Lügen haben kurze Beine (II)

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"Ich habe den Herrn geschmäht und verraten mit meinem unheiligen Schwur. Dies ist die Strafe für alles!", schluchzte er."Was meinst du, mein Sohn?", fragte der Pfarrer. "Ihr wart doch dabei, Hochwürden. Der Schwur im Wald. Ich lästerte Gott vor euer aller Augen und Ohren." "Wie das?", fragte der Geistliche, der den Schwur ja selbst erlebt hatte. "Erinnert ihr euch an den Zylinder den ich trug? Unter ihm versteckt hielt ich die Schöpfkelle meiner Frau – das war 'der Schöpfer, der über mir ist',", heulte er auf, "und das 'Gevenicher Landauf dem ich stehe' stammte aus meinem Garten und steckte in meinen Reitstiefeln...!" Der Bürgermeister starb noch am selben Tage. Da der Pfarrer ein geschwätziger Mann war und das Geständnis Kesslers nicht während der Beichte fiel, machte die List des Gevenicher Scheffen schnell die Runde. Obwohl einige Bürger aus Faid diesen nun anfechten wollten, blieb der Rechtsakt über den Wald bis in die heutige Zeitgültig.

Die Geschichte von dem unheiligen Schwur des Bürgermeisters wäre wohl vergessen worden, wenn ihn nicht einige Leute in den folgenden Jahren in eben diesem Waldstück gesehen haben wollten. Den Aussagen dieser Zeugen nach, versuche sein Geist dieses Stück Wald zu durchqueren, ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen. Er springe dann einfach jemandem auf den Rücken und lasse sich tragen. Daher auch dieser Spruch, mein Junge." Willi Schmitz trank erneut und lachte mich an. Ich bedankte mich bei ihm und ging bald darauf nach Hause. Die Kirmes war jetzt für mich beendet und das Waldstück zwischen Faid und Gevenich habe ich seitdem nie mehr betreten...
Geschichte von: http://www.praxis-jugendarbeit.de/spielesammlung/gruselgeschichte-luegen-haben-kurze-beine.html

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