Teil 1

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 Es war noch keine 5 Minuten her, dass das hübsche Mädchen das Café betreten hatte. Sie hatte ihren schwarzen Regenschirm vor der Tür abgestellt. Mit selbstsicheren Schritten ging sie auf die Theke zu. Ihre schönen roten Haare wippten im Takt zu ihren Schritten. Ein paar vereinzelte Regentropfen fielen von ihrem Haar auf ihre zierlichen Schultern. Sie sah sich nicht in dem kleinen Raum um, sondern setzte sich auf einen Platz an der Theke. Sie wusste, dass ihr alle Augen gefolgt waren und lächelte unwillkürlich. Der Verkäufer, ein netter, älterer Herr, fragte sie, was er ihr denn bringen könne. Sie bestellte einen Eiskaffee. Jetzt hatte sie etwas Zeit, sich in dem kleinen Zimmer umzusehen. Es war ein schöner Raum: große Fenster mit Vorhängen zur Straße hin ließen viel Tageslicht herein. Sie waren gekippt, sodass man das rhythmische Prasseln des Regens auf den Straßen hören konnte. Die Wände waren in dezenten Pastellfarben gehalten, mit ein paar eingerahmten Fotos von Croissants und anderen Backwaren, die stilvoll angerichtet waren...
Über der hölzernen Tür hing eine kleine Glocke, die sofort verriet, wenn ein neuer Gast das Café betrat. Im Raum standen fünf kleine runde Tische mit jeweils vier Stühlen und an der Theke waren auch nochmal drei Stühle. Das Cafe war halbvoll und natürlich waren die Augen der meisten Schüler auf das hübsche Mädchen gerichtet. Ein besonders Mutiger stand schließlich auf, ließ seine beiden Klassenkameraden am Tisch in der linken Ecke des Zimmers zurück und ging auf das Mädchen zu. Er wurde leicht rot und sprach sie an: "Hallo. Mein Name ist Robin und wie heißt du?"
Doch ich bekam nicht mehr mit, wie das Mädchen hieß, denn meine beste Freundin Lyra stieß mir schmerzhaft in die Rippen. Ich starrte sie wütend an: "AUA! Was soll das?" Sie zeigte auf den Jungen, der vor dem hübschen Mädchen stand: "Das ist doch der Robin aus der Nachbarklasse oder??" Ich wurde rot und schaute unauffällig in seine Richtung. Enttäuscht stellte ich fest, dass sie Recht hatte. Er war es wirklich. Und noch nicht genug damit. Ich war seit fünf Jahren in ihn verknallt, hatte mich aber nie getraut, ihn anzusprechen.
"Willst du mal mit mir ausgehen?", hörte ich gerade seine Stimme von weitem. Sofort schnellte mein Kopf wieder herum, um die Reaktion der Fremden zu sehen. Sie lächelte und nickte höflich. "Setz dich doch", sagte sie und Robin kam der Aufforderung natürlich sofort nach.
"Ist ja klar.", seufzte ich traurig und sah an mir herunter. Meine Schultern waren breiter als ihre, überhaupt sah ich recht unweiblich aus. Meine Hände waren größer als ihre, so wie Bärentatzen. Mein widerwilliges dunkelbraunes Haar explodierte in alle Richtungen und meine Kleidung hing an mir herunter wie ein alter Sack. ich war auch nicht klein und süß sondern groß und schlaksig. "Der Prinz bekommt eben die Prinzessin..."
Erneut stieß Lyra mir in die Rippen: "PSSST, sowas will ich nicht nochmal hören. Du bist auch hübsch, mach dich nicht immer so runter! Sonst werde ich ernsthaft sauer!" Ich nickte brav. Besser ich regte sie nicht mehr auf. "Außerdem kannst du es Robin nicht verübeln, dass er die Gelegenheit nutzt, schliesslich bist du ja zu feige, ihm zu sagen dass du ihn liebst...", beschwerte sich Lyra. Ich nickte wieder. "Komm, lass uns gehen.", murmelte sie und ging zur Theke um unserer beider Eisschokolade zu zahlen. Dann zog sie mich aus dem Café. "Mann Lyra, jetzt wissen wir gar nicht wie es bei den beiden weitergeht!", schimpfte ich doch sie winkte nur ab: "Du hast gegenüber diesem Mädchen einen großen Vorteil, was Robin angeht: Du siehst ihn jeden Tag in der Schule und sie ihn wahrscheinlich nicht. Zumindest sieht sie nicht aus als würde sie auf unsere Schule gehen. Also mach dich morgen besonders hübsch." Sie schnappte sich meinen Regenschirm und rannte damit weg: "LOS!" Ich wusste nicht, was sie vorhatte, aber da es draußen immernoch schüttete, ging ich wieder zurück ins Café. Völlig durchnässt war ich trotzdem. "Tolle Idee Lyra...", dachte ich bei mir. Der Verkäufer nahm mich wahr und fragte bestürzt ob ich denn ein Handtuch oder einen Regenmantel bräuchte. Ich verneinte beides, doch er brachte mir zu meiner großen Überraschung einen heißen Tee: "Hier, Mädchen, wärm dich erstmal wieder auf sonst wirst du noch krank. Den Tee bekommst du ausnahmsweise mal umsonst, schließlich hat deine Freundin mir vorhin so ein gutes Trinkgeld gegeben. Aber sag das nicht weiter sonst muss ich jedem nassen Gast einen gratis Tee bringen..." Er zwinkerte mir zu und widmete sich dann wieder seiner Arbeit. Ich suchte nach einem freien Platz, doch an jedem Tisch saßen mindestens zwei Leute, also setzte ich mich seufzend an die Theke zu Robin und der Schönheit. Die beiden waren gerade mitten in einem Gespräch über Obstbäume. Ich hörte nur halbherzig hin, das interessierte mich nicht. "Und wo bist du auf der Schule, Amanda?", fragte Robin gerade und ich fühlte einen kleinen Stich in meinem Herzen. Selbst ihr Name war schön. Schöner als meiner. "Eigentlich in London, aber ich habe zurzeit Ferien." Robin sog anerkennend die Luft ein: "Wow, du hörst dich gar nicht an wie eine Engländerin^^" Sie lächelte immernoch. Ich könnte sie erwürgen. Dieses Lächeln,das sie schon seit 10 Minuten dauerhaft auf ihrem Gesicht hatte, wirkte kein bisschen unecht. "Wie schafft sie das nur?", dachte ich neidisch. Ich wollte einen Schluck aus meiner Tasse nehmen, doch da ich mit Gedanken und Augen nur bei Robin und Amanda war, griff ich daneben und tauchte meinen kleinen Finger tief in den heißen Tee.
"AU!", schrie ich, ziemlich laut und sprang auf. Der restliche Tee schwappte aus der Tasse und auf meine Hose. Ich fluchte, während ich meine Hose mit der verbrühten Hand von meinem Bein wegzuhalten versuchte.
In diesem Moment drehte er sich um. Ich blickte direkt in sein Gesicht, konnte jedoch wegen meinen Tränen kaum etwas erkennen. "Alles in Ordnung?", fragte er besorgt. Ich schüttelte den Kopf, der heiße Tee rann mir immernoch die Beine runter. Ich konnte vor Schreck, Schmerz und Erstaunen nicht mal was sagen. Es dauerte ein Weilchen, bis er mich erkannte: "Warte mal. Bist du nicht die aus der Nachbarklasse? Mist wie war nochmal dein Name?" Mit einem leisen Stöhnen brachte ich "Sally" raus. und er hielt mir seine Hand hin. Ich verstand zuerst nicht, was er von mir wollte, doch dann merkte ich, dass ich auf dem Boden saß. Ich hatte nicht mal mitbekommen, dass meine Beine mir nachgegeben hatten. Dankbar nahm ich seine Hand und er half mir hoch. Ich entschuldigte mich und schaffte es sogar, nicht rot zu werden. Er lächelte und gab mir seinen Mantel und seinen Regenschirm: "Hier. Geh nach Hause. Du kannst mir die Sachen ja morgen in der Schule wiedergeben." Ich nickte und bedankte mich, bevor ich seinen Mantel anzog und seinen Regenschirm aufspannte, um im strömenden Regen nach Hause zu rennen.  

Prince and PrincessWhere stories live. Discover now