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Ophelia pov.
"Phe... Ophelia..." Seine dumpfe Stimme drang an mein Ohr und im nächsten Augenblick riss ich keuchend meine Augen auf und fuhr hoch, sodass mein Kopf gegen den des schwarzhaarigen Shadowhunters vor mir stiess. Dieser wandte sich erleichtert mir zu, nachdem er sich für einen kurzen Moment die angeschlagene Stirn gehalten hatte. Mein ganzer Körper fühlte sich an, als ob jeder einzelne Knochen gebrochen wäre und jetzt versuchten, sich wieder zusammenzufügen, dennoch stand ich auf. "Du solltest dich nicht schon wieder bewege..." "Sprich nicht so, als ob es dich kümmern würde, Lightwood." Ich war stolz auf mich, denn meine Stimme klang so, als würde es mich nicht kümmern, als würde er mich nicht mehr kümmern. "Phe..." "Lass stecken, Lightwood, ich habe definitiv wichtigeres zu tun, als mich mit einem Sterblichen herumzuschlagen. Und du solltest vielleicht helfen, die Mundies in Sicherheit zu bringen, wir wollen ja nicht, dass sie verletzt werden." Leicht verzweifelt sah er mich an, doch ich ignorierte ihn und drehte mich um. "Phe..." "Noch ein Wort, Alexander und das hier endet so, wie du es definitiv nicht wollen würdest.", rief ich zurück und warf einen kurzen Blick über meine Schultern. "Was? Denkst du, ich würde dir nicht weh tun können? Weil wenn ja, dann irrst du dich. Du kennst mich nicht so gut, wie du denkst..." Er wollte mich jetzt nicht.., dann würde ich ihm das Gefühl geben, als hätte ich ihn nie gewollt. Und dazu brauchte ich nur noch ein Wort, als Todesstoss. "... Spielzeug." Sobald das Worte meine Lippen verlassen hatte, drehte ich mich wieder um, entgegen seiner Richtung und lief auf die Gestalt am Boden zu, von welcher ich wusste, dass es meine Schwester war.

Die Eisenstange durch ihren Bauch und dann in den Boden gerammt, nur das hatte sie wahrscheinlich daran gehindert, nicht schon aufzustehen und den Kampf fortzuführen. Ich hatte gedacht, es würde mir Genugtuung verschaffen, sie endlich am Boden zu sehen, doch das tat es nicht. Es war mir einfach nur egal. "Wie es aussieht, bist du wohl doch nicht stärker als ich." Mit einem Ruck zog ich die Eisenstange aus dem Boden und ihrem Körper, sodass sie nach Luft schnappte. Ab jetzt begann sie zu heilen, was sie tun würde, wenn sie erst geheilt war, wusste ich nicht. Vielleicht begann der Kampf von Neuem... vielleicht würde er nie stoppen, bis die ganze Stadt niedergebrannt war oder vielleicht gab sie auf, denn ich selbst war nicht scharf auf einen weiteren Kampf, denn ich war nicht mehr wütend auf sie, jedenfalls nicht mehr, als ich es immer war. Ich war es einfach leid. Alles.

Nach wenigen Minuten stand sie auf, noch etwas zittrig auf den Beinen, ich hatte sie wohl echt angeschlagen. Doch als sie mir ins Gesicht sah, tat sie dass, was ich nicht erwartet hatte. Sie lachte nicht oder war wütend, sie sah mich bloss ernst an. Auf ihrem grünen Kleid glitzerte die goldene Farbe ihres Blutes, doch die Wunde selbst war geheilt. "Was? Was?! Willst du weitermachen? Soll das auf ewig so weitergehen? Okay, ich bin bereit, zerstören wir alles!", keifte ich und warf die Hände in die Luft. "Ein kleines Schnippen von uns und all das hier geht dem Erdboden gleich, es liegt ganz bei dir, tun wir es oder nicht... mir ist diese Stadt sowieso egal." Meine Schwester musterte mich eingehend und lang, bevor sie sich räusperte. "Du verstehst es nicht." "Was?" "Du verstehst es nicht, kleine Schwester. All das hier, habe ich..." "Wir." Die flimmernde Gestalt Klothos tauchte neben Atropos auf. "All das hier haben wir nie getan, weil wir dich hassen oder nicht ausstehen können, wir haben es getan, weil wir dich lieben." Ich lachte auf, doch die beiden blieben ernst. "Ja genau.", lachte ich sarkastisch. "Was denkst du, wieso wir nicht wollen, dass du gegen die Regeln verstösst?!", rief Atropos wütend. "Wir sind Schicksalsgötter, wir dienen nichts weiterem, als dem Schicksal und du hast in den letzten Monaten nur dagegen verstossen. Ich wollte es nicht wahrhaben und nur deshalb haben wir versucht, dich von dem Weg abzubringen, den du begehen wolltest... denn wenn du ihn erst begehst, verlieren wir dich. Doch es ist zu spät." Verwirrt starrte ich sie an. "Was meint ihr damit?", flüsterte ich verwirrt. "Du benimmst dich nicht mehr so, wie du es solltest." "Und das bedeutet?", sprach ich wieder. Meine rothaarige Schwester kam auf mich zu und... nahm mich in die Arme. "Das bedeutet, dass wir dir deinen grössten Wunsch erfüllen. Wir können dir das geben, was du schon immer wolltest... den Tod." Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich brauchte einen Moment, bis ich begriff, was sie gesagt hatte. "Ihr... ihr könnt das?", flüsterte ich mit grossen Augen. "So, wie du handelst, dich benimmst, so hast du nicht das Recht, eine Schicksalsgöttin zu sein. All die Fehler, die du begangen hast... und genau deshalb wollten wir dich von den Fehlern abhalten, damit wir dich nicht verlieren." "Ihr meint... ich hätte nur schon früher einen Fehler machen müssen... und ich hätte nicht dieses elende Götterleben führen müssen?" "Das ist nicht so einfach, Schwester. Du wirst den Fehler zuerst noch gut machen müssen, bevor..." "Meinen Fehler...?" "Alexander natürlich." "Was meinst du damit?" "Du hast die Entscheidung... Du bügelst deinen Fehler aus, tötest somit Alexander und darfst dann dieses Leben, dass du so sehr hasst, loslassen. Sterben, wie ein Sterblicher..." Mein Blick fuhr nach hinten, zu ihm. Er hörte wahrscheinlich nicht, was wir besprachen, dafür redeten wir zu leise. "Und was, wenn ich es nicht tue?" "Du bleibst eine Schicksalsgöttin, wir beseitigen Alexander für dich... und all deine Fehler, die du noch begehen wirst." Ich biss mir auf die Lippen und hielt meine Trauer angestrengt zurück. "Alec stirbt so oder so...", sprach ich bitter. "Du entscheidest nur noch, ob wir oder du es tust und ob du mit seinem Tod danach dein ganzes, ewiges Leben klarkommen musst oder nicht."

"Schwört es mir." "Na schön. Schwester, ich schwöre dir, dass sobald du ihn tötest, du ebenfalls sterben kannst."

Ophelia (Alec Lightwood)Место, где живут истории. Откройте их для себя