Prolog

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Ich schlage die Augen auf. Zuerst ein wenig verwirrt stelle ich fest, dass ich im Sitzen geschlafen habe. Mein Kopf liegt auf etwas Hartem. Erst als meine Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnt haben erkenne ich, dass ich mich in meinem Badezimmer befinde. Die Fliesen auf denen ich hocke sind kalt und das Harte, an das ich meinen Kopf gelehnt habe, ist die Toilette.

Jetzt kommt auch schnell meine Erinnerung wieder. Gestern habe ich mich übergeben nachdem ich so blöd gewesen bin, zu Abend zu essen. Warum habe ich das eigentlich getan? Habe ich ernsthaft gedacht, meinen Vater würde dies auch nur im Geringsten interessieren? Als ob er sich darum kümmert, dass ich zu Abend esse. Ich bin doch bloß dazu gut, ihn in einem guten Licht dastehen zu lassen und als seine Schachfigur zu handeln. Langsam stehe ich auf. Ich merke sofort den Kopfschmerz, der durch meine Schläfen pocht und schmecke den bitteren Geschmack von Erbrochenem in meinem Mund. Schnell wanke ich zum Waschbecken und trinke ein paar Schlucke, bevor ich mein Gesicht im Spiegel betrachte.

Hellhäutig bin ich von Natur aus. Die meisten, die mir das erste Mal begegnen, vermuten, ich habe noch nie die Sonne gesehen. Aber das stimmt nicht. Es liegt an ihm. Was ich an mir wirklich mag, ist mein Haar. Ich bin ein Metamorphmagus, das bedeutet, ich kann meine Haarfarbe verändern wie es mir beliebt. Auch meine Gesichtszüge, meine Nase, meinen Mund oder meine Augen kann ich individuell gestalten. Meine Augen sind meist grau. Grau wie Gewitterwolken, kurz bevor der Sturm losgeht. Meine Haare halte ich so gut wie immer schwarz. Tiefschwarz.

Mein Gesicht kommt mir heute runder vor als je zuvor. Angewidert greife ich nach meinen Wangen und ziehe an dem Fleisch. Selbst im Gesicht bin ich fett. Ist das denn zu fassen? Obwohl ich es gestern noch schmaler habe werden lassen. Ich konzentriere mich und schließe kurz die Augen. Als ich wieder in den Spiegel blicke, ist es tatsächlich etwas schmaler geworden. Ich bin noch nicht so gut darin, meine Körperform anzupassen. Ansonsten hätte ich das ganze Fett selbstverständlich sofort eliminiert. Aber das wäre auch ein wenig wie schummeln gewesen, finde ich. Ich schaffe es zwar meist, meine Taille etwas schmaler werden zu lassen oder meine Schlüsselbeine sichtbarer zu machen, aber viel mehr gelingt mir da noch nicht. Und mehr will ich auch nicht. Ich will es aus eigener Kraft schaffen. Ich will selber dünn werden, nicht aufgrund meiner seltenen Fähigkeiten. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich mein Ziel erreichen kann, wenn ich mich auf diese Art und Weise dünner hexe. Und ich habe noch nicht genug darüber gelesen, um zu wissen, wie lange dies andauern würde. Also halte ich mich an die Veränderung meines Gesichts.

Als ich nun in den Spiegel schaue bin ich tatsächlich einigermaßen zufrieden. Meine Wannenknochen stechen deutlich hervor, aber nicht zu sehr. Ich will nicht aussehen, wie ein Totenschädel, ich will bloß ein schmales Gesicht haben.

Aber was ist mir meinen Schultern? Die könnte ich doch schaffen, oder? Ich konzentriere mich abermals und schließe die Augen. Meine Knochen ein wenig deutlicher werden zu lassen werde ich doch wohl schaffen, oder nicht?

Offensichtlich nicht. Immer noch ist dort zu wenig Knochen zu sehen.

Resigniert wende ich meinen Blick vom Spiegel ab. Mir fällt auf, dass ich noch meinen Pullover und den Rock von gestern trage. Wir hatten keinen Besuch und ich habe den ganzen Tag in meinem Zimmer verbracht. Nur zum Abendessen hat er mich gerufen. Wieso auch immer. Die restlichen Ferien hat ihn das doch auch nicht interessiert. Vielleicht, weil es der letzte Abend war, an dem ich zu Hause bin. Danach geht es wieder nach Hogwarts.

Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht. Einerseits liebe ich Hogwarts. Wenn ich dort bin, denke ich zumindest, ich würde dazugehören. Wobei ich das natürlich nicht tue. Niemand der anderen Schüler ist wie ich. Niemand.

Manchmal fühle ich mich so komplett allein auf der Welt, dass es wehtut. Überall. Und das ist so schwer zu erklären, dass ihr es euch vielleicht besser vorstellen könnt, wenn ich es nicht tue.

Ich erzittere kurz als der Lufthauch durch das offene Fenster ins Zimmer dringt und die Gardinen im Wind flattern. Eine Gänsehaut breitet sich von meinem Rücken aus über meinen gesamten Körper aus und ich kann förmlich spüren, wie sich sämtliche Härchen an meinem Körper einzeln aufstellen. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Ich ziehe den Bauch ein und zähle meine Rippen. Wenn ich es richtig sehe - oder vielmehr fühle - spürt man die unterste ertastbare Rippe ein kleines Stückchen mehr als das letzte Mal...oder bilde ich mir das bloß ein?

Was ich mir allerdings definitiv nicht einbilde, ist, dass mein Koffer noch immer nicht fertig gepackt ist. Seufzend stehe ich wieder auf und werfe die restlichen Sachen lieblos hinein - sie machen mich sowieso alle noch dicker als ich eigentlich bin. Am liebsten würde ich gar nichts mehr anziehen und gar nicht mehr das Bett verlassen müssen. Nicht mehr essen, nicht mehr trinken, bis ich irgendwann einfach einschlafe und nicht mehr aufwache.

Aber ich gehe nicht davon aus, dass er es so weit kommen lassen würde. Oder doch? Ich meine...immerhin braucht er mich für Hogwarts. Für die Schüler, die ich aushorchen soll. Für Harry Potter, mit dem ich mich anfreunden soll. Dies ist mir allerdings auch nach dem fünften Jahr in Hogwarts nicht gelungen. Ich schiebe die Schuld immer darauf, dass ich in Slytherin bin und er in Gryffindor. Allerdings liegt es in Wirklichkeit viel eher daran, dass ich einfach nicht besonders gut darin bin, Freunde zu finden. Geschweige denn diese auch zu halten. Ich habe wirklich Glück, dass ich die Freunde habe, die ich nun habe. Sie kennen meine Verhaltensweisen anderen Menschen gegenüber relativ gut und wissen, dass sie nicht immer alles ernst nehmen dürfen, was ich so von mir gebe.

Ich muss nämlich sagen, dass ich mich selbst nicht gerade für einen freundlichen Menschen halte und wenn ich das schon nicht tue, wie sollten es dann andere tun? Insbesondere ein Gryffindor, welche uns Slytherins generell nicht besonders mögen.

Seufzend sinke ich neben meinem Koffer zu Boden. Mit einem Blick auf meine Armbanduhr stelle ich fest, dass es erst vier Uhr morgens sind. Immerhin habe ich drei Stunden Schlaf bekommen. Das kann ich auch nicht immer von mir behaupten.

Ich schlinge meine Arme um meine Knie und lege den Kopf darauf ab, den Blick nach draußen auf die Ländereien und den Sternhimmel darüber gerichtet. Viele Hektar Fläche gehört meiner Familie. Schottland, Orkney Isles. Die Insel gehört offiziell der Britischen Krone, aber seit zwei Jahren ist sie mein Zuhause. Wir sind die einzigen Menschen, die hier leben. Und das muss sich von mir aus auch nicht ändern. Ich mag diese Menschenmassen in den Städten überhaupt nicht. Am liebsten wäre es mir, wenn es gar keine Menschen mehr gäbe.

Eine Weile beobachte ich den Himmel und versuche, die Sterne zu zählen, woran ich natürlich scheitere. Dann beschränke ich mich darauf, Sternbilder zu suchen und setze mich dazu auf die breite Fensterbank. Sie muss breit sein, ich denke nicht, dass ich sonst Platz darauf hätte.

Den Kopf an die kühle Scheibe gelehnt, beginne ich, die mir bekannten Sternbilder und -konstellationen zu suchen, welche ich größtenteils im Astronomieunterricht gelernt habe. Dabei summe ich eine Melodie, die mir seit Tagen nicht aus dem Kopf geht. Irgendwann fallen mir die Augen zu.

~

Hallo :)

Ich habe mich jetzt dazu entschlossen, diese Story hochzuladen. Ich hoffe, sie gefällt euch ein bisschen.

Beigefügt ist ein Bild von meiner Hauptfigur.

Lasst es mich wissen. Ob positive oder negative Kritik, ich bin für alles offen!

Liebe Grüße,

Alaska

Alaska

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Slytherin SkeletonWhere stories live. Discover now