Slytherin Skeleton

Friends and Fears

Ich gehe mit großen Schritten in Richtung des Zuges, der vor mir am Bahnsteig steht. Den Koffer schleife ich hinter mir her, mit Mühe, wie ich zugeben muss. Wann habe ich das letzte Mal etwas gegessen, ohne anschließend zu erbrechen? Ich weiß es gar nicht mehr. Vielleicht letzte Woche? Davor die Woche?

Gerade als ich darüber nachdenke, wird mir kurz schwindelig und ich greife geistesgegenwärtig nach dem ersten, was mir in die Finger kommt. Selbstverständlich ist es ein Körper. Und - wer hätte das gedacht? - es ist jemand, den ich kenne.

«Ähm, entschuldige mal...», sagt eine Stimme vor mir. Ich kann nicht erkennen, wer es ist, aber die Stimme erkenne ich sehr wohl. Draco Malfoy. Der Malfoy-Junge, der diesen Sommer sein Mal bekommen hat. Ich war dabei. Er hat fürchterlich geschrien.

«Oh, ähm, Alaska, entschuldige bitte. Ich...es war nicht meine Absicht. Ich bitte um Verzeihung», sagt er schnell. Offensichtlich hat er mich erkannt. Hastig geht er auf Abstand und deutet eine Verbeugung an, die ich unbeeindruckt zur Kenntnis nehme.

«Kein Problem», erwidere ich kalt und drehe mich um.

«Hey», ruft er mir hinterher und ich bleibe stehen. «Hattest du einen schönen Sommer?»

Ich fahre herum und funkele ihn an. Mein Blick sagt ihm wohl alles, was ich ausgesprochen hätte, wenn ich denn etwas gesagt hätte und schnell sieht er zu Boden und sieht verlegen aus.

«Verzeihung.» Jetzt bin ich es, die unüberlegt gehandelt hat. Höflichkeit. Wichtig. Extrem wichtig. Ich darf meinen Stand nicht ausnutzen. «Meine Ferien waren sehr erholsam. Hattest du auch gute Ferien?»

Ein Lächeln schleicht sich in sein Gesicht. «Mehr oder weniger», gibt er zu.

Ich werfe ihm ebenfalls ein Lächeln zu und nicke wissend, dann drehe ich mich um und ziehe meinen Koffer zum Zug. Ich steige ein und versuche vergeblich, meinen Koffer hinter mir her zu schleifen.

Selbstverständlich kommt Malfoy mir sofort hinterher. «Brauchst du Hilfe?», bietet er mir an und bückt sich, um meinen Koffer anzuheben. Ich werfe ihm einen schiefen Blick zu, als er meinen Koffer in den Zug trägt und mich dann triumphierend ansieht.

Schnell werfe ich einen Blick in meine Umgebung, versichere mich, dass niemand zusehen oder -hören kann, dann gehe ich einen Schritt vor, ziehe Malfoy am Kragen seines Shirts nach vorn und drücke ihn dann gegen die Zugwand.

«Hör mir mal gut zu, du elender, schleimiger Möchtegern-Todesser», zische ich und merke, dass mein Haar, sowie meine Augen sich ganz von selbst feuerrot färben. «Es ist nicht nötig, bei mir einen guten Eindruck zu hinterlassen oder dich auf irgendeine Weise beliebt zu machen, nur weil du nun über mich Bescheid weißt! Also verhalte dich entweder normal freundlich mir gegenüber oder halte dich fern! Ich kann niemanden gebrauchen, der mir wie ein Hündchen hinterherläuft, weil ja mein Schnürsenkel offen sein könnte! Also versuche gefälligst, dich normal zu benehmen, wenn du nicht auffliegen willst, klar?! Denn ich will das nicht und das sollte in denen Interesse liegen. Haben wir uns verstanden?»

Er nickt langsam und schiebt mich vorsichtig weg, während meine Haar- und Augenfarbe wieder normal wird. Ja, vorsichtig. Er besieht sich meine fetten Oberarme als hätte er Angst, er könne sie durchbrechen. «Sorry. Ich...du musst verstehen, dass das kompliziert für mich ist. Ich habe bis vor ein paar Wochen nichts darüber gewusst, was du...bist und was du kannst und seitdem ich von der Aufgabe weiß und dass du mich unterstützen wirst, da versuche ich bloß...», beginnt er, doch ich unterbreche ihn: «Einen Moment mal. Unterstützen?!»

«Ich...ja, dass sagte er. Wusstest du das etwa nicht?» Er sieht überrascht aus.

«Doch, selbstverständlich», lüge ich und versuche, nicht allzu ertappt auszusehen. «Natürlich wusste ich das. Es ist okay. Wenn du Informationen brauchst, Hilfe, irgendetwas, zögere nicht, mich anzusprechen. Aber wag es nicht, mir nachzulaufen!» Bei dem letzten Satz wechseln meine Augen erneut die Farbe zu rot.