Kapitel 64

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Es ist besser, ein einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen.


Einige Tage vergingen. Mittlerweile saß ich, wie die ganzen Stunden, auf dem Fensterbrett und starrte nach draußen. Hier waren nicht nur Tannen, wie bei Duncan, sondern auch Laubbäume; wobei langsam die Blätter herunterfielen. Das Wetter war in der letzten Zeit nicht ganz so prickelnd. Es regnete ständig und die Stimmung war fast genauso beschissen, wie ich mich fühlte. Zumindest was das Einsperren betraf.

Sonst ging es mir einigermaßen körperlich besser, aber die Kotzerei änderte sich leider kaum. Deswegen war ich auch der Annahme, dass mich Duncan doch geschwängert haben musste. Unvermittelt legte ich meine Hand auf meinen Unterbauch und streichelte sanft darüber. Ich durfte niemals zulassen, dass irgendwer aus Jonathans Rudel davon erfuhr und erst recht nicht er.

Ich zuckte zusammen, als sich plötzlich die Tür unverhofft öffnete und mein Vater im Raum stand. Auf der Stelle nahm ich meine Finger wieder weg. Zum Glück bemerkte er es nicht. Er trat auf mich zu und hielt schlagartig mein Handgelenk fest. »Warst du schon fruchtbar?« Die Frage riss sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Scheiße. Ich war gar nicht darauf vorbereitet, dass er nun so etwas wissen wollte, aber was sollte ich tun? Deshalb nickte ich einfach.

»Wann?«, fragte er mich. »Einen Tag bevor ihr mich geholt habt«, sprach ich nüchtern. »Hattest du in dieser Zeit was mit River?«, wollte er misstrauisch wissen und ich sah ihn emotionslos an. Ich konnte doch besser lügen, wie gedacht. »Nein. Wir waren in getrennten Räumen«, log ich gekonnt und er glaubte mir tatsächlich. Zum Glück, denn es musste so ehrlich wie nur möglich herüberkommen. »Wollte River nicht, oder was?«, feixte er prompt und am liebsten hätte ich gekotzt. »Er meinte, dass ein Kind in diesem Moment nicht passt, gerade... wegen dir.«

Seine Augen funkelten belustigt auf, als er seinen Blick nach draußen aus dem Fenster schweifen ließ. »Dann ist das wenigstens ein Problem weniger, denn ein Baby von ihm hätte in meinem Rudel nichts zu suchen. Das weißt du auch. Aber du lügst mich doch nicht an, oder?« und sofort schaute er mir wieder ernst ins Gesicht, doch ich blieb eisern. »Das werde ich nicht tun. Die Konsequenzen wären einfach zu groß« und er nickte. »Du lässt dich schneller beugen, als ich dachte. Das ist gut und es sind auch einige Pluspunkte für dich. Wenn weiter alles so glatt läuft, dann wirst du erst einmal nichts zu befürchten haben.« Trotz dessen zog er diese nur allzu bekannte Spritze aus der Hosentasche.

»Wie lange willst du das eigentlich noch machen?«, fragte ich nun vorsichtig. »Das kann doch nicht gut sein«, aber er setzte sie trotzdem an meiner Haut an. »Das wird dir nicht schaden. Immerhin brauche ich dich noch. Also musst du dir darüber keine Gedanken machen. Geht es dir wieder etwas besser?« Mir war bewusst, dass er extrem misstrauisch mir gegenüber war, aber ich musste ja irgendwie meine Kotzerei erklären. Deswegen sagte ich leise: »Nicht ganz. Das Fieber ist zwar gesunken, aber mir ist immer noch übel und mir tut alles weh.«

Daraufhin nickte Jonathan. »Gut. Wenigstens ein Anfang. Dann kannst du ja nun in das Zimmer von Shane.« Schlagartig wurde ich blass. »Wie jetzt?«, musste ich auf Anhieb wissen. Ich war komplett geschockt. Das konnte er mir doch nicht antun. Wollte er, dass man seine Tochter gegen ihren Willen berührte? »Na, so wie ich es sage. Du wirst bei meinem Beta schlafen. Immerhin habe ich ihm versprochen, dass er dich haben kann und ich halte immer mein Wort.« Das durfte nicht sein. Ich wollte nicht wieder so etwas Schlimmes erleben und prompt musste ich die Erinnerungen abschüttelt. Dennoch war es schwerer wie angenommen.

»Aber...«, begann ich schwer zu schlucken. »Kein Aber. Du warst lange genug hier in diesem Zimmer. So hat er besser ein Auge auf dich. Außerdem wird er dir sowieso irgendwann ein Kind schenken. Deswegen kannst du dich auch schon mal an ihn gewöhnen.« Zugleich traten mir doch Tränen in die Augen und erneut schossen die Bilder in meinem Kopf, wie dieser Mann über mich drüber rutschte. Nun bereute ich es, dass ich ihn nicht selbst in Duncans Keller umbrachte, bevor er entwischen konnte.

White Moon - Kiss of the WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt