Kapitel 2

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Zappelig saß ich auf meinem Stuhl und klickte auf meinem Kullie rum, bis meine Sitznachberin mich böse anguckte.

Ich lächelte sie entschuldigend an, ehe mein Blick wieder zur Uhr huschte. Noch fünfzehn Minuten. Verdammt ich war wahrscheinlich aufgeregter, als ich es bei der Afführung sein würde.

Meine Augen spähten vorsichtig zu Damian herrüber. Im Biologieraum gab es drei Sitzreihen. In jeder Reihe saßen immer zwei Schüler zusammen an einem Tisch. Dann war eine Lücke für den Durchgang und es folgte der nächste Tisch. Also saß ich praktisch neben ihm. Nur, dass zwischen uns ein Durchgang war.

,,Gut, und zum Schluss bekommt ihr jetzt eure Tests von letzter Woche zurück."meine mein Biolehrer aufeinmal. Unzufrieden ließ er den Blick über die Klasse schweifen. ,,Ich muss zugeben, ich bin echt enttäuscht."

Er nahm den Stapel Blätter vom Tisch und fing an sie zu verteilen. Mein Test war fast ganz unten. ,, Eine der wenigen, bei der man sieht, dass sie lernt."sagte er und legte mir den Test vor die Nase. Meine Wangen wurden rosa. Ich hasste es, wenn Lehrer sowas sagten.

Verlegen blätterte ich durch die Seiten. Meine Punkte sahen gar nicht so schlecht aus. Erleichtert atmete ich aus, als ich bei der letzten Seite ankam und das gekritzelte 'gut' dort stehen sah. Eine zwei.

Leicht lächelnd sah ich wieder auf. Herr Müller kam grade aus der hinteren Reihe wieder nach vorne. Dort saß ein Junge der gequält den Kopf auf die Tischplatte sinken ließ. Wohl nicht so gut.

Herr Müller hatte nur noch einen Test in der Hand, mit dem er auf Damian zu ging. ,,Es wird Zeit, dass Sie sich anstrengen, Damian. Wenn es so weiter geht, fallen Sie durch."redete er eindringlich auf ihn ein.

Damian nahm den Test entgegen und blätterte durch die Seiten. Er wusste schon, dass es scheinbar echt schlecht war. Trotzdem hielt er, wie ich eben, bei jeder Seite und schaute sich die Punkte an.

Das tat ich immer, um abzuschätzen, worauf ich mich vorbereiten sollte. So schien das auch Damian zu sehen. Schließlich blätterte er die letzte Seite auf und stieß ein verzweifeltes Seufzen aus. ,,Mist!"formte er mit den Lippen.

Herr Müller nickte nur zustimmend. ,,Das ,Herr Sanchez, nennt man Papierverschwenung." kommentierte er trocken, während er sich wieder auf den Weg zur Tafel begab, um den wirklich miesen Klassendurchschnitt anzuschreiben.

Dann ertönte das Läuten der Schulglocke und alle sprangen auf, um ihre Sachen zusammen- zusammeln. Ich tat es ihnen gleich und als ich mich umdrehte, um Damian anzusprechen, war er schon weg.

Schnell rannte ich aus der Klasse, in der Hoffnung, er würde sich hier noch irgendwo rumtreiben. Wie schnell war er bitte?

,,Damian!"rief ich, als ich seinen dunklen Haarschobpf erblickte. Er wollte garde um die Ecke biegen. Doch er schien mich gehört zu haben, denn er drehte sich verwirrt in meine Richtung. Er war es wohl nicht gewohnt, dass ihn jemand ansprach.

Ich hastete auf ihn zu und blieb einen Meter vor ihm stehen. Er kniff seine braunen Augen zusammen und sah fragend auf mich herab. Er war nicht viel größer als ich. Vielleicht einen halben Kopf.

,,Hi."lächelte ich nervös, worauf hin er nur noch verwirrter aussah. Ok, komm zum Punkt. ,,Ich habe gehört, dass du vielleicht ein bisschen schauspielern kannst und meine Hauptrolle ist abgesprungen. Also würdest du vielleicht...?"

Während ich geredet hatte, hatte er seine Arme verkreuzt. Nun spannte sich der schwarze Stoff seines T-Shirts um seine Schultern und Oberarme.
,,Nein."war alles was er sagte, ehe er seinen Rucksack wieder schulterte und davon maschieren wolle.

Nein? Das war alles? Das konnte ich nicht einafch so auf mir sitzen lassen.

,,Warum denn nicht?"fragte ich, nachdem ich ihm hinterher gelaufen war. Ich war bemüht Schritt zu halten. ,,Warum sollte ich?" Er hielt es gar nicht für nötig mich anzusehen. Stattdessen lief es stur weiter und tat, als würde er mit einem Geist sprechen.

Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Deswegen blieb ich auch für einige Sekunden still. ,,Weil du mir damit einen riesen Gefallen tun würdest?"versuchte ich es.

Wer weiß, vielleicht ist er ja ein super mitfühlender Mensch und würde mir tatsächlich helfen, wenn er sah, wie verzweifelt ich war?

Falsch gedacht. Damian gab ein beinah belustigtes Schnauben von sich, ehe er überraschend um eine Ecke bog.

Verwirrt blieb ich stehen, holte dann aber wieder auf. ,,Gut, dann anders."meint ich, bevor ich ihn am Arm zum stehen brachte. ,,Du fällst in Bio durch, wenn du jetzt nicht bessere Noten schreibst."setzte ich an.

Eigentlich hatte ich keine Zeit dafür jemanden auch noch in der Schule zu helfen, aber ich hatte es echt nötig.

,,Hast du keine eigenen Probleme?"
unterbrach er mich und verkreutzte wieder die Arme. ,,Doch. Deshalb bin ich ja auch hier."

Auffordernd hob er eine Augenbrauen. ,,Ich helfe dir in Bio, wenn du meine Hauptrolle spielst. Deal?"schlug ich ihm vor.

,,Ich brauche keine Hilfe."meinte er schulterzuckend. ,,Du schaffst dein Abi nicht, wenn du so weiter machst."erinnerte ich ihn.

,,Vergiss es!"lehnte er weiter ab. Verdammt war er stur. ,,In welcher AG bist du?"fragte ich schnell, bevor er wieder abhauen konnte.
Damian biss verärgert die Zähne zusammen. ,,Naturwissenschaften."

Ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. ,,Ist das nicht Physik, Chemie und...Bio? Das heißt selbst in der AG wirst du eine schlechte Note haben. Aber wenn du dich darauf einlässt, kannst du die AG wechseln und du bist wenigstens das los."erklärte ich ihm.

Ich klang wie die Böse aus einem schlechten Tenniefilm. Doch wenigstens schien das Damian zum nachdenken zu bringen.

,,Vergiss es."zischte er nochmal mit Nachdruck, ehe er den Flur weiter runter lief.

Verzweifelt sah ich ihm hinterher. Das war doch ein fairer Deal oder nicht?

Was sollte ich denn jetzt machen?

Erster Eindruck von Damian?

Damn actingWhere stories live. Discover now