiederholung von Professor Erion zu dem Thema zu und schrieb so gut wie ich das mittlerweile konnte mit. Meine Schreibkünste begrenzten sich jedoch nur auf einzelne Wörter.
"Gibt es noch Fragen bevor wir weiter machen?" sofort schoss meine Hand in die Luft.
"Ja Azura?"
"Gibt es wirklich keine Möglichkeit eine Fee von diesem Schwur zu befreien... ohne dass er stirbt?" er musterte mich.
"Nein. Wenn die Fee seinen Schwur nicht einhält stirbt sie. Schwur ist Schwur" mit dieser Antwort hatte ich bereits gerechnet, dennoch hoffte ich auf eine andere.
"Warum fragst ihr? Ich hatte nicht das Gefühl das sie sich in den vorherigen Stunden für dieses Thema interessiert hatten" durchschaute er mich und einige Lichtfeen drehten sich zu mir um.
"Ach... nur so" sagte ich merkte an seinem durchdringlichen Blick das er einen Verdacht hatte. Ich schluckte schwer und meldete mich während der restlichen Stunde nicht mehr und floh so schnell ich konnte aus dem Lehrsaal ehe mich der Professor wieder aufhalten konnte so wie er das fast nach jedem Unterricht machte.

Die Gänge waren voll, jede Fee lief zum nächsten Unterricht und stand ganz alleine mitten drin. Von allen Seiten wurde ich angerempelt und eigentlich war ich das in Zusammenhang mit den verhassten Blicken bereits gewohnt, doch nicht heute. Das Durcheinander in meinem Kopf wurde immer schlimmer, meine Lunge zog sich zusammen und es fühlte sich an als würde mich etwas von innen heraus zerreißen wollen. Panisch drängte ich mich durch die Menge bis ich nach draußen gelangte. Jemand stellte mir am Ausgang ein Bein und ich stürzte in das Taunasse Gras. Diese Aktion war der Tropfen auf den heißen Stein. Ich kniete im nassen Gras und krallte meine Finger in meine Haare, mein Kopf pochte und ich konnte nichts um mich herum hören, nur dieses laute Summen in meinen Ohren.
Fühlt es sich so an, wenn man die Kontrolle verliert? Hat Kiran sich auch so gefühlt? Was ist nur mit mir los? Was passiert mit mir? Und nun spürte ich es, es waren nicht nur die Gefühle die völlig verrücktspielten. Nein. Es war meine Magie die unkontrolliert durch meinen Körper strömte. Mit aller Kraft versuchte ich mich wieder in den Griff zu bekommen, doch mit bloßer Willenskraft gelang mir das nicht. Mit verschwommenem Blick starrte ich auf meine zitternden Hände.
"Ich... werde... nicht... verlieren!" schimpfte ich und schneller als ich es realisieren konnte leitete ich die überschüssige Energie in meine Faust um die ich gleich darauf in die Marmormauern der Akademie versenkte. Das Summen in den Ohren und das Dröhnen in meinem Schädel ließen wieder nach und meine Sicht wurde wieder klarer. Erschrocken musste ich dann aber feststellen das meine Faust in der Wand der Akademie feststeckte.
"Verdammt!" fluchte ich und begann zu versuchen meine Hand wieder zu befreien. In meinem inneren merkte ich aber noch das Ungleichgewicht und das ich jeden Moment wieder die Kontrolle verlieren könnte.
"Was haben wir denn da? Die Mistgeburt hat sich selbst festgesetzt. Das kommt mir gerade recht" mir aber nicht, Lumia war die letzte die ich gerade ertragen konnte.
"Verschwinde oder die nächste Faust landet in deinem Brustkorb!" schrie ich sie fast schon an. Sie interessierte das nicht und sie lief lachend weiter.
"Wenn du dich selbst vernichtest, erleichterst du damit nur meine Arbeit" kommentierte sie noch bevor sie im inneren des Akademie Gebäudes verschwand und ich war mir sicher das diese Worte von ihrem Vater stammten und nicht von ihr.
"Blödes Miststück!" maulte ich dennoch und mit einem weiteren Ruck befreite ich meine Faust aus der Wand und landete wieder rücklings auf dem Boden.
"Was hat dir die Wand denn getan Liebes?" hörte ich die ruhige Stimme von Delwin.
"Nicht... jetzt!" fauchte ich mit zusammengebissenen Zähnen da das Dröhnen in meinem Kopf wieder anfing. Ich stand auf und raufte mir die Haare. Dabei sah ich Delwins besorgtes Gesicht bevor meine Sicht wieder zu verschwimmen begann.
"Azura... was ist mit dir los?"
"Was weiß ich denn!?" fuhr ich ihn nur an. Verschwommen sah ich wie er langsam näher kam. Ich wich zurück und streckte meine Hand abwehrend nach ihm aus.
"Nein! Bleib weg von mir!"
"Azura bitte. Du verlierst die Kontrolle über deine Magie. Lass mich dir helfen" kam es wieder von ihm und seine ruhige Art machte mich fast noch Wahnsinniger.
"Wie willst du mir helfen!? Du bist ein Vampir!"
"Das tat weh. Aber ich Arbeite schon sehr lange mit Feen zusammen und verstehe etwas von ihrer Magie... sogar mehr als du. Und ich weiß nicht wo diese geballte Energie in dir herkommt, aber wenn du die Kontrolle darüber verlierst wirst du womöglich Teile der Akademie zerstören und ich bin sehr daran interessiert das zu verhindern" erklärte er, aber mir half das kein bisschen.
"Hör auf zu reden Verdammt!" schrie ich wieder als das Dröhnen in meinem Kopf noch lauter wurde. Er kam mir immer näher und die Panik stieg immer weiter in mir an. Angst vor der Magie in mir, angst die Kontrolle zu verlieren, angst das die Hilfe von Delwin beinhaltete seine Reißzähne in meinen Hals zu schlagen und mich außer Gefecht zu setzen.
"Nein... nein... nein.... das soll aufhören. Mach das das aufhört!" flehte ich dann doch, und die Tränen fingen an mir über das Gesicht zu laufen. Delwin stand nun direkt vor mir und egal wovor ich Angst hatte, mit dem was er tat hatte ich nicht gerechnet. Er griff nach meiner Schulter und zog mich in eine feste Umarmung. Zunächst wehrte ich mich dagegen und versuchte mich daraus zu befreien, schnell merkte ich jedoch das er viel stärker war als ich und ich gab nach. Schlaff lief ich meine schwachen Arme an der Seite herunter hängen während mein Kopf erschöpft und mit verweinten Augen auf seiner Brust lag. Ich erwiderte die Umarmung nicht, lag aber dennoch locker in seinen Armen und die Ruhe kehrte langsam in meinen Kopf zurück. Es half das Delwin mir sanft über den Kopf strich, so lange bis sich auch mein Herzschlag wieder beruhigt hatte. Ich war von der ganzen Sache so erschöpft das ich mich nicht aus eigener Kraft aus der Umarmung lösen konnte, also blieb mir nichts anderes übrig als abzuwarten das Delwin es tat, doch irgendwie fühlte ich mich wohl und... sicher in seinen Armen, was meinem Kopf sicher nur noch weitere Gründe zu Verwirrung gab. Nach einer gefühlten Ewigkeit löste er sich von mir und strich mir eine Träne aus dem Gesicht. Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen, also starrte ich auf den Boden.
"Siehst du. Ich kann dir helfen"
"Danke" schluchzte ich kaum hörbar.
"Ich soll dich zu Rektorin Fenja bringen" offenbarte er endlich den Grund warum er eigentlich hier war. Ich nickte nur und folgte ihm Stumm.

Meine Beine fühlten sich an wie der Blutpudding der Vampire aussah und es fiel mir schwer mit Delwin mitzuhalten. Vor dem Büro der Rektorin blieb ich stehen.
"Delwin warte" er blieb auch stehen und sah mich wieder mit seinem besorgten Blick an während ich ohne Spiegel versuchte die Tränen und die verquollenen Augen loszuwerden. Delwin lächelte schief.
"Keine Sorge Liebes. Ihr seht bezaubernd aus" auch ich konnte mir das Lächeln nicht ganz verkneifen. Er nickte und öffnete die Tür.
"Entschuldigt die Verspätung" entschuldigte er sich als er vor mir eintrat. Als ich im folgte blieb ich wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Hier war nicht nur Rektorin Fenja, sondern auch Professor Erion und als ich zu meiner Rechten sah, sah ich Terra, Ahila, Selene, Rune und Kiran. Und als mein Blick bei Kiran stehen blieb, verlor jemand anderes die Kontrolle über sich und zwar war das Delwin. Kaum sah er Kiran stürmte er auf ihn zu, umfasste seinen Hals und hob ihn hoch so dass er kaum noch Luft bekam. Mit einem lauten Knall presste er ihn so gegen die Wand. Ich sah die Wut in seinen Augen aufblitzen.
"Delwin nicht!" entfuhr es mir, aber er hörte mich nicht.
"Was hast du mit ihr gemacht Kiran! Sag schon! Ich habe gesehen wie ihr gestern die Schutzbarriere verlassen habt und jetzt hätte sie fast die Kontrolle über ihre Magie verloren! Also sprich!" Ich hatte Delwin noch nicht so wütend gesehen. Wie erstarrt sah ich zwischen ihm und der Rektorin hin und her die genauso Fassungslos war wie alle anderen. Rune knurrte und dem leuchten in seinen Augen nach zu urteilen kämpfte er gerade dagegen an sich im Büro der Rektorin in einen Wolf zu verwandeln. Das Ganze geriet völlig aus den Fugen und ich stand einfach nur da uns konnte mich nicht bewegen.
"Das reicht jetzt Delwin. Lass ihn los" kam es nun von der Rektorin doch nicht mal darauf reagierte Delwin. Die Energie stieg wieder in mir auf und ich hielt das nicht mehr aus. Ich kniff meine Augen zusammen und mit einem lauten.
"Hört sofort auf!" entfesselte ich eine Druckwelle die allen um mich herum den Boden unter den Füßen wegriss...

Schattenelement - Krieg der FeenWhere stories live. Discover now