Nyria - Kriegerin der Garde

Kapitel 37

Am nächsten Morgen wurde Nyria zusammen mit einigen anderen Pferden direkt auf den großen Platz geschickt. Dort fand das Kampftrainig statt. Mit der Roanstute waren sie insgesamt zu elft in ihrer Gruppe. Neben Elana und Alerias war zu Nyrias Unfreude auch der Palomino anwesend, der sie beim Ausdauertraining genervt hatte. Er stand mit einem Dunkelbraunen und einem Fuchs etwas abseits und betrachtete die anderen abwertend.

Nyria schnaubte. Ihr war dieser Hengst so furchtbar unsympathisch. Aber wahrscheinlich hatten Adlige das so an sich, wenn sie an Ilano dachte. Sie schüttelte den Kopf um die beiden aus ihren Gedanken zu verbannen.

Und sie musste auch keine große Mühe geben, denn in genau diesem Moment Schritt eine fuchsfarbene Stute mit hoch erhobenen Kopf auf sie zu. Ihr Blick bohrte sich unweigerlich in Nyrias Augen. Doch nur für dem Bruchteil einer Sekunde. Nyria beobachtete sie die Stute wie sie weiter ging und jeden der Auszubildenden für einen kurzen Moment musterte. Ihr Aussehen passte eher zu einem Burgfreulein als zu einer Kriegerin. Ihr Körper wirkte zierlich, ihre Beine waren lang und schlank. Und auch ihr rötliches Fell glänzte gepflegt. Ihre kurze cremefarbene Mähne war kurz geschnitten, nur ihr Pony hing in langen sauberen Stränen über ihre Stirn. Und so zog sich im Gegensatz zu all dem eine lange Narbe direkt über ihr Nasenbein, die der Zeuge einer schweren Verletzung gewesen sein musste.

Als die Fuchsstute auf ein aus Holz gebautes Platau sprang, spielten ihre trainierten Muskeln unter dem Fell.
"Mein Name ist Lady McKara. Und Lady heißt in diesem Zusammenhang nicht Burgfräulein sondern Ritter. Damit das auch restlos allen klar ist.", ihr Blick fiel auf die Gruppe des Palomino, der ihr einen kalten Blick entgegnete. Doch sie fuhr unbeirrt fort:
"Kampf. Das ist wohl das wichtigste in eurer Ausbildung zum Krieger. Ihr wart einer der Besten beim Ausdauertraining -"

"Was?!", rief der Dunkelbraune neben dem Palomino lachend. "Seit wann sind den Streuner in IRGENDETWAS gut??", er blickte auf Nyria und die anderen beiden stimmten in sein Lachen mit ein. Nyria schnaubte trocken. Wirklich. Unglaublich lustig. Lady McKara räusperte sich und die drei verstummten. Der sofortige Gehorsam verwunderte Nyria. Doch dann viel ihr ein, was Naur ihr erzählt hatte. Das Lady McKara bei den ersten Stunden ein paar Hengsten gezeigt hat, das auch eine Stute gut Ritter werden konnte. Sie hatte keine Zweifel das es sich dabei um diese drei handelte.

"Auf jeden Fall... Daher müsst ihr für sie Ausdauerprüfung nicht mehr so stark trainieren und könnt bereits mit dem Kampftraining beginnen.
Mit einigen hatte ich bereits das Vergnügen..."
Lady McKara stieg vom Platou und lief durch die kleine Gruppe. Sofort gingen die Pferde aus dem weg, sodass sie ungehindert passieren konnte. Schließlich drehte sie sich zu allen um und verkündete zwei Namen.
Heros und Selan.

Ein großer und krägtiger Windfarbener lief in mäsigem Tempo los während auch der Palomino antrabte und mit einem Galoppsprung auf das Holzplalteau sprang. Er tänzelte aufgeregt vor sich her. Der Windfarbene stand ruhig da und betrachtete den Palomino mit einem kalten Blick.
"Selan.", sagte Lady McKara und nickte dem Winfarbenen zu. Er nickte zurück und die tat es mit dem Palomino gleich. Also war sein Name Heros. Das passte. Klang genau so großkotzig wie das zugehörige Pferd war.
"Heros. Da viele hier wahrscheinlich noch nicht wirklich Kampferfahrung besitzen, werde ich euch heute einiges Grundlegendes beibringen und anschließend wird jeder einmal kämpfen, damit ich eure Fähigkeiten besser einordnen kann."
Nyria bewunderte die Stute. Obwohl ihre Stimme einen angenehmen Klang hatte, war sie fest und durchdringend. Sie ließ keine Zweifel an dem, was sie sagte.

"Diese beiden hatten bereits bei mir Unterricht. Zu Beginn werden wir den Kampf ohne Waffen erlernen. Was dabei zu beachten ist werde ich euch nun erklären. Heros! Greif Selan an!"
Heros schleuderte seinen Kopf nach oben und galoppierte aus dem Stand frontal auf Selan zu. Dieser stellte sich breit hin und hielt den Kopf gesenkt. Heros machte im letzten Moment einem kräftigen Galoppsprung an Selan vorbei und versuchte noch während dem Sprung zur Seite auszuschlagen. Selan allerdings war mit der Vorderhand ausgewichen und trat nun nach Heros, der aber bereits zwei weitere Galoppsprünge gemacht hatte und in einiger Entfernung von Selan stehen geblieben war und sich umdrehte. In seinen Augen lag etwas so kampflüstiges, dass es Nyria unangenehm war, seinen Blick zu beobachten. Also schaute sie stattdessen zu Selan, der noch immer kalt und ruhig, dennoch ununterbrochen aufmerksam auf Heros starrte.