neun. [eliza]

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e l i z a

  »If it doesn't burn a little then what's the point of playing with fire?« 

- Bridgett Devoue

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»Oh Eliza, dein Musikgeschmack ist wirklich...außergewöhnlich.« Sophie schaute skeptisch als sie meine Haare flechtete, während der Musikplayer Eminem abspielte. »Willst du wirklich nicht dir die beiden Sachen anhören, die ich dir mit gebracht habe? Damit du wenigstens ein wenig Ahnung über seine Musik bekommst?« Ich zuckte mit den Schultern. »Für was? Ich mag das was ich höre.« Sie verdrehte die Augen. »Du bist echt einzigartig. Vielleicht mögen Shawn und ich dich deshalb so sehr«, lachte sie. »Das ist nicht witzig«, grummelte ich, aber lächelte dann doch ein wenig. Obwohl ich es nie zugegeben würde, war ich froh das Sophie hier war. Ohne sie hätte ich mich wohl eher gedrückt und es darauf angelegt, das er es der Öffentlichkeit erzählte. Außerdem besaß sie ein Händchen für das richtige Make-Up und in Haare machen schien sie wohl auch ein Ass zu sein. Es herschte kurz Stille, bevor sie von mir abließ und in ihre Hände klatschte. »Fertig. Du solltest dir wirklich öfters deine Kontaktlinsen anziehen. Aber jetzt schau erstmal in den Spiegel!« Ich stand von meinen Schreibtisch auf, der davor kurzerhand zur Kosmetikablage umfunktioniert wurde und Sophie reichte mir einen Handspiegel. Meine Lippen formten ein stummes Wow. Meine Haare hatte sie am Ansatz runderherum geflochten, so dass sie am Nacken zu einem kleinen Zopf wurden. Dabei dachte ich bisher eigentlich immer, so etwas wäre mit kurzen Haaren unmöglich. Bei meinen Make-Up konnte ich gar nicht wirklich beschreiben was sie genau sie gemacht hatte, da ich die Hälfte der Utensilien gar nicht kannte. Ich war froh wenn ich es morgens hinbekam dass meine Wimperntusche nicht komplett verschmierte. Jedenfalls wirkte ich trotz meinen eigentlich blassen Hautton mit den rosigen Wangen viel gesünder. Auch meine Lippen glänzenden mit den  Lippenstift den sie mitgebracht hatte, viel mehr. Was eigentlich kein Wunder war, wenn man bedachte das ich sonst allerhöchstens Labello drauf hatte. »Bist du sowas wie meine Gute Fee?«, fragte ich lachend. Sie machte eine Vorbeugung. »Ich stehe immer zu ihren Diensten. Aber meinst du da fehlt nicht noch das richtige Ballkleid, damit dein Prinz dich bemerkt?« Ich rümpfte die Nase. »Jetzt habe ich fast vergessen, das ich den Typen gar nicht leiden kann. Und meine ganze Existenz auf den Spiel steht.« Sophie schnaubte und schaute mich vorwurfsvoll an. »Jetzt übertreibst du es aber. Schau lieber ob dein Schrank dir irgendwas hergibt.« Ich überlegte noch etwas einzuwerfen, entschloss mich aber schließlich dazu ihrer Bitte nachzugehen. Aber kaum hatte ich mich meinen Kleiderschrank zugedreht und nur gefühlte Sekunden darin rumgekrammt, stoppte plötzlich die Musik. Ehe ich überhaupt irgendwie reagieren konnte, hatte Sophie die CDs bereits ausgetauscht. Kurz hörte man die Stimme eines Radiosprechers der irgendwas vom Schneesturm des Jahrhunderts murmelte, bis plötzlich die mir unbekannte Musik startete. »Hat es einen Sinn sich weiter zu wehren?« Sie lachte. »Bei mir stößt du mit deiner Sturheit auf Granit. Ich kann nämlich genauso sein.«

Und damit hatte es definitiv recht. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich am Ende wohl nur Jeans und Turnschuhe mit einen Kapuzenpullover angehabt. So fiel schließlich die Entscheidung auf ein dunkelrotes langärmiges Kleid, mit ein wenig Spitze,  wo ich das Gefühl hatte es müsste schon längst in meinen Schrank verstaubt sein. Dazu wurden eine dicke Strumpfhose und mein dunkler Mantel kombiniert. Ich ließ mich auch von Sophie zu hochhakigen Schuhe überreden, die zuletzt gezwungermaßen zu der Hochzeit meines Onkels vor zwei Jahren angezogen hatte. Als ich schließlich fertig war, hatte ich bereits widerwillig das ganze Album „Handwritten" mit halben Ohr gehört. Der Wecker auf meinen Nachtschrank zeigte 19:45 an.

Als ich mich immernoch begeistert vorm Spiegel begutachtete, stellte Sophie plötzlich eine ganz andere Frage. »Was sagt eigentlich deine Mum zu deinem Date?« Ich schluckte. »Sie und Dan sind kurz bevor du gekommen bist, Essen gegangen und kommen auch nicht ganz so schnell nach Hause.  Außerdem habe ich gesagt das ich mit ein paar neuen Freunden ausgehe, was ihr nicht wirklich etwas ausgemacht hat. Ich meine erstens bin fast 18, außerdem war sie glaube ich einfach froh das ich so schnell Anschluss gefunden habe. Ich hätte ihr ja schlecht sagen können, das ich mit einem Popstar auf eine Verabredung gehe. Und das ohne es wirklich zu wollen. Es wäre ein wenig viel Erklärungsbedarf gewesen, nicht?« Sophie wirkte plötzlich nachdenklich. »Sachen auf Lügen aufzubauen ist nie gut. Weißt du, ich spreche da aus Erfahrung.« Es gab einen kurzen Moment der peinlichen Stille. Und dann traute ich mich eine Frage zu stellen, dir mir schon lange unter den Nägeln brannte. »Sag mal Sophie, warum hast du mich gleich in deinen Freundeskreis...«, fing ich an,  wurde aber dann von ihr unterbrochen. »Oh mein Gott, ich glaube da ist er schon. Geh schon. Und gib ihm wenigstens eine Chance.« Da war wieder die Sophie, die ich kennengelernt hatte. »Ist es zu spät zum kneifen?« Sie schnaubte und schob mich förmlich aus meinen Zimmer heraus in den Flur. »Und vergiss nicht mich zu erwähnen.« Ehe ich mich versah stand ich perplex vor der Wohnungstür. Und zum wiederholten Male bekam ich Zweifel.  Egal ob gut aussehender Popstar oder nicht. War ich eigentlich komplett bescheuert?  Trotzdem bewegten sich meine Beine fast schon mechanisch, die Treppe herunter. Die ganze Zeit versuchte ich mir einzureden das es nur ein Abend war und ich den Typen danach nie wieder sehen musste. So war ich mir nicht sicher als ich die Eingangstür draußen hinter mir schloss, ob meine Beine vor Angst schlotterten oder wegen den hohen Schuhe. Ich schaute mich um und es dauerte nicht lange, bis ich den Wagen endeckte. Zuerst war ich mir unsicher ob Sophie es sich doch nur eingebildet hatte und er es doch nicht war. Aber als er dann hupte und ich einen Schatten winken sah, näherte ich mich den Wagen mit eiligen Schritten. Dieser war nicht so protzig wie erwartet, aber ich konnte mir vorstellen das er trotzdem nicht billig war. Zögerlich machte ich die Beifahrertür auf. 

»Hallo, wunderschönes Mädchen. Lust auf eine Spritztour? Denn ich entführe gerne minderjährige Mädchen. Besonders wenn sie aus Neuseeland kommen und auf Fotografie stehen. Oder einen seltsamen Musikgeschmack haben. Ist so eine Art Tick, weißt du.« Fast hätte ich den idiotischen Klang seiner Stimme vergessen. Dennoch konnte ich für seinen Kommentar ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. »Dann kann ich ja nicht nein sagen. Denn weißt du, ich habe so einen Tick. Nämlich mit Popstars auf erpresste Dates gehen.« Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und schloss die Tür hinter mir. Er brummte so etwas wie Spielverderberin, grinste aber wie immer dämlich und fuhr das Auto aus der kleinen Seitenstraße. Erst als wir die ersten Häuser hinter uns gelassen hatten, fiel mir auf, dass Sophie immernoch in der Wohnung war.

New Zealand Girl [Shawn Mendes Fanfiction]Onde as histórias ganham vida. Descobre agora