Kapitel 30

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POV Heilerin Sienna

Mit der verfälschten Essenz in ihrem Lederbeutel, welcher bei ihren schnellen Schritten aufgeregt gegen ihr Bein schlug, machte sie sich auf den Weg zu Zafrina. So etwas war noch nie vorgekommen und sie konnte nicht begreifen, dass es jemanden in ihren Reihen gab, der solch eine Tat begehen würde.

*Was ist los?* Sienna hatte die Stimme ihrer Schattenhündin bereits erwartet. Sie musste ihren inneren Aufruhr gespürt haben. 'Jemand hat eine Zutat manipuliert und dadurch fast den Tod eines Schattenreiters verursacht.' Selbst durch ihre Gedanken konnte sie spüren, wie Klara scharf Luft einzog.

*Bist du dir sicher? Das ist ein ernstzunehmendes Problem und stellt eine große Gefahr dar!*

'Ich bin mir sicher. Das ganze Gefäß ist mit alter Magie behaftet. Aber die, von der bösen Sorte...'

Das es ein großes Problem war, wusste sie. Und es bereitete ihr Sorgen. Denn, wie sollen die Heiler den Verletzen helfen, wenn sie nicht sicher sein konnten, dass die Zutaten alle sicher und unberührt waren?

Mit großen Schritten trat sie auf das dunkelblaue, mittelgroße Zelt zu, welches mit goldenen Wölfen bestickt war. Auf der Spitze des Zeltes prangte ein goldener Mond, in dessen Richtung alle der Wölfe ausgerichtet waren.

Vor dem geschlossenen Zelteingang blieb sie stehen und wartete. Wenn sich die Rudelanführer in dem Zelt aufhielten, würden sie sie schon gehört haben und hereinbitten. Sie vernahm leise Stimmen aus dem Zeltinneren, die näher kamen und dann verstummten. Der Zelteingang öffnete sich plötzlich und ein großer, eindrucksvoller Schattenreiter trat hinaus.

„Sienna", sagte er respektvoll und neigte den Kopf. Seine tiefe Stimme strahlte pure Macht und Männlichkeit aus. „Rayn", grüßte sie auch ihn und neigte ebenso den Kopf. Rayn war der Anführer der Krieger und über seine gestählten Muskeln spannte sich seine Ledermontur, die die Krieger zum Kämpfen trugen.

Er hatte schwarze, kurze Haare, die eine lange Narbe offenbarten, welche sich über seinen Kopf zog. Gezackt lief sie seine Kopfhaut entlang und endete bei seiner rechten Augenbraue. Zum Glück waren seine tiefblauen Augen verschont geblieben. In ihnen sah Sienna weitaus mehr als den harten Krieger, den er nach außen präsentierte.

Wahrscheinlich waren sie deshalb Gefährten. Es war jedoch nicht gerne gesehen, wenn sich Gefährten in der Öffentlichkeit zu verliebt zeigten. Das zeugte davon, dass sie abgelenkt waren und sich nicht mehr ihrer Aufgabe widmeten. Sobald sein Training und ihre Schicht jedoch vorbei waren, verbrachten sie die Zeit zusammen.

Ob in ihrem Zelt, oder in der freien Natur. Sie ergänzten sich perfekt. Wenn sie wieder einmal zu gestresst war, war er ihr Ruhepol. Und wenn ihn ihm die Gedanken tobten und Sorgen ihn plagten, war sie für ihn da. Sie liebte ihn innig und sie wusste, dass es ihm genau so mit ihr ging.

Kurz berührten sie sich an den Händen und schenkten sich einen tiefen Blick, dann betrat sie das Zelt und er ging seines Weges. Im Zelt stand Zafrina ihr erwartungsvoll gegenüber und Amun lag mit erhobenem Kopf an ihrer Seite. Er hatte eine einschüchternde Ausstrahlung und ging Zafrina selbst liegend bis zur Hüfte.

Sienna verbeugte sich angemessen vor den beiden, bis sie sie einstimmig aufforderten sich zu erheben. „Danke, dass ihr mich empfangt. Ich muss euch von einem Vorfall berichten, der mich äußerst beunruhigt", fing sie an und sah Zafrina ernst an. Diese nickte ihr zu, zum Zeichen, dass sie fortfahren sollte.

„Wie du mitbekommen hast, wurde Cameron gelähmt zu uns gebracht. Ich konnte ihn wieder heilen, doch als ich die Medizin untersucht habe, die ihm verabreicht wurde, bin ich auf eine Unstimmigkeit gestoßen. Statt Baldrianessenz befand sich in einer Phiole Nachtschattensaft. Doch es handelt sich keinesfalls um einen Fehler der Heilerin. Ich habe die Phiole überprüft und bin auf Spuren von böser, alter Magie gestoßen", gab sie, an Zafrina gewandt, alles weiter, was sie wusste.

The eyes of the shadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt