Kapitel 11

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Meine Freunde der Sonne, ich werde mich bemühen, so schnell wie möglich wieder zu updaten :) DANKE AN EUCH ALLE FÜR ALLES!! <3 IHR SEID DIE BESTEN!! xxxx

2 Wochen später:

„Mama, darf ich fahren?“, rief ich über meine Schulter und wollte bereits nach ihren Autoschlüsseln greifen, als sie empört verneinte.
„Das ist quasi deine letzte Fahrt zur Schule, du bekommst dein Zeugnis. Wenigstens dahin möchte ich dich ein letztes Mal fahren, bevor du auch dafür zu groß bist!“, erklärte sie.
Kurz und knapp: Sie wurde komplett und vollkommen sentimental und das nur, weil ich heute mein Abiturzeugnis bekam und die Abschlussrede hielt.
„Mama, ich bin doch nicht tot danach!“, lachte ich. Sie nickte, lief an mir vorbei und wuschelte mir durch die Haare.
„Aber weg bist du trotzdem!“, antwortete sie mit einem kleinen Lächeln.
Zumindest das stimmte.
Ich würde in London studieren, so viel stand fest. Die Universität hatte mich bereits angenommen und bis vor kurzem hatte ich noch geplant, bei Harry einzuziehen, doch daraus wurde ja nun nichts.
Harry und ich hatten seit ein paar Wochen kein einziges Wort gewechselt, versuchten jedoch in gewisser Weise, uns trotzdem wie Erwachsene zu benehmen, wenn wir einander sahen. Das bedeutete, kleine angedeutete Lächeln und fragende Blicke von Harrys Seite, die vermutlich fragen sollten, ob ich mich bereits entschieden hatte.
Die Antwort war nein.
Und um ehrlich zu sein bezweifelte ich, dass er noch lange warten würde. Wir hatten dieses Warten von beiden Seiten schon einmal erlebt. Auf ein zweites Mal legten wir zwar beide keinen großen Wert, dennoch ging es irgendwie nicht ohne.
Unsere Beziehung war kompliziert. Irgendwie.
Zayn hatte mir angeboten, ich könnte vorübergehend bei ihm wohnen, solange, bis ich etwas Besseres gefunden hatte und ich hatte diesen Vorschlag quasi mit Kusshand entgegen genommen.
Also waren die Sachen, die ich bei Harry und Louis in der Wohnung hatte, zu Zayn gebracht worden und ich war nach Hause geflogen, um meinen letzten Tag in der Schule mit meinem Zeugnis und der obligatorischen Rede des Jahrgangsbesten beziehungsweise mir zu erleben.
Mein Vater würde sagen, wer viel arbeitet, erntet auch die Lorbeeren. So schien es zumindest in dem Fall auch zu funktionieren, denn während die meisten meines Jahrgangs am Wochenende feiern gingen, saß ich in meinem Zimmer und lernte. Das Ergebnis sah man jetzt.
„Können wir dann?“, rief meine Mutter aus dem Hausflur. Ich sah ein letztes Mal in den Spiegel, dann schob ich Isi und meinen Vater aus der Wohnung und schloss die Tür hinter mir ab.
„Hast du dich für deine Rede vorbereitet?“, fragte Isi mich, als wir beide hinten im Auto saßen und das Radio leise vor sich hin duselte.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich schätze, ich werde sagen, was mir durch den Kopf geht.“, antwortete ich.
Dass ich zum Sterben nervös war, erwähnte ich nicht.
Ich war nicht nervös, weil ich vor lauter Menschen reden musste, die ich nicht kannte.
Ich war nervös, weil Louis, Zayn, Liam, Niall und auch Harry ebenfalls da sein würden. Sie wollten es sich um keinen Preis entgehen lassen, zu sehen, wie ich mein Zeugnis bekam.
Mist.
Wir hielten auf dem Parkplatz der Schule und stiegen aus, um dem Strom von Eltern und Abschlussschülern zu folgen.
„Josy, hier!“, rief Chris quer durch die Aula, die schon fast voll war. Er hatte uns neben Luke und Flynn Plätze frei gehalten.
Wir setzten uns und mein Blich schweifte sofort durch die Aula. Ganz hinten in der Ecke entdeckte ich die fünf. Sie saßen brav nebeneinander und sahen gespannt nach vorne, wo meine Schulleiterin ihre Ansprache begann.
Langsam begann ich, extrem nervös zu werden.
Schneller als mir lieb war, wurde ich nach vorne gerufen und unter viel Applaus erhob ich mich und machte mich, auf meiner Lippe herumkauend, auf den Weg zur Bühne.
„Viel Glück!“, rief Luke mir hinterher.
Mit einem Lächeln trat ich hinter das Mikrofon und begann damit, einfach das zu sagen, was mir durch den Kopf ging.
„Ich weiß noch, dass ich mir in der vierten Klasse nichts sehnlicher gewünscht habe, als nicht mehr in die Schule gehen zu müssen. Ich wünschte es mir zum Geburtstag, zu Weihnachten und zu sämtlichen anderen Anlässen. Wenn ich jetzt noch einmal darüber nachdenke, wünschte ich fast, ich könnte noch ein paar Jahre hier bleiben, denn hier, in der Schule, war man sicher. Man musste nicht arbeiten und sich um alles Mögliche Sorgen machen. Wenn ich ehrlich bin, würde ich gerne zurück in die vierte Klasse. Ich wäre gerne noch einmal klein und zart und ohne jegliche Ahnung von all den gruseligen und Angst machenden Erfahrungen, die auf mich zukommen. In der vierten Klasse hatte man keinen Lerndruck, man musste nicht um jeden Preis gut sein, man musste nicht im Haushalt mithelfen, und Jungs waren noch eklig.“
Aus der hinteren Ecke der Aula hörte ich ein Lachen. Ich sah auf und bemerkte, dass es von Louis kam.
„Die Welt wird immer komplizierter, wenn Jungs ins Spiel kommen. Man muss mit all den Problemen fertig werden, die da auf einen zukommen und ich weiß immer noch nicht so genau, ob mir das recht ist, oder ob ich wieder zu meinem Normalzustand ohne Jungs zurück will. Man muss Entscheidungen treffen und all das. Jungs sind komplizierter als die komplexesten Chemieformeln.“, sagte ich. Ein paar weitere Lacher kamen von ein paar Leuten.
„Aber ich kann mich auch noch erinnern, wie ich und meine beste Freundin wie in einem Musikvideo über den Schulhof gelaufen sind, fast als würde uns die Welt gehören. Manchmal wenn ich meine Kopfhörer aufsetze und die Augen schließe, komme ich mir auch jetzt noch so vor. Es gab prägende Momente, Momente, in denen man aufgeben wollte, Momente, in denen alles zu viel wurde, Momente, in denen man der glücklichste Mensch der Welt war und dann waren da noch die Aha-Momente…“ Ich sah meinen Chemielehrer an, der mir ein breites Grinsen schenkte. Meine Aha-Momente hatte ich hauptsächlich in Chemie gehabt. Die Momente, in denen man plötzlich und vollkommen unerwartet verstanden hatte, worum es ging.
„Die Schule ist schwer und gottverdammt anstrengend. Aber trotzdem, wenn man zurücksieht, war es meistens eine ziemlich tolle Zeit.“, schloss ich ab.
Meine Rede war nicht die Beste gewesen, das war mir klar, aber ich hatte das gesagt, was mir durch den Kopf gegangen war und das war nicht gerade meine Stärke.
Vielleicht veränderte diese Jungssache mich doch zum Positiven.
Ich lief unter Beifall wieder zurück zu meinem Platz und wurde von meiner Schwester gedrückt.
„Gut, dass ich noch ein paar Jahre in die Schule gehe.“, grinste sie. Ich lachte.
Meine Mutter warf ihr einen warnenden Blick zu.
„Wenn du eine Ehrenrunde drehst, lache ich darüber nicht mehr!“, sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Isi winkte ab.
„Das wird schon.“, antwortete sie zuversichtlich.
Auf der großen Leinwand, die vorne stand, wurden Fotos von unserem Jahrgang eingespielt.
Im Hintergrund lief ‚Book of Love’ von Peter Gabriel.
Schweigend sahen wir uns die Fotos an. Es war fast, als würde die gesamte Aula gebannt nach vorne schauen. Durch das Lied entstand diese sentimentale Stimmung, der ich eigentlich versucht hatte zu entgehen, und eine gewisse Traurigkeit überkam mich.
Jetzt war die Schule also tatsächlich vorbei.
Alles, was mir noch blieb, war der Abschlussball, dann wurde ich ins kalte Wasser des Unilebens geworfen.
Und ich wusste nicht einmal, ob ich wirklich auf den Abschlussball gehen wollte. Den Erzählungen der älteren Schüler konnte man entnehmen, dass es ein reines Trinkfest war.
Für meinen nicht vorhandenen Widerstand, wenn ich erst einmal mit Trinken angefangen hatte, war das sicher nicht sonderlich gut.
Als alle Zeugnisse verteilt waren und die Gemeinschaft sich langsam auflöste, sah ich meine Mutter und Isi mit Harry und Louis reden. Überrascht blieb ich stehen, als ich sah, dass meine Mutter lachte. Anscheinend freundete sie sich so langsam mit dem Gedanken an, dass diese Jungs mittlerweile einen beständigen Platz in meinem Leben hatten.
Als Harry plötzlich nach oben sah und sein Blick suchend über die Menge glitt, bis er meinen Blick fand und einfing, wurde mir schlecht. Diese Entscheidung lastete doch sehr auf meinen Schultern.
Wie sollte man sich zwischen so etwas entscheiden? Zwischen dem, was man immer wollte und dem, das man bereits hatte.
Die Antwort lag auf der Hand. Natürlich entschied man sich für das, was man immer wollte. Natürlich. Aber was, wenn das, was man bereits hatte, einem genauso viel bedeutete?
Josy, du bist ein Idiot. Keiner der beiden hat dich verdient, dachte ich und senkte meinen Blick, um nicht noch einen Gefühlsausbruch zu kriegen.
Ich machte mich schnell auf den Weg zur Toilette, stieß die Tür auf und stand ein paar Augenblicke vor dem Spiegel ohne wirklich wahrzunehmen, dass ich mich anstarrte.
Die Tür ging ein weiteres Mal auf und meine Mutter stellte sich neben mich.
Seufzend traf sich ihr Blick mit meinem im Spiegel.
„Ist ja nicht auszuhalten, wie Harry dich die ganze Zeit ansieht.“, murmelte sie. Meine volle Aufmerksamkeit galt sofort ihr.
„Wie denn?“, fragte ich und kaute nervös auf meiner Lippe herum, eine Angewohnheit, die ich mir dringend wieder abgewöhnen sollte.
„So abgrundtief verletzt und gleichzeitig verknallt wie ein Dorftrottel.“, war ihre trockene Antwort.
Ich seufzte schwer.
Das war alles meine Schuld.
Mit hängenden Schultern ging ich wieder nach draußen und wurde von einem wahren Komitee empfangen. Harry, Louis, Niall, Zayn und Liam standen alle nebeneinander, dann meine Schwester, mein Vater und Chris, Flynn und Luke.
Ganz außen, fast als würde er nicht dazugehören, stand Jeremy.
Ich versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, das er in mir auslöste und machte mich stattdessen daran, alle zu umarmen und die Glückwünsche entgegen zu nehmen.
„Gut gemacht, Josy.“, sagte Harry und ließ mich schnell los.
Aha, da waren wir also mittlerweile angelangt. Er behandelte mich wie eine gute Freundin und nicht mehr.
„Danke.“, murmelte ich und umarmte den Rest.
Auch Jeremy, der mir ein strahlendes Lächeln schenkte und mir kurz erzählte, dass er für einen Job ein paar Tage hier war und sich dachte, er würde mal hineinschneien.
Gerade, als meine Mutter mir die Autoschlüssel entgegen geworfen hatte und ich mich freudig daran gemacht hatte, zum Auto zu laufen, in dem Wissen, dass ich fahren durfte, hielt mich eine Hand am Arm fest und zog mich zur Seite.
Harry.
„Hi.“, sagte er sanft.
Okay, doch keine freundschaftliche Schiene.
„Hi.“, antwortete ich mit einem Lächeln.
Seine nächste Frage ließ das Lächeln jedoch sofort wieder verblassen, so direkt war sie und so sehr wollte ich ihm eine andere Antwort geben.
„Hast du dich schon entschieden?“

Love The One You're With (Book 2)Where stories live. Discover now