7 - Halbmenschen

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Cress fuhr in die Höhe, war auf den Beinen und hatte ihre Waffen in der Hand, nur Wimpernschläge, bevor das Wesen sich auf sie stürzte. Die Dolche in ihren Händen wurden zur Seite geschleudert, während sich Metallfinger um ihren Hals schlossen.

Die Gesichtshälfte aus Metall landete im Gesicht der Diebin. Sie knallte gegen die Wand, benebelt und jetzt blutüberströmt.
Die zweite Metallhand packte die zweite Klinge und verdrehte ihr rechtes Handgelenk so brutal, dass Cress durch die Zähne schrie.
Sie schmeckte totes Haar in ihrem Mund, während wahnsinnige, gelbe Augen nur Millimeter von ihren eigenen entfernt glühten.
Ein metallener Hüftknochen schnitt Cress Haut auf, während sie versuchte ihre zwischen dem lebendigen und dem toten Körper eingeklemmte Hand zu befreien.

Sterne tanzten durch ihr Blickfeld, während sie nach Luft japste und Blut einatmete.
Cress kämpfte gegen den stählernen Griff des weiblichen Cyborgs, riss ein Knie nach oben und rammte es ihr in die Seite, sodass das Wesen knurrend ein paar Zentimeter nach rechts stolperte.
Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Lebendiges, junges blau und wahnsinnige, gelbsüchtige Augen voller roter Äderchen.
Der Cyborg war wohl einmal schön gewesen. Doch Schönheit rettete niemanden vor dem Wahnsinn.

Cress riss mit einem Schrei ihre linke Hand nach oben.
Der Cyborg begann zu zucken, als die schlanke Klinge durch den Unterkiefer des Halbroboters jagte und durch das bisschen menschliches Gewebe fuhr, das noch an dem Metallskelett klebte. Es hatte die Hände immer noch um den Hals der Diebin, als das Licht in den viel zu alten Augen erlosch. Cress ließ den Dolch los. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen, als sie mit der Kraft der Verzweiflung die metallenen Finger von ihrem Hals zerrte und das leblose Monster zu Boden stieß. Etwas wie Öl sickerte auf die Dielen.

Durch ihre gebleckten Zähne keuchend stemmte Cress einen Fuß gegen den Kopf des Wesens, zog die Waffe zurück und versetzte dem Halbroboter einen Kick in die Rippen.

„Danke auch", hustete sie. Auf dem Gang ertönten Schreie. Schüsse hallten in nicht allzu großer Entfernung wider. Hatte es nicht geheißen, dass die Wachposten voll besetzt waren?

Vollgepumpt mit Adrenalin und in mörderisch schlechter Stimmung griff sie nach ihrer Jacke und marschierte durch die roten Splitter der Tür hinaus auf den Gang. Weitere Türen standen offen. Kaum bekleidete Frauen und schreiende Männer, die alle ihre Waffen nicht griffbereit hatten. Anfänger, dachte Cress bitter. Ein zweiter Cyborg stolperte über die fleckigen Dielen auf sie zu. Es handelte sich um ein besonders hässliches Exemplar mit aus dem Oberkörper hervorstechenden Metallrippen und Glühbirnen in den Augenhöhlen. Es riss eine rothaarige in Todesangst kreischende Frau an den Haaren zu sich zurück.

Cress pfiff durch die Zähne, damit das Wesen seine Aufmerksamkeit ihr zuwandte. Bestimmte Töne wirkten wie Drogen auf diese Wesen. Sie wurden komplett wahnsinnig davon. Die Rothaarige wurde von jemandem zur Seite gezogen. Ganze Haarsträhnen blieben an der Metallhand des Monsters hängen, das jetzt mit einem unmenschlichen Schrei auf Cress zu gerannt kam. Diese dachte gar nicht daran, die Flucht zu ergreifen, wie die anderen um sie her. Stattdessen sprang sie über zwei am Boden liegende Farblose, holte Schwung und schlang der Kreatur die Beine um den Hals. Sie warf es zu Boden und wich den verwesenden Händen aus, während sie seine Lichter ausknipste.

"Zu früh für sowas", grummelte sie und wischte sich das Blut von der Nase. Die Menschen um sie her starrte sie an, wie einen Geist, als sie wieder auf die Beine kam. Eine kleine, junge Frau, die den schmalen Körperbau eines zwölfjährigen Jungen hatte, war wohl nicht die Rettung, die man erwartet hatte. Sie mussten eins und eins zusammenzählen und wissen, wer da vor ihnen stand. Bloß weg hier.

"Macht die Türen zu, verdammt", giftete Cress in Richtung der Farblosen, während sie nach einem Puls bei den am Boden liegenden suchte. „Er lebt noch", sie nahm den Mann ins Visier, der die Rothaarige gerettet hatte, „nehmt ihn mit rein." Die blonde Frau auf den Dielen musste sie gar nicht untersuchen. Die Blutlache sprach für sich selbst.

SkythiefWhere stories live. Discover now